USA: Der Favorit in der Gruppe - auf Platz zwei

von Günther Jakobsen10:46 Uhr | 09.06.2010

England scheint als Sieger der Gruppe C bereits festzustehen. Die spannende Frage ist, wer als Zweiter ins Achtelfinale einzieht. Die USA sind der aussichtsreichste Anwärter.

Weder der Import europäischer Stars noch die Austragung einer Weltmeisterschaft konnten Fußball im Land von American Football, Baseball, Basketball und Eishockey populär machen. Immerhin scheint das Interesse an der US-amerikanischen Nationalmannschaft gewachsen zu sein. Nur im Gastgeberland Südafrika selbst wurden mehr Eintrittskarten abgesetzt als in den Vereinigten Staaten, die allerdings auch der bevölkerungsreichste WM-Teilnehmer sind. Nach 1994 möchten die nicht unbedingt als fußballbegeistert geltenden Amerikaner 2018 oder 2022 erneut eine WM ausrichten. Im Bewerbungskomitee sind nicht nur die Hollywood-Stars Arnold Schwarzenegger und Brad Pitt, der frühere Boxprofi Oscar de la Hoya, der ehemalige Außenminister Henry Kissinger und der ehemalige Präsident Bill Clinton, sondern auch ein aktueller Nationalspieler: Landon Donovan.

Der 28-Jährige konnte sich zwar in der Bundesliga nicht durchsetzen, weder bei Bayer Leverkusen noch während seines gut zweimonatigen Intermezzos 2009 bei Bayern München, aber bewies in der abgelaufenen Saison beim FC Everton, dass er durchaus internationales Potenzial besitzt. Den Wunsch des englischen Erstligisten, Donovan weiter auszuleihen, lehnte Los Angeles Galaxy ab.

Vor vier Jahren schieden die US-Boys in einer schweren Gruppe gegen den späteren Weltmeister Italien und Ghana aus. Diesmal wollen sie aber zum vierten Mal nach 1930, 1994 und 2002 die Vorrunde überstehen. „Wenn wir gegen Algerien und Slowenien keine Punkte holen können, sollten wir unseren Platz lieber Irland geben“, sagt Alexi Lalas, der Paradiesvogel von der WM 1994. Die Gruppe C ist kein Freilos für die USA. Nach den Leistungen in der jüngsten Vergangenheit sind sie allerdings der Favorit auf den zweiten Achtelfinalplatz neben England. In der Runde der letzten 16 wäre dann wahrscheinlich Deutschland der Gegner, wie schon im Viertelfinale der WM 2002 (0:1).

In der CONCACAF-Qualifikationsgruppe setzten sich die Amerikaner souverän als Erstplatzierter durch. Im Halbfinale des Confederations Cup besiegten sie die Spanier (2:0), die zuvor 35 Spiele lang unbesiegt waren. Das Endspiel gegen Brasilien (2:3) verloren sie trotz einer zwischenzeitlichen 2:0-Führung. Und immer wenn das US-Team in seinem WM-Auftaktspiel mindestens einen Punkt holte, überstand es danach die Vorrunde. Diesmal ist der erste Gegner jedoch England. Ein Sieg wäre eine faustdicke Überraschung, aber keine Sensation mehr wie bei der WM 1950, als die Stars und Stripes die hochfavorisierten Briten mit 1:0 besiegten.

Damals war nicht einmal der aktuelle Nationaltrainer geboren. Als Nachfolger seines Mentors Bruce Arena betreut Bob Bradley seit Dezember 2006 die Auswahl, in der auch sein Sohn, der Gladbacher Bundesligaprofi Michael Bradley, spielt. „Die beiden sind sehr professionell, da gerät nichts Privates dazwischen“, sagt der Hannoveraner Legionär Steven Cherundolo. Bradley setzt auf eine kompakte Defensive und schnelle Konterangriffe. Allerdings präsentierte sich die Innenverteidigung zuletzt als anfällig. Der talentierteste Abwehrspieler, Oguchi Onyewu, hat wegen einer Knieverletzung sein letztes und bisher auch einziges Spiel für den AC Mailand Ende September 2009 bestritten. Im Sturm ist es weniger problematisch, obwohl Joey Altidore derzeit angeschlagen ist und Charlie Davies wegen der Nachwirkungen eines Autounfalls sogar ausfällt.

Mögliche Aufstellung: Howard - Cherundolo, DeMerit, Goodson, Bocanegra - Donovan, Bradley, Clark, Dempsey - Findley, Buddle

Senthuran Sivananda



Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich.

— Ansgar Brinkmann