Drei der letzten vier Mannschaften in der Tabelle stehen am 16. Spieltag äußerst unangenehme Gastauftritte in München, Hamburg und Leverkusen bevor. Werder Bremen hat nach dem Sieg gegen den HSV das nächste Derby vor der Brust. Und Dortmund kann sich zum Auftakt mit einem Sieg über Bielefeld ein gutes Stück von den Abstiegsplätzen distanzieren.
Ein Dreier käme für den BVB genau zum richtigen Zeitpunkt, denn in diesem Fall könnte man, unabhängig vom abschließenden Spiel gegen Wolfsburg, einigermaßen beruhigt in die Winterpause gehen. Den ersten Schritt dorthin vollzog die im bisherigen Saisonverlauf äußerst enttäuschende Elf von Thomas Doll am vergangenen Wochenende mit dem unerwarteten 2:1-Erfolg in Stuttgart. Dagegen mussten sich die Arminen, derzeit Tabellen-14., nach der Niederlage gegen Bochum auch dem FC Bayern geschlagen geben und brauchen deshalb mindestens ebenso dringend ein Erfolgserlebnis. Auf einen Ausrutscher der Ostwestfalen hoffen die knapp dahinter positionierten Klubs aus Rostock, Nürnberg, Duisburg und Cottbus. Die Aussichten, selbst Zählbares zu ergattern, sind für drei dieser Teams alles andere als rosig. Während Schlusslicht Cottbus beim drittplatzierten Hamburger SV antritt, duelliert sich der MSV Duisburg in der Allianz-Arena mit Tabellenführer Bayern München. Die Rostocker reisen dann am Sonntag nach Leverkusen (Platz vier), das seine letzten vier Begegnungen in zum Teil berauschender Art und Weise für sich entschied. In Anbetracht dieser furchteinflößenden Gegner haben die im UEFA-Cup erfolgreichen Nürnberger mit der ebenfalls am Sonntag stattfindenden Heimpartie gegen die Berliner Hertha, die jüngst zum Opfer der rheinischen Spielwut wurde (0:3), ein wahres Glückslos erwischt. Doch auch die übrigen Vereine aus der südlichen Region des Klassenspiegels gehen ihre Aufgaben natürlich nicht ohne Zuversicht an. Dies gilt besonders für die Cottbuser, die am Dienstag die Verpflichtung von Ivan Radeljic, bisher in Diensten des kroatischen Erstligisten Slaven Belupo, bekannt gaben. Der Bosnier, der wegen der Wechselfrist allerdings erst nach der Winterpause spielberechtigt ist, soll der maroden Deckungsreihe (26 Gegentore) als Innenverteidiger mehr Halt geben. Nur einen Tag später schlug Energie ein weiteres Mal zu und nahm den offensiven Mittelfeldakteur Dusal Vasiljevic unter Vertrag, der im neuen Jahr auf der anderen Seite des Spielfeldes für Glanzlichter sorgen soll – schließlich stellen die Lausitzer mit nur zwölf erzielten Treffern den schlechtesten Angriff der Liga.
Den Kader verstärkt hat auch Hannover 96, das im oberen Mittelfeld des Tableaus beheimatet ist. Der bei Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld in Ungnade gefallene Abwehrrecke Valerien Ismael einigte sich am Mittwoch mit den Niedersachsen auf eine Zusammenarbeit bis 2010. Da der Franzose erst in der Rückrunde auflaufen darf, kann er den 96ern, die ihre letzte Begegnung in Rostock klar mit 3:0 gewannen, im Nordderby gegen Werder Bremen nicht helfen. Sonderlich beeindruckt hätte die vor Selbstvertrauen strotzenden Schaaf-Schützlinge die Anwesenheit ihres ehemaligen Kameraden aber wohl ohnehin nicht. Seit zehn Spielen – davon acht Siege – sind die Grün-Weißen ungeschlagen und setzten sich zudem am Samstag trotz zahlreicher Ausfälle gegen den Erzrivalen aus Hamburg durch. Nun soll auch der zweite große Konkurrent im Norden in die Knie gezwungen werden. Mit Wolfsburg tritt ein weiterer Klub aus der Region beim amtierenden Titelträger an. Für VfL-Coach Felix Magath dürfte der Ausflug nach Stuttgart mit einigen schönen Erinnerungen verknüpft sein, denn vor seiner Zeit in München führte er die Schwaben unter anderem in die Champions League. Dort soll früher oder später auch Magaths jetziger Klub auflaufen, der bislang jedoch erst 17 Zähler verbuchen konnte und auf Platz 13 steht. Als Hauptschuldigen für das enttäuschende 2:2-Unentschieden im Heimspiel gegen Frankfurt hatte der Übungsleiter Simon Jentzsch ausgemacht. Beim Eckstoß, der zum ersten Gegentreffer führte, war der jahrelange Stammtorwart auf der Linie geblieben und wurde daraufhin zur Pause kompromisslos durch Ersatzmann André Lenz ersetzt. Inzwischen werden in der Autostadt die beiden Nationalmannschaftskeeper und Vereinsreservisten Jens Lehmann und Timo Hildebrand, der bereits in Stuttgart unter Magath gearbeitet hat, für die Position zwischen den VfL-Pfosten gehandelt. In zwei weiteren Begegnungen stehen sich Bochum und Karlsruhe sowie Frankfurt und Schalke gegenüber. Sollten die fünftplatzierten Badener nicht gewinnen, würden die Schalker bei einem Dreier gegen die Eintracht, die seit dem neunten Spieltag auf einen Sieg wartet, an ihnen vorbeiziehen.
Christian Brackhagen
Noch gar nicht, dazu bin ich zu sehr Realist!
— Stefan Kuntz, Nationaltrainer der Türkei, vor dem WM-Playoff-Halbfinale gegen Portugal und Cristiano Ronaldo, zur Frage, wie oft er schon an die WM gedacht habe...