Was als lockeres Vorspiel geplant war, endete für den HSV fast in einer bösen Überraschung. Viel eher als die Rumänen zu beherrschen, brachte sich Hamburg mit seiner wackligen Defensive selbst in Gefahr und musste mehrfach froh sein, gegen den spielstarken Gegner nicht in Rückstand zu geraten. Da die eigene Sturmreihe wirkungslos blieb, war ein 0:0 gar das höchste der Gefühle.
Der Noname-Klub aus Rumänen hatte zuletzt seine Liga im Sturm erobert und führte sie genau wie Hamburg die Bundesliga zur Zeit sogar an. Wie ballsicher und kombinationsstark die Gäste auftraten, überraschte schon in den ersten Minuten trotzdem. Der HSV hatte ein Bollwerk erwartet und verzeichnete statt dessen bald ein spielerisches Untergewicht, was nicht zuletzt daran lag, dass die Hanseaten selbst reichlich schwer nur in die Gänge kamen. Mehr als eine halbe Stunde war vorbei, als Jarolim erstmals ein Zeichen setzte und mit einem strammen Schuss aus 14 Metern den Pfosten traf. Das Bild aber blieb unverändert. Die Jol-Elf musste sich quälen, um bis an den Strafraum vorzudringen und bekam ihrerseits die flinken Rumänen nicht in den Griff. Erst Bilasco (36.) und gleich nach ihm Mara (38.) verpassten nach scharfen Flügelattacken nur knapp das 0:1, ehe dann auch Onofras mit einem Schlenzer beinahe erfolgreich war (42.). Mit dem besonders in seiner Art überraschenden 0:0-Pausenstand konnten die Gäste so nicht einmal zufrieden sein. Anders als ihre eigene Abwehr zumal war die HSV-Defensive bis hierhin furchtbar löchrig. Vor allem Alex Silva, den Martin Jol sein viel erwartetes Debüt feiern ließ, enttäuschte auf ganzer Linie und richtete in mehreren Szenen um ein Haar großen Schaden an. Der vermeintliche Stratege Thiago Neves wurde seiner hohen Ablöse obendrein ebenfalls nicht gerecht.
Keine Viertelstunde war die zweite Halbzeit dann alt, als Neves bereits aus dem Spiel genommen wurde. Martin Jol brachte Pitroipa und kurz darauf auch Petric für Olic. Alex Silva dagegen durfte weiterspielen, und dies hätte fast fatale Folgen gehabt, als der Brasilianer zuerst mit einem schlimmen Fehler Onofras das 0:1 ermöglichte (49.) und dann nach einer guten Stunde, nachdem er ganz zu Beginn des Spiels schon mit der Hand an den Ball gekommen war, ebenfalls Onofras im Strafraum von den Beinen holte. Völlig überraschend blieb der Elfmeterpfiff allerdings aus. Nach so viel Dusel bäumte der HSV sich immerhin kurz noch einmal auf, hielt Urziceni bis auf weiteres vom eigenen Gefahrenraum fern und kam sogar noch zu eigenen Chancen. Die erste ergab sich aus Versehen und war eher noch Ausdruck der eigenen Unzulänglichkeiten: Eine Ecke von links setzte Trochowski auf die Latte (88.). Zwei Minuten vor Abpfiff fiel dann tatsächlich noch fast das 1:0, doch ebenfalls bezeichnend schoss Guerrero aus 13 Metern ungedeckt vorbei, nachdem ihm Demel von der rechten Seite vorgelegt hatte. Immerhin die größte Chance des Spiels hatte der HSV so am Ende noch auf dem Konto. Noch immer aber musste er froh sein, für ein schwaches Heimspiel nicht härter bestraft worden zu sein und zumindest ohne Gegentor zum Rückspiel nach Rumänien zu fahren.
Maik Großmann
Herr Assauer, Contenance, bitte, bitte Contenance!
— Christoph Daum