Bundesliga - News

Überraschend aufregende Gruppe C

von Günther Jakobsen12:06 Uhr | 15.06.2004

Im Rückblick auf den ersten EM-Spieltag der Gruppe C fiel vor allem der taktisch armselige Kick der Italiener auf, die nicht einmal in Ansätzen ihrer Favoritenrolle gerecht wurden. Dagegen lieferten Schweden, Dänemark und selbst Bulgarien mindestens phasenweise Fußball zum Zungeschnalzen.

Treter Totti
Ob der enttäuschende Auftritt der Azzuri gegen Dänemark nun an der „mädchenhaften Frisur“ der frischgebackenen Comedy-Ikone Totti lag, wie der erst selbst vor nicht langer Zeit von seiner albernen Matte befreiten ARD-Kommentator Steffen Simon glaubhaft machen wollte, sei dahingestellt. Der Spielmacher des Favoriten trabte jedenfalls recht planlos übers Feld, gab sich mit einem Weltklassepass auf den völlig versagenden del Piero zufrieden und zelebrierte ansonsten nur seine mittelprächtigen Freistöße bzw. outete sich in der Schlussphase als übler Treter, der aus unerfindlichen Gründen nicht den Roten Karton sah. Seine Mitspieler glänzten allerdings in der Abwehr auch nur mit rustikalem Körpereinsatz, als zahnlose Flügelzangen bzw. ideenlose Querspieler im Mittelfeld oder auf Zufall spekulierende Lethargiker im Angriff. Derweil präsentierten die Dänen Spielzüge wie an der Schnur gezogen, technisch elegante Flügelläufe und flott rochierende Stürmer, wobei Sturmtank Tomasson allerdings meist viel zu voreilig die waagerechte Stellung auf dem saftigen Grün suchte und Ebbe Sand gegen Nesta & Co. frühzeitig den Schwanz einzog. Es gab wohl keinen neutralen Beobachter der Partie, der den Dänen nicht einen Sonntagsschuss oder vielleicht sogar ein italienisches Eigentor zum stetig in der Luft liegenden 1:0-Erfolg gegönnt hätte.

Die Bulgaren hätten…
Vor dem alle Fußballfreunde begeisternden Doppelschlag Larssons in der Partie der Schweden gegen Bulgarien war es das Spiel des Martin Petrov vom VfL Wolfsburg, der schlichtweg eine Weltklasseleistung zeigte, welches begeisterte. Ob am linken oder rechten Flügel mit Fußballlehrbuch-Flankenläufen aufwartend, bzw. hinter den Spitzen mit gescheiten Pässen glänzend; der Linksfuß brillierte zumindest eine gute Halbzeit lang wie kaum ein Feldspieler vor ihm bei dieser EM. Ungefähr fünf kongenial heraus gespielte Torchancen hätten die Schweden vor dem sensationellen Larsson-Auftritt bereits knacken können, doch es fehlten mehrmals die berühmten Zentimeter zum Glück. Mitten in ihren tollen Lauf hinein fiel das 0:1, wobei das Zuspiel auf Ibrahimovic zweifelsohne von jedem zweiten Linienrichter durch Fahneheben unterbunden worden wäre, so knapp war die Entscheidung, das Spiel (zurecht) weiterlaufen zu lassen. Den Bulgaren fehlte letztlich ein Knipser der Marke Larsson – der feine, aber entscheidende Unterschied. Doch die junge bulgarische Elf zeigte auf, dass sie den Dänen und besonders den Italienern in den beiden folgenden Partien arg zusetzen kann. Die Schweden tun allerdings gut daran, den Kantersieg nicht über zu bewerten, denn – bis zum Doppelschlag – hätten die Schwarzmeer-Kicker auch gut und gern bereits 2:0 führen können, den Laden hinten dicht machen und die Grenzen der Skandinavier aufzeigen können. Das klingt zwar etwas nach dem altbekannten Hätte-Können-Sollte-System der Analyse-Kasper Delling/Netzer, doch die Spielkunst der jungen Bulgaren blieb im 0:5-Endresultat extrem ungewürdigt und die Vorfreude für uns Fußballfreunde auf die weiteren Partien dieser überraschend aufregenden Gruppe C dadurch ebenso wenig getrübt.

Ulrich Merk



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