Frauen-WM - News

USA im Finale

von Günther Jakobsen21:02 Uhr | 13.07.2011

Spielerisch brauchte sich Frankreich gewiss nicht hinter den USA verstecken. In der Fähigkeit, Spiele für sich zu entscheiden, waren die Amerikanerinnen allerdings noch eine Klasse besser. Ihr 3:1-Erfolg fiel indes zu hoch aus.

Die Historie sprach klar für die Amerikanerinnen, die Eindrücke des bisherigen Turnierverlaufs aber nicht gegen die Französinnen. Somit war der Weg frei für ein interessantes Halbfinale. Der ersten bemerkenswerten Aktion des Spiels, einem 16-Meter-Schuss Necibs (8., Solo lenkte den Ball über die Querlatte) folgte eine Minute später die zweite - und die hatte Folgen: O’Reilly war auf dem linken Flügel von Lloyd per Hacke geschickt worden und flankte die Kugel nach energischem Antritt perfekt für die zentral mitgelaufene Cheney vors Tor. Aus fünf Metern ließ sich die Stürmerin diese Führungschance nicht entgehen. Frankreich benötigte eine gute Viertelstunde diesen Rückschlag zu verdauen. Dann aber entwickelten die Spielerinnen von Coach Bruno Bini mächtig Druck auf das amerikanische Tor. Bussaglia, Abily, Thiney (30., scheiterte nach klasse Vorlage von Necib an Solo) und Bompastor (aus der Distanz an den Querbalken) hätten den absolut verdienten Ausgleich erzielen können, während die USA nur noch einmal gefährlich zum Abschluss kamen. Nach Rampones Tempovorstoß mit anschließender Flanke an den langen Pfosten geriet der Winkel aber ein wenig zu spitz für Wambachs Kopfballversuch (38.).

Gleich nach Wiederbeginn bekam Thiney eine Vorlage Necibs nicht richtig unter Kontrolle, sonst hätte sie frei vor Solo zum Abschluss kommen können (46.). Aber Frankreich riss die Initiative an sich und demonstrierte flüssiges Kombinationsspiel. Und bisweilen auch Übersicht. In der 55. Minute schuf ein Flügelwechsel den Raum für Bompastor, um fast von der linken Außenlinie einen scharfen Schuss aufs Tor abzufeuern. Thiney kreuzte die Flugbahn des Balles, kam mit dem Kopf aber nicht mehr heran. Hope Solo im Kasten indes war irritiert - und das Leder schlug im langen Eck zum 1:1-Ausgleich ein. Die USA zeigten kurzzeitig Nerven, waren jedoch im Glück, als die eingewechselte Le Sommer einen fatalen Fehlpass Solos nicht nutzte (66.). Frankreich hatte Oberwasser, doch Amerikas Durchschlagskraft setzte sich über den Spielverlauf hinweg. Ecke Cheney, Kopfball Wambach: 2:1 (79.). Nun war es an den Französinnen, kurzzeitig den Faden zu verlieren. Für die US-Girls die Chance, den K.o.-Schlag zu setzen. Die eingewechselte Morgan, von der ebenfalls nach der Pause frisch gebrachten Rapinoe auf die Reise geschickt, behauptete den Ball gegen zwei Abwehrspielerinnen und lupfte über Sapowicz hinweg zum 3:1 ein (82.). Damit war die Entscheidung gefallen. Morgan hätte sogar noch einen weiteren Treffer markieren können (88., Sapowicz parierte), das hätte Frankreichs gutes Spiel jedoch unverhältnismäßig entwertet. Spielerisch waren die Französinnen besser, Amerikas Frauen überzeugten jedoch im Abschluss und zogen ins Finale ein.

André Schulin



Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

— Thomas Tuchel