Ungewohnt konstant

von Günther Jakobsen11:09 Uhr | 27.01.2009

Hatte die Berliner Hertha in den letzten Jahren immer nur phasenweise auf oberen Bundesliga-Niveau agiert, spielte sie in der Hinrunde durchgängig stark und wurde mit dem dritten Rang belohnt. Einige Querelen gab es aber dennoch.

Nach einem enttäuschenden zehnten Platz in der vergangenen Spielzeit hat die Mannschaft die Philosophie von Coach Lucien Favre nun offensichtlich vollständig verinnerlicht. Dies gilt besonders für die Defensivarbeit, die derart gut funktionierte, dass die Hauptstädter hinter Schalke und Dortmund die wenigsten Gegentore (20) kassierten. Im Spiel nach vorne machte vor allem Cicero auf sich aufmerksam, der vor der Saison aus Fluminense verpflichtet worden war und neben fünf Treffern auch zwei Assists auf dem Konto hat. Da auch Raffael, Gojko Kacar, Maximilian Nicu und der vom FC Liverpool ausgeliehene Andrej Voronin regelmäßig als Torschützen bzw. Vorbereiter in Erscheinung traten, sank die bis dahin vorhandene Abhängigkeit von Topscorer Marko Pantelic erheblich. Durch eine öffentlich ausgetragene Fehde mit Favre, dem der Berater des Serben Mobbing vorwarf, machte sich Pantelic im November endgültig verzichtbar. Als sich das Verhältnis zwischen Stürmer und Trainer wieder einigermaßen normalisiert hatte, gab es auch schon den nächsten Ärger, denn Präsident Werner Gegenbauer warf Manager Dieter Hoeneß eine übertriebene Selbstdarstellung („Dieter-Hoeneß-Festspiele“) vor.

Einen Tag später stand die UEFA-Cup-Partie gegen Galatasaray Istanbul auf dem Programm, die prompt mit 0:1 verloren ging und ein Endspiel um den Einzug in die Zwischenrunde zur Folge hatte. In Piräus musste Hertha eine herbe 0:4-Niederlage einstecken und sich damit vom internationalen Parkett verabschieden. Das Achtelfinale des DFB-Pokals findet ebenfalls ohne die Alte Dame statt: Nachdem sie zum Auftakt noch Regionalligist Eintracht Trier bezwungen hatte, musste sie sich in der zweiten Runde den Dortmunder Borussen geschlagen geben. Dem gegenüber stehen zehn Ligasiege und bemerkenswerte 33 Punkte, die für Berlin die beste Bundesliga-Hinserie der Geschichte bedeuten. Auf ihrem Weg auf den dritten Tabellenplatz gab die Favre-Truppe unter anderem den Spitzenteams aus Leverkusen, Hoffenheim (beide 1:0) und Hamburg (2:1) das Nachsehen. Den höchsten Erfolg feierte Hertha am letzten Spieltag gegen den Karlsruher SC, den sie mit einer 0:4-Packung auf die Heimreise schickte und damit ihre Ambitionen für die zweite Saisonhälfte eindrucksvoll untermauerte.

Christian Brackhagen



Wir müssen die Basis fundieren.

— Rainer Bonhof