Engländer die Elfmeterschießen gewinnen und Deutsche, die Italiener auf mehr oder minder typisch italienische Spielweise schlagen - die Halbfinals der U21-EM hielten verblüffende Wendungen parat. Obendrein boten sie spannende Fußballunterhaltung.
Schon am Anfang hatte die Begegnung der DFB-Kicker gegen Italiens Auswahl packende Momente. Höwedes, mit einem Kopfball nach einer Özil-Ecke (5.), sowie Aogo mit einem gefährlichen Distanzschuss (7.), zeigten den Willen der Hrubesch-Schützlinge, mit Eigeninitiative eine Entscheidung zu ihren Gunsten zu erzwingen. Der weitere Verlauf der ersten 45 Minuten offenbarte dann jedoch erneut die Mängel im Aufbauspiel - ungenaues Direktspiel, nicht optimales Verständnis - die bereits in den Gruppenspielen negativ auffielen. Die Italiener profitierten von den Schwächen, übernahmen die Spielgestaltung und setzten die deutsche Abwehr erheblich unter Druck. Gefahr entstand häufig durch Eckbälle; zum Glück für die Deutschen zeigte sich Manuel Neuer in Glanzform und vereitelte mehrfach einen Rückstand. In der 45. Minute wäre jedoch auch er geschlagen gewesen, doch Marin klärte am linken Pfosten. Gegen den bisherigen Spielverlauf glückte kurz nach Wiederbeginn die 1:0-Führung. Beck führte das Leder über rechts aus dem Mittelfeld kommend, wurde nicht angegriffen und zog ab: Diagonal duch den Sechzehner flatternd schlug die Kugel, nachdem sie vorher aufsetzte, im langen Eck ein (48.). Nun wurde das Spiel noch spannender - und die deutsche Elf besser. Die Italiener waren nach wie im Vorwärtsgang und holten eine ganze Reihe guter Chancen heraus, doch plötzlich gelangen auch den Deutschen sehenswerte Kombinationen, die einen weiteren Treffer Wert gewesen wären. Das Spiel stand bis zum Abpfiff auf des Messers Schneide und Neuer hatte genug Gelegenheiten sein Können zu demonstrieren. Beim Abpfiff bahnte sich die abgefallene Anspannung durch erkennbare Freudenreaktionen der Deutschen Luft, auch Horst Hrubesch strahlte aus allen Knopflöchern.
Das Finale war erreicht und der Gegner stand bereits fest: Die Engländer, gegen deren „B-Auswahl“ man im Gruppenspiel schlecht ausgesehen hatte. Das Halbfinale der Briten gegen Schweden war ebenfalls von großer Dramatik geprägt. Dank ihrer Stärke bei Standardsituationen hatten sie zur Pause eine 3:0-Führung gegen die Skandinavier gelegt, die jedoch im Verlauf der zweiten 45 Minuten egalisiert wurde. Schwedens Goalgetter Marcus Berg steuerte zwei Treffer der EM-Gastgeber zum 3:3-Ausgleich bei und setzte mit seinen sieben Toren während des Turnierverlaufs eine neue Bestmarke. Die fällige Verlängerung brachte keine Entscheidung, jedoch einen Platzverweis für Campbell (104.). Die Briten kompensierten dieses Handikap und retteteten sich ins Elfmeterschießen - das sie tatsächlich gewannen (5:4). Ein besonders Erlebnis speziell für Coach Stuart Pearce, dessen Fehlversuch im Elfmeterschießen (England gegen Deuschland, WM 1990) eine starke Belastung für den Ex-Nationalspieler war.
André Schulin
Ich kenne ihn gut.
— Kevin-Prince Boateng, ARD-Experte, über Nordmazedoniens Idol Goran Pandev.