Überraschungen zum Auftakt

von Günther Jakobsen17:42 Uhr | 21.08.2012

Allein der FC Chelsea schaffte es, seiner Favoritenrolle am ersten Spieltag gerecht zu werden. Drei Punkte holten zwar auch die Citizens aus Manchester, der Meister lieferte sich gegen Southampton jedoch zunächst einen Krimi. Arsenal stolperte bei einem Remis gegen Sunderland und die ambitionierten Teams aus Tottenham, Liverpool und Manchester (United) ließen zum Auftakt gar gänzlich Punkte liegen. Den Platz an der Spitze teilten sich vorerst überraschend Fulham und Swansea.

Bei einem Blick auf die Tabelle der Premier League nach dem ersten Spieltag mochte man sich zunächst die Augen reiben. Auf den ersten vier Plätzen, die die Teilnahme an der Champions League sicherstellten, lag nur ein Team, das dort mutmaßlich bis zum Ende der Saison ein Wörtchen mitzureden hatte: Der FC Chelsea. Die Kicker aus dem westlichen Teil der Londoner Innenstadt gewannen bei Wigan Athletic mit 2:0 und begannen die Saison somit auf Platz vier. Im ersten Ligaspiel für seinen neuen Klub machte vor allem Eden Hazard auf sich aufmerksam. Der Belgier legte erst für Ivanovic auf (2.) und holte nur wenig später einen Foulelfmeter heraus (Lampard, 6.). Weitaus größere Probleme hatte der benachbarte FC Arsenal in seinem Duell mit dem FC Sunderland. Aus deutscher Sicht erfreulicherweise hatten es Mertesacker und Podolski zwar in die Startelf geschafft, doch vor allem beim ehemaligen Kölner war deutlich zu sehen, dass er sich noch an die für ihn neue Liga gewöhnen musste. Auch der für ihn eingewechselte Neuzugang Giroud war (noch) kein Ersatz für Topstürmer van Persie; hüben wie drüben fielen keine Tore und das Spiel endete 0:0. Einen grandiosen Start erwischten dagegen Swansea City und der FC Fulham. Beide Mannschaften gewannen ihre Auftaktspiele mit 5:0 und setzten sich an die Spitze der Premier League. Beim FFC standen gegen Norwich City die aus der Bundesliga bekannten Neuzugänge Riether und Petric in der ersten Elf. Die Londoner übernahmen schnell das Spielgeschehen, Duff erzielte in der 26. Minute das erste Tor. Dem Ex-Hamburger Petric gelang ein Doppelpack (41., 54.) , danach trafen Kacaniklic (66.) und Sidwell (87.) gegen ein völlig überfordertes Norwich. Etwas größere Anlaufschwierigkeiten hatte Swansea gegen die Queens Park Rangers, trotz eines frühen Treffers von Michu (8.). Bis zur 53. Minute hielt QPR noch dagegen, dann jedoch traf Michu zum zweiten Mal und alle Dämme brachen. Dyer (63., 71.) und Sinclair (81.) schraubten das Ergebnis ohne viel Gegenwehr noch in die Höhe. Hinter den „Swans“ und Fulham reihte sich West Bromwich Albion ein, das klar gegen den FC Liverpool gewann. Dieser Sieg dürfte vor allem für Fans von Swansea City eine kleine Genugtuung gewesen sein, verließ ihr Trainer Brendan Rodgers das Team doch zugunsten der „Reds“. Liverpool war zu Beginn das bessere Team, ein herrlicher Sonntagsschuss von Gera brachte West Brom jedoch in Front (43.). Nach der Halbzeit schwächte sich Liverpool selbst, als Agger nach einer Notbremse die Rote Karte sah (59.). Der Strafstoß von Long war zwar mehr Rückpass als Torschuss, sodass Reina keine Probleme hatte, den Ball zu fangen (60.), doch nur eine Minute später verlor der nächste Abwehrspieler seine Nerven. Nun war es Skrtl, der im Strafraum zu ungeschickt zu Werke ging, den zweiten Foulelfmeter verwandelte Odemwingie. In Überzahl ließ Lukaku noch das 3:0 folgen (77.).

Nicht minder groß wäre die Überraschung gewesen, hätte der FC Southampton seine Führung gegen Manchester City bis zum Ende gehalten. Der Meister des Vorjahres musste gleich zwei Rückschläge wegstecken: Erst konnte Aguero wegen einer Knieverletzung nicht weiterspielen (13.), drei Minuten später scheiterte Silva mit einem Foulelfmeter. Der begnadigte Tevez brachte die „Citizens“ kurz vor dem Seitenwechsel zwar in Führung, doch Lambert (59.) und Steven Davis (68.) drehten die Partie zugunsten des Aufsteigers. City musste all sein Können aufbieten und schlug durch Dzeko (72.) und Nasri (80.) noch rechtzeitig zurück. Erste Punkte sammelten Southamptons Mitaufsteiger West Ham United und der FC Reading. Die „Hammers“ schlugen Aston Villa dank eines Treffers von Nolan (40.) mit 1:0 und durften eine gelungene Rückkehr in die höchste englische Spielklasse feiern. Reading hatte es mit Stoke City zu tun und musste nach dem 0:1 durch Kightly (34.) bis zu Ende zittern. Erst in der 90. Minute wurde die Elf von Brian McDermott dafür belohnt, dass sie in den Schlussminuten alles nach vorne warf. Le Fondre verwandelte einen Foulelfmeter, Whitehead hatte zuvor die Ampelkarte gesehen. Seine gute Form aus der Vorsaison (Platz fünf) bestätigte Newcastle United in der Begegnung mit Tottenham Hotspur. Unter ihrem neuen Trainer Villas-Boas begannen die „Spurs“ offensiver, verpassten es jedoch, in Führung zu gehen. Besser machte es in der zweiten Halbzeit Demba Ba, der die erste wirklich gute Chance der „Magpies“ zum 1:0 verwertete (55.). Kurz darauf wurde Newcastle-Trainer Pardew des Feldes verwiesen, weil er im Eifer des Gefechts den Schiedsrichterassistenten mit einem Schubser auf eine Fehlentscheidung aufmerksam machen wollte. Untätig musste er zusehen, wie Defoe im Gewühl das 1:1 markierte (76.), nur vier Minuten später beruhigte Ben Arfa die Gemüter. Selbst gefoult, trat er zum Strafstoß an und erzielte den Siegtreffer. Mit einer improvisierten Defensive trat Manchester United das Nachbarschaftsduell beim FC Everton an. Ohne Ferdinand, Smalling, Jones und Evans gab Carrick den Innenverteidiger, was nicht nur ihn, sondern auch seine Kollegen gehörig durcheinander brachte. Everton kam in der ersten Halbzeit zu einigen hochkarätigen Chancen, United hatte nicht viel entgegenzusetzen - Rooneys Schüsse waren nicht gut genug, Neuzugang Kagawa war weitgehend wirkungslos. Erst in der zweiten Halbzeit belohnten sich die „Toffees“ selbst, Fellaini erzielte per Kopf das 1:0 (59.). Auch der in der 68. Minute eingewechselte van Persie konnte an der Auftaktniederlage des Favoriten nichts mehr ändern, einzig Torwart de Gea verdiente sich mit mehreren starken Paraden Bestnoten.

Lisa Ramdor



Das Angebot von Inter Mailand war so gut, dass meine Mannschaftskameraden gesagt haben: Das musst du annehmen, wir bringen dich mit Blumen zum Flughafen.

— Uwe Seeler