Italien erreichte dank des Erfolgs im abschließenden Gruppenspiel gegen Irland das Viertelfinale. Die Squadra Azzurra schaltete wieder einmal nach der Führung ein paar Gänge zurück. Die Iren konnten allerdings die Minimalisten-Taktik des Europameisters von 1968 nicht bestrafen.
Italiens Trainer Prandelli stellte vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Irland in der Abwehr von einer Dreierkette auf eine Viererkette um. Gleich drei neue Spieler kamen in die Verteidigung. Die vierte Veränderung in der Startelf gegenüber den beiden ersten Vorrundenpartien gab es im Sturm, wo di Natale den am Knie angeschlagenen Balotelli ersetzte. Gleich nach dem Anstoß verlor die Squadra Azzurra den Ball, Torwart Buffon rettete jedoch vor dem gegnerischen Angreifer Doyle. Für eine knappe halbe Stunde blieb es die einzige nennenswerte Torchance in dieser Partie. Die Italiener waren zwar wie erwartet feldüberlegen, aber ihnen fehlten zunächst Ideen und Tempo, um das irische Abwehrbollwerk zu durchbrechen. Der Weltmeister von 2006 hatte sogar Glück, dass Irland in der Offensive genauso harmlos blieb wie in den beiden ersten Partien. Denn die vom italienischen Übungsleiter Trapattoni trainierten Boys in Green besaßen viele Kontermöglichkeiten, die sie jedoch schlecht ausspielten. Auch ihre Spezialität, die Standardsituationen, konnten sie nicht für viel versprechende Torabschlüsse nutzen. Nach einer halben Stunde steigerten sich die Italiener. Die beiden Schüsse des Balotelli-Vertreters di Natale wurden jeweils von einem irischen Verteidiger im Strafraum abgeblockt. Einmal regelgerecht mit dem Fuß (28.), einmal (von St. Ledger) grenzwertig mit der Schulter (31.). Nur drei Minuten später umkurvte di Natale den gegnerischen Schlussmann Given, sein Schuss wurde von St. Ledger auf der Linie geklärt. Den Führungstreffer der Italiener leitete ausgerechnet Irlands Rekordnationalspieler und Torwart Given ein, indem er Cassanos Distanzversuch unnötig ins Toraus abprallen ließ (35.). Nach der anschließenden Pirlo-Ecke landete Cassanos Kopfball hinter ihm im Tor. Duffs Rettungsversuch kam erst hinter der Linie und damit zu spät (35.).
Zehn Minuten nach dem Wiederbeginn hätte di Natale auf 2:0 erhöhen können, jedoch wurde sein Schuss von Given abgewehrt. Wie schon gegen Kroatien (1:1) schaltete die Squadra Azzurra in der zweiten Halbzeit ein paar Gänge zurück und ließ den Gegner kommen, aber diesmal ging es gut. Die Trapattoni-Schützlinge wehrten sich zwar tapfer, holten sich viele Standardsituationen heraus und zogen auch mal aus der Distanz ab. Doch obwohl der italienische Innenverteidiger Chiellini verletzt ausgewechselt wurde (57.), musste Buffon lediglich bei einem stramm geschossenen Freistoß von Andrews ernsthaft eingreifen (79.). In den Schlussminuten hielten die Südeuropäer den Ball wieder länger in ihren eigenen Reihen. In der vorletzten Minute flog der irische Mittelfeldspieler Andrews nach einem Foul mit der Ampelkarte vom Platz. Eine Zeigerumdrehung später fiel das 2:0: Der eingewechselte Balotelli beförderte nach einer Ecke die Kugel per Fallrückzieher ins Netz. Am Ende ging das Vabanque-Spiel gut, und die italienische Auswahl zog ins Viertelfinale ein. Wenn aber Kroatien im Parallelspiel gegen Spanien noch das 1:1 erzielt hätte, wären die Italiener ausgeschieden gewesen.
Senthuran Sivananda
Ein Frühling macht noch keinen Sommer.
— Klaus Toppmöller