Und wieder nur fast

von Günther Jakobsen10:38 Uhr | 03.11.2005

Der FC Thun verlor in der Champions League nach einem starken Spiel gegen Ajax Amsterdam in der Nachspielzeit. Thun verpasste damit eine weitere Überraschung und wurde, wie schon im Highbury, vor die Tatsache gestellt, dass Spitzenteams auch nach neunzig Minuten ein Spiel noch für sich entscheiden können, wenn man sie lässt.

Wenn ein Trainer sagt, dass seine Mannschaft zwar schlecht gespielt, aber dennoch gewonnen hat, und der andere Trainer sagt genau das Gegenteil, dann hat man zumindest eine interessante Partie gesehen. Ans Wankdorf-Stadion hatte Ajax gute Erinnerung. Hier hat man das Heimteam, die Berner Young Boys, am 9. 3. 1988 mit 1:0 besiegt. Thun hat aber im Champions League Heimstadion, das der Kantonsrivale zur Verfügung gestellt hat, mit Dynamo Kiew, Malmö FF und Sparta Prag schon drei große Mannschaften beeindruckt, und wollte dies gegen AFC Ajax Amsterdam erneut versuchen. Tatsächlich konnte der FC Thun zwei Mal einen Rückstand gegen Ajax aufholen. Ajax ging nach einem verhaltenen Start mit zwei vergebenen Thuner Chancen (Lustrinelli) durch Wesley Sneijder in Führung (27.). Sneijder versenkte einen abgelenkten Nachschuss aus 18 Metern im Tor.

Der Druck des FC Thun nahm nach der Pause auch dank der Einwechslung von Adriano zu. Adriano schickte Lustrinelli durch die Mitte der Ajax-Viererkette, was dieser zum Ausgleichstreffer ausnutzte (56.). Nur sieben Minuten später verwertete Anastasiou eine Hereingabe des jungen Talentes Babel zum 1:2. Als Thuns Trainer Schönenberger die Integrationsfigur Andres Gerber einwechselte bewies er dadurch wieder sein gutes Gespür. Thun steigerte den Druck und kam völlig verdient zum 2:2 durch Adriano (74.). Thun hielt den Druck aufrecht, und glaubte den Punkt schon auf sicher, als De Jong einen von Pienaar aufgelegten Ball unhaltbar ins hohe Eck drosch (91.). Pienaar gab mit der Ferse auch die Vorlage für das letzte Tor durch Boukhari, den einzigen eingewechselten Mann auf Seite der Niederländer. Thun wurde für seine starke Leistung schlecht belohnt. Das Tiefstapeln im Vorfeld des Spiels war zwar angesichts des Palmares der beiden Vereine angebracht, betrachtet man aber die gezeigte Leistung auf dem Platz, hätte Thun besser daran getan, sich den letzten Schweizer Gegner der Holländer zum Vorbild zu nehmen. Lausanne besiegte am 26. 10. 2000 Ajax mit 1:0. Fünf Jahre später wäre Ähnliches nicht unmöglich gewesen. So brauchte Ajax lediglich drei Minuten, um seine Klasse unter Beweis zu stellen.

Andreas Beck, Bern



Dieser Plastikklub macht die Preise kaputt.

— Christoph Daum, Trainer 1. FC Köln, über Bayer Leverkusen.