Unnötig wie ein Kropf

von Günther Jakobsen00:47 Uhr | 16.03.2011

Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel bei Inter Mailand war bei Bayern München noch alles Friede, Freude, Eierkuchen. Drei Wochen später standen die Münchner vor den Trümmern einer Saison. Erst wurde die Meisterschaft verspielt, dann der Pokal und jetzt auch noch die Teilnahme am Champions-League-Viertelfinale, nachdem die Bayern alles im Griff gehabt hatten.

Der 1:0-Erfolg aus dem Hinspiel war zwar ein gutes, aber dennoch dünnes Polster. Das wussten auch die Bayern und versuchten deswegen von der ersten Minute an nach vorne zu spielen. Die Mailänder lauerten dagegen auf Konter und hofften dabei wohl auf den Münchner Innenverteidiger van Buyten, den der diesmal verletzte Milito im Champions-League-Finale der vergangenen Saison noch wie eine Slalomstange ausgespielt hatte. Bei der frühen Führung der Italiener sah nicht der Belgier, sondern der portugiesische Schiedsrichter-Assistent schlecht aus. Pandev steckte zu Eto´o durch, aber dass Inters Starstürmer im Abseits stand, übersah der Linienrichter. Der Kameruner schob durch die Beine des Münchner Schlussmanns Kraft zum 1:0 ein (3.). Die Bayern hatten zwar mehr vom Spiel, Inter machte jedoch zunächst die Räume eng. Spätestens am gegnerischen Strafraum waren die Hausherren mit ihrem Latein am Ende, und wenn die Nerazzurri schnell konterten, wankte die Bayern-Viererkette, die in dieser Besetzung erst einmal zuvor zusammengespielt hatte. Dementsprechend unerwartet glichen die Gastgeber in der 21. Minute aus. Das 1:1 hatten die Münchner wie den Siegtreffer im Hinspiel dem gegnerischen Schlussmann Julio Cesar zu verdanken. Der Brasilianer bekam einen eher harmlosen Distanzversuch Robbens nicht zu fassen, und den Abpraller beförderte Gomez artistisch über den Inter-Goalie ins Tor. Danach wagte der Titelverteidiger mehr nach vorne, und davon profitierte der FC Bayern, der mehr Räume zur Verfügung bekam. Gomez scheiterte in der 26. Minute noch an Julio Cesar, aber Müller bezwang fünf Zeigerumdrehungen später den Mailänder Torwart. Mit Motta leitete ein Gegenspieler einen Robben-Pass ungewollt zum WM-Torschützenkönig weiter, der plötzlich freigespielte Müller lupfte die Kugel an Julio Cesar vorbei in die Maschen. Die Gäste waren nun geschockt und erlaubten sich in der Abwehr ungeahnte Nachlässigkeiten. Die Bayern spielten sich in der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit in einen Rausch, verpassten allerdings, den einen oder anderen Treffer nachzulegen. Ribery war bereits alleine auf das gegnerische Tor zugelaufen, jedoch lenkte Julio Cesar den Schuss des Franzosen noch aufs Tordach (35.). Fünf Minuten später hechtete Gomez einem eigentlich schon verlorenen Ball hinterher und bugsierte ihn kurz vor die Torlinie. Müller setzte nach und traf lediglich den Pfosten.

Nach der Pause kontrollierten die Gastgeber das Spiel zunächst nur. Der so gewaltige Druck im Spiel nach vorne von vor dem Seitenwechsel ebbte dagegen ab, auch weil die Nerazzurri sich in der Abwehr fingen. Dennoch hätte Gomez nach einer guten Stunde für die wohl endgültige Entscheidung sorgen können. Seine Direktabnahme einer Ribery-Vorlage wurde allerdings von Julio Cesar entschärft (62.). Stattdessen gelang den Gästen fast im direkten Gegenzug der „Lucky Punch“ zum 2:2. Nachdem Eto´o die Kugel abgelegt hatte, traf Sneijder aus 16 Metern ins lange Eck (63.). Der „Lucky Punch“ war zugleich ein Wirkungstreffer. Denn nach dem Ausgleich hatten die Italiener Oberwasser und stürzten die sichtlich wankende FCB-Abwehr in Verlegenheiten, zumal die Bayern die angeschlagenen Robben und van Buyten auswechseln mussten. Nach vorne spielten die Hausherren ihre Kontermöglichkeiten schlecht aus. Mit mehr Glück als Geschick bei den Chancen von Pandev (67., übers Tor; 71., rechts vorbei) und Sneijder (73., rechts vorbei; 81., traf nur seinen eigenen Mitspieler) schienen die Münchner das Unentschieden doch über die Zeit retten zu können. Dann kam jedoch die Minute 88. Nach einem langen Ball von Sneijder ließ sich Breno von Eto´o düpieren, Badstuber konnte den Kameruner ebenfalls nicht aufhalten, der den von hinten herangestürmten Pandev sah und ihn auch bediente. Und der Mazedone schlenzte das Spielgerät gefühlvoll unter die Latte. Mit dem 3:2-Siegtreffer hatte der Titelverteidiger die nächste Runde erreicht.

Senthuran Sivananda



Es hätte auch achtstellig ausgehen können.

— Marko Arnautovic nach einem 4:1 mit Österreich in Mazedonien