Auf europäischer Ebene zwar immer irgendwie dabei und immer mal wieder mit dem ein oder andere klangvollen Namen in seinen Reihen, aber dennoch hat es für die tschechische Republik seit der Trennung von der Slowakei noch zu keinem Titel gereicht. Das wird sich für das Team von Trainer Bilek auch in Polen und der Ukraine trotz der eher leichten Gruppe nicht ändern.
Seit 1994 tritt Tschechien nach der Trennung von der Slowakei auf dem internationalen Fußballparkett alleine an. Zuvor hatte es als Tschechoslowakei immerhin zu acht Weltmeisterschaftsteilnahmen (dabei wurde zweimal - ´34 und ´62 - der Vizeweltmeistertitel erreicht) und drei Europameisterschaftsendrunden (Dritter ´60, Sieger ´76, Dritter ´80) gereicht. 1980 holte man zudem noch die olympische Goldmedaille, die Generation um Stürmerstar und Rekordnationalspieler Zdeněk Nehoda war eine erfolgreiche. Seit der Gründung eines eigenen tschechischen Verbandes reichte es auf globaler Ebene zu einer WM-Qualifikation, in Deutschland war 2006 aber bereits nach der Vorrunde Schluss. Im europäischen Raum lief es für Tschechien weitaus besser, man qualifizierte sich für jede EM-Endrunde. ´96 unterlag man im Finale Deutschland, 2004 war im Halbfinale gegen den späteren Sieger Griechenland Schluss.
Den Umweg über die Play-Offs musste Tschechien nehmen, um sich für die EM 2012 zu qualifizieren. Drei Niederlagen (Spanien 1:2, 0:2; Litauen 0:1), ein Remis (Schottland 0:0) und vier Sieg (Schottland 1:0; Liechtenstein 2:0, 2:0; Litauen 4:1) bedeuteten Platz zwei in der Gruppe I und die Relegation. Dort traf man auf Montenegro, gewann das Hinspiel mit 2:0, ließ vier Tage später ein 1:0 folgen und durfte somit an der Endrunde in Polen und der Ukraine teilnehmen.
Dort wird es für Tschechien jedoch schwer, überhaupt die Vorrunde zu überstehen. Zwar blieben Bileks Teams die großen Namen erspart, doch die aktuelle Verfassung der Mannschaft lässt auf nicht allzu viel hoffen. Einem 1:1 gegen EM-Teilnehmer Irland ließen die Tschechen ein knappes 2:1 gegen Israel folgen, das Spiel wurde erst durch einen Last-Minute-Treffer des eingewechselten Lafata entschieden. Auch die Generalprobe vor der EM lief alles andere als gut, mit 1:2 unterlag man Ungarn, das in der Qualifikation an der Niederlande und Schweden gescheitert war. Hoffnung setzt Bilek nun vor allem in seinen Star Tomáš Rosický (Arsenal FC), der in den Vorbereitungsspielen noch angeschlagen fehlte: „Er gehört zu unseren wichtigsten Spielern, wann immer wir ihn in unserer Mannschaft haben, sind wir deutlich stärker.“ Unterstützt wird der „kleine Mozart“ vor allem von Stürmer Baroš (Galatasaray) und den Bundesligalegionären Jiráček (VfL Wolfsburg) und Kadlec (Bayer Leverkusen). Beim Turnier könnten auch Plašil (Girondins Bordeaux), Hubnik (Hertha BSC) und Limberský (Viktoria Plzeň ) eine tragende Rolle übernehmen. Im Tor ist Čech (Chelsea FC) absolute Stammkraft, Drobný vom HSV kommt nur im Falle einer Verletzung der Nummer eins zum Einsatz. Mit dem Kommentar „Uns wird kaum etwas zugetraut. Das könnte ein Vorteil sein, denn wir haben uns stark verbessert“ sieht Trainer Bilek die Stärke seines Teams vor allem darin, dass der Gegner sie unterschätzen könnte. Bei aller individueller Klasse eines Rosický, Kadlec oder auch Baroš fehlt jedoch der letzte Biss im Mannschaftsgefüge, was den Tschechen gegen bis in die Haarspitzen motivierte Polen und gnadenlos effektive Russen zum Verhängnis werden könnte. Somit wird schon das Überstehen der Vorrunde zu einer schwierigen Aufgabe, spätestens im Viertelfinale ist mutmaßlich gegen die Teams aus der Gruppe B definitiv Schluss für Tschechien.
Mögliche Aufstellung: Čech - Limberský (Selassie), Hubnik, Hübschman, Kadlec - Jiráček, Plašil, Kolář , Rosický - Pilař, Baroš
Lisa Ramdor
Nehmen Sie Cesar Louis Menotti, ein Top-Trainer, aber wenn er mit einem Spieler geredet hat, hat er gefragt, ob es Frau und Kindern gut geht. Ansonsten saß er auf der Bank und rauchte 50 Zigaretten.
— Bernd Schuster