Verrücktes Derby

von Günther Jakobsen17:38 Uhr | 13.09.2008

Eigentlich war Schalke im Derby bei den Dortmundern nach der 3:0-Führung bereits auf und davon, doch zwei Platzverweise und drei späte Gegentore warfen die Königsblauen wieder von der Tabellenspitze. Diese übernahm der HSV, der gegen die Bayer-Werkself zwar auch schon 0:2 hinten lag, aber die Partie noch gänzlich drehte. Meister Bayern sprang auf die Zwei nach dem 3:0 in Köln und das bislang sieglose Bremen triumphierte mit dem gleichen Ergebnis über die weiterhin torlosen Cottbuser. Hertha-Wolfsburg und Hoffenheim-Stuttgart trennten sich 2:2 bzw. 0:0. Frankfurt-KSC war bereits am Freitag wegen Unbespielbarkeit des Platzes nach dem Madonna-Konzert vom Dienstag abgesagt worden.

Die Fans von Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 werden aus verschiedenen Gründen von einem unvergesslichen Derby sprechen. Immerhin lagen die Königsblauen vollends verdient mit 3:0 nach 54 Minuten vorn, denn Farfan (20., Handelfmeter), Rafinha (39.) und Westermann (54.) hatten getroffen. Mit dem Anschlusstreffer von Subotic (67.) setzte der BVB zur Aufholjagd an, profitierte von der Gelb-Roten Karte für Pander (73.), doch da stand es bereits 2:3, denn Frei hatte nach 70 Minuten getroffen. Eine Rote Karte für Ernst (76.) ließ den Druck auf die Schalker anwachsen, die dann auch noch einen diskussionswürdigen Strafstoß hinnehmen mussten, den Krstajic per Handspiel verursachte. Der eingewechselte Schweizer Alexander Frei traf vom Punkt, war somit an allen drei Toren der Borussen beteiligt und durfte mit seinen Kollegen ein 3:3 feiern, dass den Schalkern eher nicht schmecken dürfte.

Ähnlich verrückt auch der Spielverlauf in der Hansestadt an der Elbe. Der Hamburger SV rang dort die junge Elf von Bayer Leverkusen mit 3:2 nieder. Barnetta (4.) und Helmes (24.) hatten die Gäste bereits recht komfortabel in Front geschossen, doch als Guerrero das 1:2 (36.) gelang und Manuel Friedrich nach 40 Minuten mit Gelb-Rot zum Duschen durfte, waren erste Zeichen für die Wende zu Gunsten des HSV gesetzt. Olic glich zwar zeitig (51.) aus, doch Bayer stabilisierte sich in der Folgezeit. Erst mit dem Joker Petric, der drei Minuten nach seiner Einwechslung reaktionsschnell den Fuß in eine Neves-Flanke hielt (72.), wurde das Siegtor und die Tabellenführung für den HSV Realität.

Hinter den Hamburgern aber platzierte sich nach dem kleinen Fehlstart in die Saison der Meister des Vorjahres. Das 3:0 für den FC Bayern München beim 1. FC Köln wurde allerdings erst im zweiten Durchgang dingfest gemacht. Ein Doppelschlag von Luca Toni (53. und 60.) sowie das 3:0 durch den für Klose eingewechselten Podolski an ehemaliger Wirkungsstätte (90.) entschieden eine Partie, in der die Geißböcke letztlich zu viel Respekt vor den ballsicheren Bayern hatten und kaum eigene Torchancen erspielten.

Obgleich das Spiel von Werder Bremen gegen Energie Cottbus nahezu durchgehend in Richtung des großartigen Torwarts Tremmel lief, fiel bis zur 75. Minute kein Tor für den Vize-Meister. Nach zwei schönen Distanzschüssen von Diego (75.) und Frings (80.) war der Drops allerdings gelutscht. Zuletzt erhöhte Sanogo noch auf 3:0 (83.) und drückte die Bremer Dominanz auch in der Tordifferenz annehmbar aus.

Spannender ging es derweil in der Hauptstadt zwischen Hertha BSC Berlin und dem VfL Wolfsburg zu. Dort fiel das schnellste Tor des Tages, von Costa per Kopf erzielt (1.), das sich die Wölfe durch die besseren Spielzüge in der Folgezeit durchaus verdienten. Hertha kam nur langsam ins Rollen, glich dann nach 57 Minuten durch Kacars Kopfball aus, verschoss aber auch einen Elfmeter durch Pantelic (64.). Das 2:1 durch Cicero (85.) schien wohl der Lohn der Berliner Mühen zu sein und der Sieg gegen einen nachlassenden VfL nicht unverdient. Kurz vor dem Abpfiff ließ sich dann aber von Bergen die Kugel abnehmen, Dzeko steckte für Riether durch, der Drobny zum 2:2-Endstand überlistete (90.).

Eher glücklich war das 0:0 für den VfB Stuttgart beim unbequemen Aufsteiger 1899 Hoffenheim in Mannheim. Die Bälle, die die zumeist überlegenen Gastgeber nicht am Tor vorbeischossen, hielt Ex-Nationaltormann Lehmann, der nicht nur einmal Garant für die Null des VfB war. Stuttgarts Trainer Veh hatte mit Gomez nur einen Stürmer aufgeboten, der zudem wenig Unterstützung aus dem Mittelfeld erhielt. Damit blieben die Schwaben auch im vierten Match der Saison nach der Halbzeitpause ohne ein Tor.



Vom Slang her sind sie ein bisschen anders.

— Sandro Wagner vergleicht Jupp Heynckes mit Julian Nagelsmann