Überlegen - und doch klar verloren

von Günther Jakobsen12:37 Uhr | 29.09.2011

Verkürzt stellte sich die Arbeitsteilung folgendermaßen dar: Der BVB machte das Spiel, Olympique die Tore. Marseilles Defensivtaktik ging auf, weil es bei Dortmunds Chancenverwertung nach wie vor hakte und die Abwehrfehler nahezu konsequent bestraft wurden.

Der bildhafte Vergleich hinkt; Elemente der Mär vom Hasen und Igel boten sich beim Gastspiel der Dortmunder im Stade Velodrome allerdings doch an: Der BVB lief viel, sicherte sich den größeren Anteil Ballbesitzes und schoss doppelt so oft aufs Tor wie der Gegner - aber an letztlich spielentscheidenden Wegpunkten tauchten Akteure Olympique Marseilles in „Ich bin schon da“-Manier auf und entschieden das „Rennen“ kurioserweise zu ihren Gunsten. So in der 20. Minute, als Remy über halblinks den Ball in Richtung BVB-Strafraum trieb. Subotic rutschte beim Versuch, die Lücke zu schließen weg, und schon war der Raum für Remy völlig frei, zum mitgelaufenen André Ayew zu passen, gegen dessen platzierten Flachschuss ins lange Eck Weidenfeller keine Abwehrchance blieb. Kurz zuvor hatte OM-Schlussmann Mandanda einen Schuss Götzes per Fußabwehr gestoppt.

In der 50. Minute half der Pfosten den Gastgebern, nachdem die entschlossen aus der Kabine zurückgekehrten Schwarzgelben durch Götze im Sechzehner Marseilles zum Abschluss kamen. Der Abpraller fiel genau dem am Boden liegenden Mandanda in die Arme - auch das Glück war nicht auf Seiten der Westfalen. Zwei Minuten später warf sich Mandanda erfolgreich in einen Schuss von Götze, der später nochmals am OM-Keeper scheiterte (70.). Lewandowski verzog freistehend aus halbrechter Position (52.) und ließ damit eine weitere gute Chance in Dortmunds Drangphase aus. Derweil sich der BVB aufgrund seiner Überlegenheit dem Ausgleich anzunähern schien, legte OM - konträr zum Spielverlauf - mit einem einzigen erfolgreichen Vorstoß die Latte ein Stück höher: Hummels’ Versuch, das Spielgerät per Kopfball einem Mitspieler zukommen zu lassen, landete genau im Lauf Remys. Der Stürmer steuerte frei auf den Dortmunder Kasten zu und versenkte den Ball trocken im kurzen Eck (62.). Mit einer harten Elfmeterentscheidung zu Ungunsten des BVB (Zweikampf Kehl gegen Remy) fiel die endgültige Entscheidung: André Ayew traf sicher zum 3:0 (69.). Der eingewechselte Barrios setzte in der 88. Minute noch einen Kopfball gegen den Querbalken, damit war aus Dortmunder Sicht dann der Schlusspunkt unter einen denkbar negativ verlaufenen Ausflug gesetzt. Die Gastgeber, besser gesagt, der spät eingewechselte Jordan Ayew (71.), hatten allerdings auch noch ihren Moment des Ärgers: In der Nachspielzeit handelte sich der Bruder des Doppeltorschützen wegen einer Schwalbe die Gelb-Rote Karte ein - überflüssig wie ein Kropf, was auch für die Niederlage des BVB galt.

André Schulin



Es stört mich nicht, dass in Deutschland ein paar hunderttausend Wellensittiche "Hansi" heißen.

— Hansi Müller