Das in Getafe (Madrid) erstmals ausgetragene Champions League-Finale der Frauen entwickelte sich zu einem Krimi. Nach fußballerisch zunächst mäßigem Auftakt lieferten sich Olympique Lyon und der 1. FFC Turbine Potsdam einen Schlagabtausch bis hin zum Elfmeterschießen. Die normale Spielzeit nebst Verlängerung blieben torlos. Der deutsche Meister setzte sich trotz eines Zwei-Tore-Rückstandes in der Elfmeterlotterie noch durch.
Mit der Spielweise seiner Elf in der ersten Halbzeit war Trainer Bernd Schröder überhaupt nicht zufrieden. Tatsächlich konnten Potsdams Kickerinnen lediglich vermitteln, sehr motiviert in dieses erste Champions League-Finale der Frauen eingestiegen zu sein. Spielerisch passte zunächst wenig zusammen, besonders das Aufbauspiel lahmte. Zu selten kamen Anspiele auf die drei Spitzen Bajramaj, Mittag und Wich an. Nur einmal blitzte Torgefahr seitens der Deutschen auf, als Mittags auf Bajramaj gedachter Pass zentral in den Sechzehner der Französinnen zischte. Lyons Keeperin Bouhaddi eilte jedoch heraus und fischte das Leder knapp vor Bajramaj weg (27.). Olympique Lyon agierte kompakter und konnte vor der Pause drei gute Torchancen aufweisen. Darunter ein Lattentreffer der technisch starken Spielmacherin Necib (15., Freistoß).
In den zweiten 45 Minuten wurde die Partie zunehmend interessanter, mit vielen Torraumszenen auf beiden Seiten und gegen Ende hin stärker auftrumpfenden „Turbinen“. Nach einer Stunde produzierte der 1. FFC die bis dahin beste Torchance. Bajramaj, mit unglaublichem Laufpensum über die gesamte Spieldistanz, hatte sich rechts im Sechzehner durchgetankt. Bei ihrem Rückpass in die Mitte schien der Ball die Torauslinie überschritten zu haben, doch Schiedsrichterin Kirsi Heikkönen ließ weiterlaufen. Somit kam Kemme aus kurzer Distanz zum Abschluss, scheiterte jedoch an der reaktionsschnellen Bouhaddi. Die Nachschussmöglichkeit setzte sie über den Querbalken (61.). Es folgte eine Phase, in der Lyon sich wieder Feldvorteile verschaffte. Bei einem Freistoß Necibs von halblinks musste die 17-jährige Turbine-Keeperin Sarholz sich strecken, um den Einschlag zu verhindern (80.). Die letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit gehörten dann dem deutschen Meister. Nagasatos Direktschuss nach einem Zuspiel Kemmes verunglückte noch (83.), doch eine Minute später war schlicht Pech im Spiel. Mittag hatte sich das Leder erkämpft, steuerte in den Strafraum, verschaffte sich mit einer Körpertäuschung freie Schussbahn, drehte den Ball um die herausstürzende Bouhaddi aufs Tor - und traf den rechten Pfosten.
Die Verlängerung zeigte auf, dass das Spiel viel Kraft gekostet hatte. Besonders auf Seiten der Französinnen. Die erschöpfte Necib war ausgewechselt worden, aber die starke Abwehrspielerin Renard sorgte mehrfach dafür, dass nicht die gesamte Last des „Turbinen“-Drucks von Bouhaddi abgewehrt werden musste. Potsdam erspielte sich Torchancen in kurzer Reihenfolge, machte sich aber durch Ungenauigkeiten das Leben selber schwer. Odebrecht, Kerschowski, Mittag und Bajramaj besaßen Chancen, das Elfmeterschießen zu vermeiden, derweil die seltenen Gegenstöße Lyons nur einmal echte Torgefahr ausstrahlten, als Sarholz Dickenmanns Schuss parierte (113.).
Spannender als das nachfolgende Penalty-Schießen konnte das Finale dann wohl kaum enden. Da Bouhaddi die Strafstöße von Zietz und Mittag parierte, Lyons Elfer-Kandidatinnen bis dahin jedoch sicher getroffen hatten, stand Potsdam kurz vor dem Aus. Nun schlug die Stunde von „Turbinen“-Torhüterin Sarholz. Nacheinander wehrte sie die Schüsse von Henry und Herlovsen ab - der Gleichstand war wieder hergestellt. Die nächsten vier Schützinnen verwandelten souverän, dann standen die direkten Duelle der Keeperinnen an. Sowohl Sarholz wie die anschließend ausführende Bouhaddi entledigten sich dieser Herausforderung in sicherer Manier. Schmidt legte das 7:6 für Potsdam vor - die Vorentscheidung. Lyons Stürmerin Thomis knallte ihren Versuch an die Querlatte.
André Schulin
Ich stehe morgens dafür auf, Tore zu schießen.
— Edgar Schmitt