Zwar ärgerte St. Pauli die Schwaben über weite Strecken mit seinem unkonventionellen Spiel, machte aus seinen Chancen aber nichts Zählbares. Stuttgart konnte spielerisch einmal mehr nicht überzeugen, war aber vor dem Tor kaltblütiger.
Frühes Stören des Stuttgarter Spielaufbaus brachte den Kiezkickern bereits in den ersten Spielminuten einige Vorteile, doch eine echte Torchance sprang dabei nicht heraus. Von den Gastgebern war offensiv kaum etwas zu sehen, doch in der 19. Minute holte das Team einen Eckball heraus. Gebhart zog die Kugel vors Tor, Niedermeier gewann den folgende Kopfballkampf und traf überraschend zum 1:0 ins linke Toreck. Zu diesem Zeitpunkt war das Resultat nicht den bisherigen Kräfteverhältnissen entsprungen, dafür legte der VfB in der Folgezeit einen Zahn zu. Da St. Pauli jedoch keineswegs nachließ, ging es flott hin und her. Auf jeder Seite gab es einige brenzlige Situationen, wobei vor allem die Schüsse von Lehmann (23., Ulreich mit toller Parade) und Zambrano (31., an die Lattenunterkante) für die Hanseaten sowie die VfB-Versuche von Kuzmanovic (22., aufs Tor) und Gebhart (37., von Oczipka gerade noch abgelenkt) herausragten.
Auch in Durchgang zwei ließen sich beide Teams gegenseitig kaum Ruhe. Es wurde um jeden Meter im Mittelfeld gerungen, so dass zwar der Kombinationsfluss teilweise litt, dafür ging es aber auch immer wieder mit Risiko in Richtung Strafraum. Den möglichen Ausgleich verhinderte Tasci jedoch mit einem tollen Sprung, als er Kruses Schlenzer noch vor dem Einschlag erwischte (55.). Stuttgarts Möglichkeiten hatten längst nicht eine ähnliche Brisanz, doch das nächste Tor wurde der Heimelf gutgeschrieben, wenn auch mit viel Glück, denn bevor Kuzmanovic den Ball vom 16er ins Tor bugsierte, hatte Cacau Lehmann umgerannt und damit dessen Eingreifen verhindert (79.). Dieser Treffer unterband zwar nicht die letzten Versuche der Hamburger, doch noch aufzuschließen, allerdings war die Konzentration beim letzten Pass St. Paulis nun dahin. Ein Remis hätte dem Spielverlauf jedenfalls mehr entsprochen, doch dafür fehlte es den Gästen vor dem gegnerischen Tor an Effizienz. Der VfB sprang somit aus den Abstiegsrängen, hatte aber bei einigen Spielen in dieser Saison schon besser ausgesehen.
Ulrich Merk
Mir ist egal, was Beckenbauer sagt.
— Erich Ribbeck