Verschnaufpause oder das Ende der Fahnenstange?

von Günther Jakobsen16:12 Uhr | 16.12.2003

Von Saisonbeginn an setzte sich der VfB Stuttgart in der Bundesligaspitzengruppe fest, führte das Feld an sieben Spieltagen an und schockte die Konkurrenz mit einer nahezu wasserdichten Abwehr, die bislang nur vier Gegentreffer zuließ. Zuletzt drei sieglose Partien in der Liga, das DFB-Pokal-Aus und der CL-Auftritt in Manchester werfen die Frage auf, wie die Erfolgs-Auszeit der Schwaben zu bewerten ist.

Der Aufstieg
Rückblende. Im Februar 2001 übernimmt Felix Magath den Trainerjob beim VfB. Der Klub rangiert auf dem 17. Tabellenplatz. In den verbleibenden zwölf Spielen verlieren die Stuttgarter nur noch drei Mal und sichern sich als Fünfzehnter den Klassenerhalt. Die nachfolgende Saison, 2001/02, beenden die Schwaben auf Rang acht - die sportliche Konsolidierung ist vollbracht. Dann die Spielzeit 2002/03, mit dem sensationellen Durchbruch auf nationaler Ebene (Platz zwei) und dem respektablen Achtelfinal-Einzug im UEFA-Cup-Wettbewerb, wo die "Jungen Wilden" in zwei mitreißenden Partien am späteren Finalisten Celtic Glasgow - und ihrer Unbedarftheit auf internationalem Terrain - scheitern.

In der Spitze angekommen
Die Frage, ob der VfB seinen Höhenflug in der Spielzeit 2003/04 fortsetzen kann, muss unmittelbar vor der Saisonhalbzeit eindeutig mit einem Ja beantwortet werden. Die Schwaben bewiesen Konstanz in ihren Leistungen und zeigten sich den mit dem Erfolg zwangsläufig gewachsenen Herausforderungen, wie dem Tragen der Favoritenbürde, Abwerbeversuche der Stars seitens anderer Klubs sowie Forderungen verbesserter Vertragsbedingungen des eigenen Personals, gewachsen. Das 2:4-Aus im DFB-Pokal bei den Gladbachern, wie auch die 0:2-Champions-League-Niederlage bei ManU, die unter den Vorzeichen der bereits gesicherten Endrundenteilnahme keinen "letzten" Einsatz forderte, sind keine Knackpunkte, die das Fortschreiben der Erfolgsstory gefährden. "Unsere Vorrunde war sensationell bis hierher. Wir können zufrieden in die Winterpause gehen", zog Felix Magath nach der 0:1-Niederlage bei den Münchner Bayern sein Fazit.

Verstärkungen nötig?
Etwaige Befürchtungen, das Karriereende von Krassimir Balakov würde ein irreparables Loch in der Schaltstelle hinterlassen, zerschlugen sich. Das Mittelfeld um Horst Heldt und Aliaksandr Hleb funktioniert reibungslos. Die Abwehr legte mit lediglich vier eingefangenen Toren eine enorme Steigerung hin - zur gleichen Zeit im Vorjahr hatten Timo Hildebrand und seine Vorderleute noch die Bundesliga-übliche Quote von 21 Gegentreffern kassiert. Bleibt die gegenwärtige Torarmut der Schwaben (kein Bundesligatreffer in den letzten drei Spielen) als Problem, was schon Mal passieren kann und nicht über zu bewerten ist. Die Mannschaft ist sportlich intakt, hat gute Karten in der Meisterschaft, ist nicht chancenlos in der Champions League (gegen Chelsea) und arbeitet in einem positiv gestimmten Umfeld. Als Einbruch ist die momentan dürftige Punktausbeute nicht zu betrachten und der von Magath als Minimalziel geforderte fünfte Tabellenplatz nicht gefährdet. Um den großen Wurf, einen Titelerfolg, zu realisieren, hat Magath jedoch jüngst Verstärkungen gefordert. Und der Trainer/Manager wusste bisher recht genau, die Möglichkeiten des VfB auszureizen.

André Schulin



Die erste wichtige Fußspitze des Abends geht an die Köpenicker.

— Wolff-Christoph Fuss, Sky, beim DFB-Pokalspiel RB Leipzig gegen Union Berlin.