DFB-Team

Versöhnlicher Abschuss

von Günther Jakobsen09:55 Uhr | 03.06.2009

Zumindest Teil II der umstrittenen Asien-Tour erfüllte doch noch ihren eigentlichen Zweck. Trotz drückender Hitze stellte die deutsche Reserveelf ein ordentliches Spiel auf die Beine und konnte im Golfstaat der Emirate gut für sich werben, ohne den kleinkalibrigen Gegner indes zu demütigen. Die wichtigste Erkenntnis des 7:2-Kantersiegs war aber die Wiedergeburt des Mario Gomez.

Wie angekündigt lief die DFB-Elf mit einem neuen Schlussmann ein. Manuel Neuers Debüt aber erhielt einen seltsamen Makel, da es der Gastgeber wegen technischer Probleme nicht auf die Reihe bekam, die Nationalhymnen abzuspielen. Ohne Pauken und Trompeten verlief auch die Anfangsphase, zumindest aus deutscher Sicht. Denn erst als nach knapp einer halben Stunde Sommerfußball Heiko Westermann das 1:0 erzielte, begann die Begegnung allmählich Spaß zu machen. Nicht einmal geringen Anteil hatten daran die Emirate. Die Araber hatten bis zu diesem Treffer ihren Klimavorteil durchaus ausspielen können und waren gleich mehrfach gefährlich vor dem Tor aufgetaucht. Die beste Gelegenheit, einen Kopfball von Mahmoud Khamis, hatte Manuel Neuer gedankenschnell vereitelt (19.). Eine Blamage wie gegen China stand trotz vieler Wackler in der deutschen Abwehr allerdings trotzdem nie im Raum, erstens nicht, weil auch Podolski und Gomez in den ersten Minuten schon ein wenig Wind gemacht hatten. Zweitens, weil das Spiel der BRD nun in die Hände fiel wie einem ausgehungerten Raubtier. Nach 34 Minuten kam es in dieser Hinsicht zu einem besonderen Moment, denn als Podolski über links allein aufs Tor zulief und seinen noch besser postierten Kollegen in der Mitte bediente, konnte selbst Mario Gomez nicht mehr anders, als seine 830-minütige DFB-Torflaute zu beenden und das 2:0 zu erzielen. Auch jetzt noch spielten die VAE im Grunde ordentlich mit, die Tore aber schossen weiter nur Deutsche, nämlich Piotr Trochowski (39.) und zum zweiten Mal Mario Gomez, der wie selbstverständlich zur Pause gar auf 4:0 erhöhte.

Inzwischen verwunderte es etwas, wie einfach der deutschen Mannschaft das Toreschießen fiel bzw. vom anfangs so laufstarken Gegner gemacht wurde: Schon wieder Gomez auf Vorarbeit des eingewechselten Cacau markierte das 5:0 (47.), ehe Schweinsteiger fünf Umdrehungen später das halbe Dutzend voll machte, indem er Faris Juma ein Eigentor aufzwang. Wäre es im gleichen Takt nun weitergegangen, es hätte der Begegnung nicht gut zu Gesicht gestanden. So ließ die deutsche Elf das Spiel etwas schleifen und erlaubte dem Gegner, der dennoch insgesamt etwas unglücklich wegkam, immerhin noch eine zweifache Kosmetik. Beide Treffer fielen nach Distanzschüssen und waren für den insgesamt bereichernden Neuer nicht zu verhindern (53./73.). Der Mann des Abends aber blieb trotzdem Mario Gomez, der sich schon vorher im Schwierigkeitsgrad seiner Treffer gesteigert hatte und nun noch ein wahres Kunsttor erzielte, als er aus unmöglichem Winkel den Ball am ausgetanzten Torwart vorbei in den Giebel schoss (90.). Mit 7:2 schloss die DFB-Elf somit ihre umstrittene Asien-Reise ab und feierte nach dem müden China-Spiel damit doch noch einen vorzeigbaren Saisonabschied. Gelohnt hatte sich die Marketing-Tour aber vor allem für Mario Gomez.

Maik Großmann



Ich muss nicht als Millionär sterben, sondern als korrekter Mensch.

— Werner Lorant