Nach dem 1:4 gegen Russland war Tschechien arg unter Druck, legte aber nach sechs Minuten zwei Tore vor und beherrschte die Griechen vor der Pause sicher. Nach der Pause kam Hellas nach einem Cech-Fehler zwar heran, spielte aber gegen die nachlassenden Tschechen wenig zwingend und unterlag deshalb verdient.
Ehe sich die Griechen versahen, hatte Hübschmann den Wolfsburger Jiracek steil in die Gasse geschickt und der Rechtsaußen machte das 1:0 für Tschechien (3.). Den Hochstart der Bilek-Elf vollendete umgehend ein Durchbruch über Verteidiger Selassie, der von der rechten Grundlinie in den Fünfer passte, wo sich Pilar im Bodenzweikampf gegen zwei Griechen durchsetzte und die Kugel mit dem Knie über die Torlinie bugsierte (6.). Die verdatterten Griechen schüttelten sich einige Minuten, nahmen die Höchststrafe an und versuchten sich an Offensivaktionen, die allerdings wenig einbrachten. Tschechien hatte seine Innenverteidigung umgebaut, wirkte hinten ungleich stabiler als noch im Russland-Spiel. Zudem mussten die Griechen bereits nach 23 Minuten ihren angeschlagenen Oldie im Tor, den 38-jährigen Konstantin Chalkias, gegen Sifakis austauschen. Auch lief der Ball wesentlich flüssiger bei Rosicky & Co. durch die Reihen, die mit ihrem punktuellen Tempospiel immer wieder für Unruhe in der gegnerischen Abwehr sorgten. Nach 27 Minuten verletzte das hohe Bein Rosickys, er sah dafür Gelb, Griechenlands Spielführer Karagounis am Kopf, der draußen behandelt werden musste. Derweil prüfte der tschechische Kapitän Sifakis aus der Distanz (29., zur Ecke abgewehrt). Im Mittelfeld kam es immer wieder zu verbissenen Zweikämpfen, zu einigen Fouls und entsprechender Hektik. Das oft zerfahrene Spiel beherrschten weiterhin die Tschechen, während ihr Gegner bis an die Pause heran ohne Torchance blieb. Plötzlich aber lag der Ball nach einem Fotakis-Kopfball im Tor von Cech, doch der Grieche war vor seinem Abschluss ganz knapp im Abseits (41.). So blieb es bis zum Halbzeitpfiff beim 2:0 für die Frühstarter aus Tschechien.
Die Mittel, mit denen Hellas (nach der Pause mit Gekas) den Rückstand gedachte aufzuholen, wirkten auch nach dem Seitenwechsel wenig schlüssig. Da musste schon Weltklassekeeper Cech einen groben Schnitzer machen, er ließ sich von Mitspieler Sikos stören und wehrte eine harmlose Samaras-Flanke vor die Füße von Gekas ab, der nur noch ins leere Tor zu kicken brauchte (53.). Danach machte sich das Fehlen Rosickys bei den Tschechen als Zentrale bemerkbar, der zur Halbzeit in der Kabine geblieben war. Die Ordnung fehlte, Kolar war kein annähernd gleichwertiger Ersatz als Spielmacher. Griechenland witterte Morgenluft, spielte aber überwiegend umständlich, nutzte die tschechischen Fehler kaum. Direkt in Tornähe kamen die Kontrahenten zudem Mitte der 2. Halbzeit kaum, der finale Pass und die Flanken wurden zu ungenau gesetzt, die seltenen Torschüsse ebenso. Karagounis und Samaras trieben Griechenland zwar weiterhin unermüdlich an, doch am 16er machte Tschechien kampfstark dicht, im Konterspiel aber gelang den Führenden auch wenig Erbauliches. So zerrte sich die Partie bis in die Schlussminuten hin, ohne das den anstürmenden Griechen oder den fahrig konternden Tschechen überhaupt noch Torchancen zufielen. Es blieb somit beim engen 2:1 für die Bilek-Schützlinge.
Ulrich Merk
Ich bin weniger von materiellen Dingen und Konsumgläubigkeit abhängig als er.
— Dieter Hoeneß über seinen Bruder Ulrich.