VfL Wolfsburg vor der Saison 2002/2003

von Günther Jakobsen15:35 Uhr | 24.07.2002

Am Saisonziel „50 Punkte plus X“ halten die Wolfsburger auch vorläufig fest. Mittelfristig jedoch will der VfL in die europäische Spitzenklasse vorstoßen - die Champions League lockt.

Die letzte Saison…
…nahm einen ereignisreichen und turbulenten Verlauf. Mit 30 Profis - dem größten Kader der Vereinsgeschichte - und der Vorgabe „50 Punkte plus X“ startete der VfL in die Meisterschaft. Nach sieben Spieltagen sahen sich die Niedersachsen mit dem größten Kater ihres Bundesliga-Daseins konfrontiert: Mit drei mickrigen Punkten hatte der VfL die „Rote Laterne“ der Liga übernommen. Der 2:0-Sieg gegen Tabellenführer Kaiserslautern markierte dann den Wendepunkt. Von da an entfernten sich die Wölfe von der Abstiegszone. Das Saisonziel wurde jedoch aufgrund des Fehlstarts verpasst, ebenso wie der Sprung in einen internationalen Wettbewerb: 46 Punkte und Tabellenplatz zehn blieben am Saisonende zu notieren. Erfreulich für den VfL: Die Neuzugänge Ponte, Petrov und Karhan bewiesen, dass sie eine Verstärkung des Teams darstellten. Tobias Rau und Maik Franz schafften gar den Sprung in die U-21-Nationalelf. Die nachträglich im Dezember verpflichteten Thomas Rytter (Abwehr) und Diego Klimowicz (Angriff) schlugen ebenfalls gut ein, besonders der argentinische Stürmer entpuppte sich als Volltreffer. Gegen Ende der Hinserie sorgte Tomislav Maric für Schlagzeilen. Mit vier zweifachen Torerfolgen in Serie wurde er zum „Mr. Doppelpack“ der Liga.

Die Schattenseiten der Saison: Krzysztof Nowak (Nervenerkrankung) und Claus Thomsen (Rückenprobleme) mussten ihre Karrieren aus Gesundheitsgründen beenden. Andrzej Juskowiak, bislang erfolgreichster VfL-Torjäger (39 Bundesliga-Treffer) kam aufgrund seiner Verletzungen und den daraus folgenden Trainingsrückständen kaum zum Einsatz und verließ den Verein. Leiden musste auch Trainer Wolfgang Wolf. Über Monate geisterte das Gerücht seiner Ablösung durch Ex-Hertha-Coach Jürgen Röber durch die Gazetten. Erst Wolfs ultimative Forderung eines Vertrauensbeweises seitens der Vereinsführung beendete den Spuk.

Die Neuen und der Kader
Gerade mal drei Neuzugänge muss VfL-Coach Wolfgang Wolf in den Kader integrieren: Abwehrspieler Kim Madsen (vom FC Kopenhagen), dessen dänischen Landsmann Jesper Christiansen (von Glasgow Rangers ausgeliehen) und Rückkehrer Roy Präger, der vor seinem HSV-Intermezzo bereits für die Wölfe spielte. Das bedeutet, die Wölfe können mit einer eingespielten Formation in die neue Spielzeit gehen. Somit sollte sich ein Fehlstart in Größenordnung der vorigen Saison nicht wiederholen. In Sturm und Mittelfeld ist der VfL gut besetzt und Trainer Wolfgang Wolf kann offensiv „aus dem Vollen schöpfen“. Mögliche Varianten: Doppelspitze (Klimowicz/Maric) vor einer Viererkette im Mittelfeld oder Ponte direkt hinter den Spitzen, oder drei Stürmer (Petrov/Klimowicz/Ponte). Rückkehrer Roy Präger wird vermutlich eher aus dem Mittelfeld heraus agieren. Weniger Missverständnisse und mehr Entschlossenheit als zuletzt erhofft sich Wolfgang Wolf von der Vierer-Abwehrkette, in der Dänisch-Sprachkenntnisse (Thomas Rytter, Kim Madsen) nicht von Nachteil sind. Geht es nach Keeper Jesper Christiansen, ist auch das Wolfsburger Gehäuse künftig fest in dänischer Hand. Vorher allerdings müsste er sich im VfL-internen Konkurrenzkampf gegen Claus Reitmaier durchsetzen - eine echte Herausforderung.

Fernziel Champions League
Mit der Volkswagen AG als Hauptsponsor im Rücken, wagt sich der VfL jetzt auch an große Ziele. In fünf Jahren will der Klub in der Champions League spielen. Die „Strategie 2007“, ein von der VfL Fußball GmbH und Volkswagen AG ausgearbeitetes Konzept, soll den Weg dahin weisen. Das neue Stadion, ab Dezember verfügbar, ist ein erster, wichtiger Schritt in eine erfolgreichere sportliche Zukunft. Höhere Investitionen in die Mannschaft wären der nächste notwendige Step, wollen die „Wölfe“ die „Beute“ Champions League reißen. Doch zunächst einmal muss der VfL mit dem vorhandenen Kader mehr Biss in der Bundesliga zeigen. Mit Hannover 96 ist zudem ein Lokalrivale aufgetaucht, der ebenfalls sein Revier in der niedersächsischen Zuschauergunst abstecken will. Es wird für den VfL nicht einfacher als im Vorjahr, einen UEFA-Cup-Platz zu erkämpfen - die Konkurrenz hat nicht geschlafen. Die Chancen auf „50 Punkte plus X“ zu kommen, stehen jedoch nicht schlecht.

André Schulin

Die VfL Wolfsburg-Daten



Es gab schon Präsidenten beim OFC, die wussten zehn Minuten vor der Hauptversammlung noch nicht, das sie hinterher gewählt werden.

— Offenbachs ehemaliger Vize-Präsident Willfried Kohls im Vorfeld der Hauptversammlung 2000