Nach den schwachen Liga-Auftritten der letzten Zeit war der UEFA-Cup für Bayer Chance und Last zugleich. Die Platzelf spielte mutig und forsch, blieb aber immer auch verwundbar. Schon im ersten Durchgang bestimmte Blackburn zeitweise das Spiel und fand im Angriff vielerorts große Räume. Für ein von Leverkusen hübsch, aber zu offensiv geführtes Spiel las sich der Preis am Ende in zwei Gegentoren.
Michael Skibbe entschied sich für eine offensive Startelf und brachte mit Voronin einen dritten Stürmer ins Team. Seine Mannschaft aber begann nervös. Genau eine Minute war gespielt, als Bentley einen leichten Fehler nutzte und auf der rechten Seite durchbrach. Sein Zuspiel in die Mitte landete genau bei Roberts, der obwohl von zwei Verteidigern nur je halb gedeckt aber daneben rutschte und Bayer einen schlimmen Fehlstart ersparte. Mit Blackburn war auch in der Folge nicht zu spaßen, doch Leverkusen fing sich und tastete sich mehr und mehr nach vorn. Ein Foul an Kießling führte zu einem aussichtsreichen Freistoß am Strafraum, Schneider aber traf nur das Gesicht eines Engländers (15.). Der Schwung des Gegenstoßes setzte wieder die Gäste gefährlich in Szene, dann jedoch hatte Bayer Glück und ging nach einem Freistoß doch selbst in Führung. Wieder trat Schneider den ruhenden Ball vom Strafraumeck, der immer länger wurde und am langen Pfosten noch zu Callsen-Bracker kam. Aus wenigen Metern nickte der Verteidiger per Aufsetzer ein (18.). Blackburn zeigte mehr Respekt als es eigentlich musste, allerdings gewann die Skibbe-Elf nun Sicherheit und blieb buchstäblich am Ball. Voronin und vor allem Kießling waren immer wieder anspielbar, nur haperte es im Aufbauspiel, was etliche gute Ansätze verpuffen ließ. Nach einer halben Stunde verschwand der Faden ganz. Erst prüfte Mokoena Butt aus fünf Metern (32.), drei Minuten später zielte derselbe Mann nur haarscharf daneben. Ohne Ansage fiel der Ausgleich daher nicht, auch wenn es sehr unglücklich war, dass Kießling Bentleys Freistoß aus der Mauer ins eigene Tor abfälschte (39.). Doch auch Bayer hatte das Glück noch nicht verlassen. Noch vor der Halbzeit kam Carsten Ramelow aus 25 Metern zum Schuss und traf per Zufall sogar ins Tor. Auch sein Ball nämlich wurde abgefälscht (43.).
Aus dem Spiel aber war Blackburn zu keiner Zeit. Drei Minuten nach Wiederbeginn flankte Roberts von der Torauslinie und Dunn köpfte nur einen Meter vorbei, nachdem er sich geschickt in den Rückraum hatte fallen lassen. Daraus zu lernen fiel Leverkusen schwer. Das Bemühen um ein flottes Spiel war nicht zu leugnen, doch ging es auch stark zu Lasten der Defensive und drohte daher fortwährend bestraft zu werden. Doch Bayer behielt Recht. Als sich der fleißige Castro auf rechts durchsetzte und hart in die Mitte passte, stellte Bernd Schneider seine Hacke dazwischen. Raffiniert und sehenswert lenkte er dadurch die Kugel an den langen Pfosten und von dort ins Tor (56.). Zufrieden gab sich Bayer mit dem 3:1 noch nicht, die Rovers gleichwohl aber noch weniger. Zur Folge hatte das einen heißen Schlagabtausch mit unvermindert präsenten Briten und einer Skibbe-Elf, die sich eher auf Konter verlegte. Mit zwei Auswechslungen nahm sich Blackburn selbst etwas den Schwung, erst Stefan Kießling war es, der nach 80 Minuten eine lange Ereignisöde mit einem Schrägschuss beendete. Doch die Gäste waren noch da. Fünf Minuten vor Schluss konnte Nonda die nie bedingungslos sichere Bayer-Abwehr noch einmal düpieren, als er einen ihm glücklich zufallenden Ball per Schrägschuss ins Netz donnerte. Gleich mehrere Verteidiger hatten bei diesem Angriff zugesehen, was das zweite Gegentor äußerst unnötig aussehen ließ. In einer dauerhaft zwischen Fußballfest und Zitterspiel schwankenden Begegnung erlaubte sich Bayer ohnehin zu viele Fehler für einen beruhigend deutlichen Sieg. Schade war es um den mutigen Auftritt trotzdem.
Maik Großmann
Wenn ich ein Tackling machen muss, dann habe ich schon einen Fehler gemacht.
— Paolo Maldini über seinen Spielstil.