Nach verschlafener erster Hälfte brauchte die Hertha einen Weckruf ihres Trainers, um die zähen Iren zu beherrschen und letztlich sogar noch wunschgemäß mit 2:0 zu schlagen. Joker Nicu und der Brasilianer Cicero erzielten in einem Spiel ohne Spannung und ohne Elfmeter die folgerichtigen Treffer.
Gleich nach zwei Minuten hatte der polnische Schiedsrichter eine knifflige Entscheidung zu fällen und traf die tendenziell richtige, als er Gavins Handspiel im Strafraum als legitime Abwehrhaltung wertete; Marko Pantelic hatte den Iren angeschossen. Herthas Serbe stand anders als Kollege von Bergen, den Lucien Favre für seinen schlimmen Fehler gegen Wolfsburg abstrafte, trotz andauernden Streits über seine Elfmetermoral in der Startelf und vergab als erster auch eine richtig gute Chance: Kurz vor dem Strafraum lud Pantelic den Polen Piszczek zum Doppelpass ein und traf aus sechs Metern schließlich fast in den Winkel; Ryan reagiert jedoch glänzend (13.). Die Iren hielten sich im ersten Abschnitt bedächtig zurück und schienen zufrieden genug, den Berlinern das Leben zu erschweren. Das wiederum funktionierte sehr gut. Einzig ein Kacar-Schuss nach Freistoß Voronins kam dem Tor der Gäste noch einmal nahe (29.), ansonsten verlief sich das das Hertha-Spiel in wachsender Einfallslosigkeit und verlor so bis zum Pausenpfiff rapide an Qualität. Das Tor zur lukrativen UEFA-Cup-Hauptrunde war nach der Hälfte des Hinspiels noch keinen Millimeter weit offen.
Gemessen an der bisherigen Vorstellung kam die Alte Dame wie verwandelt zurück. Nacheinander kamen zunächst Cicero, Nicu und Simunic zum Abschluss und steigerten sich auch in der Gefährlichkeit ihrer Chancen, ehe der nächste Versuch dann auch schon saß: Voronins Schuss boxte Ryan etwas unglücklich weg, worauf Nicu an der Strafraumkante zum Schuss kam und den Ball über Abwehr und Torwart hinweg elegant in den Winkel schaufelte (50.). Vater des Treffers war nicht zuletzt Lucien Favre, denn genau wie Lustenberger stand der Neuzugang vom SV Wehen Wiesbaden erst seit Wiederbeginn auf dem Platz; Dardai und Kacar hatten ihnen Platz machen müssen. St. Patrick’s, der achtfache irische Meister, sah sich etwas unvermutet nun doch überrumpelt und suchte nach seiner gewohnten Ordnung. Tatsächlich wurde dies nun immer schwieriger, denn Herthas Auftritt hatte mittlerweile, nicht zuletzt dank der Auswechslungen, wesentlich mehr Schwung und auch die nötige Ruhe, um den Gegner zu beherrschen. Bis zur 76. Minute, nachdem Friedrich (60.) und Voronin (64.) schon zwei gute Möglichkeiten ausgelassen hatten, ließ sich die Heimelf noch bitten, dann profitierte Cicero von einem abgeblockten Voronin-Schuss und schob zum beruhigenden 2:0 ein. Nach sparsamer erster Hälfte reichte das der Hertha bereits für ein optimales Polster, auch weil die Iren über Ansätze zu Konterangriffen niemals hinauskamen. Die einzige Torchance der Gäste resultierte bis zum Schluss aus einem Missverständnis, mit dem Drobny und Kaka um ein Haar Dempsey zum wertvollen Auswärtstor eingeladen hätten (20.). Alle übrige Offensivqualität schienen sich die Iren für das Rückspiel aufzuheben.
Maik Großmann
Fußball ist ein Männersport und kein Outing für Mamby-Pambies.
— Jack Charlton