Einzig der BVB buchte das Semifinale auf konventionelle Weise. Wolfsburg und die Bayern, deren Stadtbruder sich erstaunlich lange wehrte, mussten durchs Nadelöhr der Verlängerung. Gar im Elfmeterschießen ergab sich die große Sensation dieser Runde, denn das kleine Carl Zeiss Jena zwang nach Bielefeld und Nürnberg nun auch den Deutschen Meister in die Knie und hofft damit anders als die Schwaben inzwischen auf den UEFA-Cup.
Leicht tat sich auch Borussia Dortmund keineswegs, zumal Hoffenheim seine letzten vier Ligaspiele allesamt gewonnen hatte. Der Zweitligist, der erstmals überhaupt im DFB-Pokal auswärts antrat, ließ sich weder von der ungewohnten Kulisse noch von einer schnellen schwarz-gelben Führung erschrecken. Noch vor der Pause verkürzte Copado per Elfmeter (38.), nachdem Federico (20.) und Tinga (23.) ein vermeintlich sicheres 2:0 vorgelegt hatten. Auch nach Petrics Treffer zum 3:1 (54.) gab sich das Rangnick-Team nicht geschlagen, sondern hielt Dortmund bis zum Schlusspfiff in Atem. Mehr als Borussias Sturm war es daher am Ende Marc Ziegler, dessen Glanzparaden den Pflichterfolg sicherten und damit für den ersten Halbfinaleinzug seit 1989 sorgten. Erhalten blieb zugleich die Chance auf den Europapokal.
Eine wesentliche größere Hürde hatte der VfL Wolfsburg für dieses Ziel zu nehmen. Gegen den Hamburger SV blieben die Niedersachsen von Beginn an feldunterlegen, gingen aber trotzdem nach einer Viertelstunde in Front, nachdem Grafite sich einen etwas undurchsichtigen Strafstoß erarbeitet hatte. Der HSV, eigentlich alles andere als eine Pokalmannschaft, vergab schon in der ersten Halbzeit große Chancen und schlug erst spät dann zurück, als van der Vaart mit einem Kunstschuss direkt in den Winkel traf (70.). Eher die Gäste mussten sich anschließend ärgern, dass nach 90 Minuten noch kein Sieger ermittelt war. In der Verlängerung aber ereilte sie dann ein Kraftproblem, das Marcelinho, der ansonsten überhaupt nicht zu sehen war, völlig überraschend zum Wolfsburger Siegtor nutzte (109.). Zum vierten Mal in seiner Vereinsgeschichte zog der VfL damit ins Semifinale ein.
Der FC Bayern hatte streng genommen nur einen Zweitligisten zu Gast, doch entwickelte sich das 204. Münchener Lokalderby zu einem der spannendsten Bayern-Spiele der letzten Jahre. München 1860 ließ sich vor dem Wechsel nicht viel gefallen, mit Ausnahme einer 100-Prozent-Chance für Toni Kroos, die der Youngster allerdings fahrlässig vergab (37.). Erst zur zweiten Halbzeit brachte Ottmar Hitzfeld dann Franck Ribery ins Spiel, was sich mittelfristig lohnen sollte. Die permanent feldüberlegenen Bayern suchten die Entscheidung eher halbherzig und meinten sie kurz vor Schluss noch zu finden, als Lucio elfmeterreif zu Fall gebracht wurde, Schiedsrichter Gagelmann allerdings weiterlaufen ließ (89.). In die fällige Verlängerung gingen die Blauen gar in Überzahl, nachdem Luca Toni eine überzogene Gelb-Rote Karte gesehen hatte (84.). Umso billiger aber stellte Ribery bald den Gleichstand wieder her, als er sich nach zarter Berührung von Benjamin Schwarz bühnenreif fallen ließ und auch dem Löwen damit die zweite Verwarnung einhandelte (111.). Als das Elfmeterschießen trotzdem beschlossen schien, sorgte Ribery dann auch noch für das Siegtor, nachdem Pagenburg Klose an der Strafraumgrenze legte und der Bremer Unparteiische wohlwollend auf Elfmeter entschied. Mit einem Lupfer in der 120. Minute brachte Ribery seine Mannschaft schließlich ins Halbfinale.
Weniger nervenstark präsentierte sich der VfB Stuttgart. Mit dem Zweitliga-Kellerklub Carl Zeiss Jena hatte der Meister im Grunde ein Glückslos gezogen, doch war die Blamage umso größer, als ein schon sicherer Sieg noch aus der Hand gegeben wurde. Bereits in der Hauptspielzeit spielten die Schwaben hochnervös, glichen das 0:1 durch Werner (32.) aber immerhin noch aus und quälten sich durch ein Gomez-Tor in die Verlängerung (81.). Als derselbe Mann dort bald das 2:1 nachlegte (94.), schien der verdiente Sieger ruhmlos ermittelt. Noch mit der letzten Aktion des Spiels aber bestrafte Jenas Müller Stuttgarts Sorglosigkeit und staubte nach einem Torwartfehler zum 2:2-Ausgleich ab (120.). Im Elfmeterschießen geschah es dann tatsächlich: Während da Silva für den Deutschen Meister verschoss, brachte Jena alle Kugeln im Tornetz unter und stand nach Ziegners verwandeltem Elfer tatsächlich in der Runde der letzten Vier. Nach Bielefeld und Nürnberg eliminierte Jena so nicht nur den dritten Bundesliga-Klub, sondern auch den zweiten Finalisten des Vorjahres. Sollte das nächste Los nicht FC Bayern heißen, spielen die Thüringer in der nächsten Partie damit gar um den UEFA-Cup.
Maik Großmann
Wer es nicht schafft, gegen den HSV zu punkten, sollte nicht auf dem Rücken eines Flüchtlings, der niemandem etwas getan hat, versuchen, einen Vorteil herauszuholen, sondern besser auf die eigenen sportlichen Fehler schauen.
— Daniel Thioune zu den Vorwürfen gegen HSV-Profi Bakery Jatta. Dessen Einsatz hatten mehrere Vereine zu Protesten veranlasst.