„Die Ergebnisse stimmen wieder, auch das Spielerische wird von Woche zu Woche besser“, freut sich Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge über die Entwicklung des FCB seit der Rückkehr von Trainer Ottmar Hitzfeld. Der eigene Aufschwung sowie die Schwächen der Konkurrenten bauten die Münchener im Titelkampf wieder auf. Der Vergleich mit Werder Bremen verspricht zu einem reizvollen Spitzenspiel zu werden, denn auch bei den Grün-Weißen glaubt man, nach einem Durchhänger wieder stabil genug zu sein, den Titelkampf entscheidend mitzuprägen.
Starke Keeper, offensivfreudige Verteidiger
Eines haben Bayern und Bremer gemeinsam: Alle Mannschaftsteile standen im Laufe der Saison irgendwann - mehr oder minder lange - in der Kritik: Außer den Männern im Tor. Oliver Kahn und Tim Wiese, während dessen Verletzung Andreas Reinke eine fehlerfreie Vertretung hinlegte, schwebten irgendwo zwischen „absolut zuverlässig“ bis „überragend“ durch den Sechzehner oder auf der Linie. Die offensivfreudigen Innenverteidiger der Bayern mussten öfter Mal auf ihre eigentliche Aufgabe hingewiesen werden, da unkoordinierte Vorstöße die Deckung empfindlich entblößten - sieben Niederlagen in einer so frühen Saisonphase leisteten sich die Münchener in der Vergangenheit nicht häufig. An der Abstimmung von Bremens „Langen“ gab es weniger zu monieren. Werders Abwehrspieler sind zudem weitaus erfolgreicher bei ihren Ausflügen in des Gegners Hälfte: Stolze 13 Tore feierten Naldo (sechs Treffer), Mertesacker, Fritz und Co. Dagegen stehen lediglich vier Bayern-Buden der Verteidiger.
Wuseliger „Brazzo“
Ein nur spärlich vorhandener Spielwitz und eine zu geringe Durchschlagskraft kennzeichnete die Leistungsfähigkeit des Münchener Mittelfeldes über die größten Strecken der bisherigen Saison. Bremens zentrale Abteilung musste einen Effizienz-Verlust erst in der Rückserie hinnehmen und konnte das zeitweilig brillante Kombinationsspiel aus der Hinrunde kaum einmal reproduzieren. Gegen Bochum, den Lieblingsgegner in der Bundesliga, zeigte sich die Werderaner Mittelachse um Torsten Frings und Diego zuletzt allerdings klar überlegen und schuf die Grundlagen des 3:0-Erfolges. Dass Bayerns Mittelfeld bissiger geworden ist, ist stark auf den Kämpfertypen Mark van Bommel zurückzuführen. Auch der am Saisonende scheidende Hasan "Brazzo" Salihamidzic knüpfte zuletzt an die wuselige Form an, die seine Vorstöße so gefährlich macht.
Dreistellig wird schwierig
Nach der starken Hinrunde nahmen die Bremer die 100-Tore-Marke als Saisonziel ins Visier, was anhand von 47 Treffern zur Winterpause als nicht unmöglich erschien. Der Rückrundenverlauf gestaltete sich allerdings nicht wie erhofft. Die „Torfabrik“ konnte während der Niederlagenserie gegen Schalke, Stuttgart und den HSV nur ein Produkt liefern, was weder für einen Punkterfolg noch für die angepeilte Torausbeute dienlich war. Goalgetter Miroslav Klose (elf Saisontreffer) leistet zwar wertvolle Zuliefererdienste, bleibt im Abschluss jedoch unter seiner Bestform. Hugo Almeida vermag sporadisch seinen Teil zum Erfolg beizutragen (vier Tore), offenbart aber noch Verbesserungsmöglichkeiten im Kombinationsspiel und Abschluss. Winterpausen-Neuzugang Markus Rosenberg fiel bislang nicht sonderlich auf. Nur gut für die Grün-Weißen, dass Aaron Hunt in der Rolle des dynamischen Angreifers mit Abschlussqualitäten (acht Treffer) zugelegt hat.
Grummler ohne Rückrundentor
Beim FC Bayern musste zuletzt sogar Torgarant Roy Makaay (zwölf Treffer) mittels Teilzeitarbeit dazu beitragen, dass Lukas Podolski (drei Tore) ausreichend Praxis in den Pflichtspielen sammeln konnte. Die Aufwärtstendenzen des Youngsters geben Ottmar Hitzfeld Recht, gleichwohl im Kampf um die üblichen zwei Sturmplätze heftiges Gerangel entsteht. Roque Santa Cruz (kein Treffer) scheint derzeit chancenlos, während Claudio Pizarro (sechs Treffer) fast immer dabei ist, aber seine Rotations-Einsätze nur grummelnd akzeptiert und von Zeit zu Zeit gerne mit Wechselabsichten liebäugelt. In der Rückrunde traf der Peruaner noch nicht. Zweimal traf Pizarro, nunmehr in der sechsten Saison in München, gegen seinen Ex-Klub Werder Bremen. Beide Spiele endeten Unentschieden.
André Schulin
Ich habe traurig.
— Plakat eines jugendlichen Bayern-Fans beim Abschied von Giovanni Trapattoni.