In der Halbzeitpause nach der doppelten Vorrunde der Schweizer Super League, bietet nur die Tabellenspitze mit dem FC Basel ein gewohntes Bild. Dahinter stellen sich einige Fragen zum Geschehen auf und neben dem Platz.
Der FC Basel hat den Abgang von Trainer Fink zum HSV gut verkraftet. Finks ehemaliger Assistent Heiko Vogel ist mühelos aus dessen Schatten getreten und hat eine eindrückliche Erfolgsserie vorgelegt. Sechs Siege und ein Unentschieden in der Meisterschaft, das Erreichen des Cup Halbfinals und als Sahnehäubchen die Qualifikation für die Achtelfinals der Champions League dank eines Sieges gegen Manchester United, lautet die eindrückliche Bilanz. Als Belohnung wurde Vogel von der Vereinsführung mit einem neuen Vertrag als Chefcoach ausgestattet. Das Erfolgsgeheimnis der Basler liegt in erster Linie in ihrer Offensive. Eine gute Mischung von treffsicheren Routiniers wie Alexander Frei und Marco Streller und jungen Talenten wie Fabian Frei und Xherdan Shaqiri sorgen für den starken Schnitt von 2,1 Toren pro Spiel. Aber auch Torhüter Sommer, der Costanzos Abgang schon beinahe vergessen machen konnte, und seine Hintermannschaft machen einen guten Job. Keine Frage: am Titelverteidiger wird es auch dieses Jahr schwer sein, vorbei zu kommen.
Der FC Luzern hat eine neue Arena und mit Murat Yakin einen neuen Trainer. Nach einem, wie schon im letzten Jahr, guten Start, brachten die Diskussionen um einen möglichen Wechsel des Trainers nach Basel etwas Unruhe in die Mannschaft. Sportlich ist das Team gereift und nicht unverdient auf Rang zwei, auch wenn es dort von Experten kaum erwartet wurde. Zudem ist Luzern auch im Cup noch dabei. Nach der Winterpause werden die Innerschweizer den Abschied von Hakan Yakin zu verkraften haben. Der jüngere der Yakin Brüder ist ein genialer Spielgestalter und eine schillernde Figur im Schweizer Fußball. Er wechselt zum unterklassigen Bellinzona, wo er mit einem Rentenvertrag ausgestattet wurde.
Beim FC Sion drehte sich fast alles um das juristische Hin und Her wegen sechs aufgrund einer Sperre nicht spielberechtigte Spieler, die der Club trotzdem eingesetzt hatte. Der umtriebige Präsident Constantin ist eine beliebte Zielscheibe der Presse und auch der Fans. Doch sein Ansinnen, die selbstherrliche Gerichtsbarkeit von Fifa, UEFA und Fußballverband zu hinterfragen, ist nicht völlig verkehrt. Bisher hat ihn dies allerdings nicht weiter gebracht, sondern kostete ihn neben Unmengen von Geld auch den Europa-League-Platz, den sich Sion sportlich gegen Celtic Glasgow absolut verdient hat. Immerhin gab es in der Schweizer Meisterschaft keinen Punkteabzug, auch wenn das letzte Wort vermutlich noch lange nicht gesprochen wurde, denn die Fifa hat dem Schweizer Fußballverband mit Ausschluss gedroht, wenn es dabei bleiben sollte. Bei all dem Wirbel in den Gerichtssälen geht häufig vergessen, dass die Mannschaft einen feinen Fußball spielt und nicht grundlos punktgleich mit Luzern Basels erster Verfolger ist. Dass dieses multikulturelle Team sich jeweils im Cup in Euphorie und häufig bis ins Finale spielt, diesen zudem jedes Mal gewinnt, wird hierzulande schon fast als Naturgesetz wahrgenommen. Die Walliser bleiben die erste Adresse einer neu erstarkten Westschweizer Fraktion.
Eher enttäuscht hatten bisher die Berner Young Boys. Mit Christian Gross holte man sich einen gewichtigen Trainernamen nach Bern, der einerseits resultatorientiert spielen und andererseits die Zahl von 1,4 erhaltenen Toren in der letzten Saison deutlich senken wollte. Letzteres ist ihm gelungen. Mit den Resultaten klappte es bisher aber nicht wunschgemäß. Der Rückstand beträgt elf Punkte und Rang Vier liegt unter den Erwartungen. Zudem flog man im Cup gegen den Challenge League-Verein Winterthur raus. Gross möchte den Abgang von Bienvenu im Angriff kompensieren, weil auch der beste Trainer ohne Stürmer, die treffen, keine Spiele gewinnen kann. Leider ist auch unter der neuen Vereinsführung keine Transparenz bezüglich der Finanzen vorhanden, und es bleibt daher unklar, ob in Bern personell noch etwas zu machen ist. Wenigstens wurde der Kunstrasen, das Lieblingsärgernis von Trainer Gross, endlich wieder durch Naturrasen ersetzt.
Servette Genf hat sich nach starkem Beginn in der Tabellenmitte etabliert. Eigentlich war der Aufstieg erst für nächste Saison vorgesehen, aber da man schon mal oben war, konnte man ruhig die Saisonziele nach oben korrigieren. So überlebte Trainer Alves das Aus im Cup gegen Biel nicht. Dabei hat er eine gute Arbeit geleistet und einige Hitzköpfe in ruhigere Bahnen gelenkt. Hitzfelds Aufgebot für Rüfli war nicht zuletzt eine Frucht der Arbeit des Portugiesen. Servette gehört ohne Frage in die Super League und wird über kurz oder lang wieder vorne mitreden können. Das ganz dunkle Kapitel nach dem Zwangsabstieg wegen einem Betrugsfall scheint jedenfalls definitiv ausgestanden.
Andreas Beck, Bern
Ich hatte eine große Fresse vor der Saison. Dann ist es natürlich leicht, auf mich drauf zu hauen. Es ist ein Riesen-Rucksack runtergefallen.
— Augsburg-Neuzugang Gregoritsch zur Erleichterung nach seinem ersten Saisontor, 2017.