Viel Lärm um nichts

von Günther Jakobsen09:23 Uhr | 06.12.2007

Mit einer nüchternen und abgeklärten Leistung entkam Hamburg der Teufelsküche Zagreb ohne Schaden und zog vorzeitig in die nächste Runde ein. Bis kurz vor dem Ende durfte Dinamo sich vergeblich um ein Tor bemühen, ehe der HSV selbst noch zweimal ausrückte und spontan mit 2:0 gewann. Im letzten Heimspiel reicht nun schon ein Remis zum Gruppensieg.

Von der angekündigten Rotation ließ Huub Stevens weitestgehend ab und tauschte lediglich Demel und Trochowski gegen Kompany und Castelen. An der defensiven Grundausrichtung änderte dies nichts, zumal Zagreb, das in der Qualifikation zur aktuellen Champions League noch knapp an Werder Bremen gescheitert war, dringend offensiv werden musste. Die Kroaten hatten erst einen Punkt auf dem Konto. Überrascherweise tat sich trotzdem vorerst nichts. Hamburg hatte unnötiges Risiko nicht nötig, aber auch Dinamo schlich nur um den Gegner herum und verschanzte sich in seiner sicheren Abwehr. Heraus kamen daher kaum mehr als Schüsse aus der zweiten Reihe. Vukojevic und Pokrivac trauten sich nach einer halben Stunde für die Hausherren, ehe Balaban kurz vor der Pause Frank Rost mit einem Freistoß prüfte, den er in bester Ronaldinho-Manier unter der Mauer hindurchmogeln wollte. Ansonsten kam Dinamos Gefahr eher von den Rängen. Zwar war die Arena bei weitem nicht ausverkauft, doch hatten die berüchtigten Anhänger reichlich Feuerwerksmunition dabei und zündelten damit hinter dem Hamburger Kasten herum. Auf der anderen Seite prüfte Kompany den Ex-Duisburger Koch mit einem Kanonenschlag (38.); doch hatte die beste Hamburger Chance schon nach 18 Minuten David Jarolim vergeben, als er mit einem Pfund aus 20 Metern an die Latte traf.

Die Hanseaten sahen weiterhin keine Not, sich offensiv ein Bein auszureißen, sondern warteten vielmehr auf eine Angriffswelle der Hausherren. Bis zum Anbruch der Schlussviertelstunde dümpelte das Spiel indes weiter, wobei die einzige Torchance noch der HSV vergab, als Mathijsen nach einem van der Vaart-Freistoß zum Kopfball kam (62.). Allmählich dann erhöhte Dinamo die Schlagzahl und rückte angetrieben vom Großtalent Modric den Gästen immer näher. Ehe dies aber überhaupt zu irgendwas führen konnte, schickte Hamburg schnell seinen Spielmacher los, um Zagreb den Zahn zu ziehen. Einen Freistoß nach einem Konter zwirbelte van der Vaart mit gutem Auge in den Strafraum, wo de Jong gerade heranrauschte und mit dem Leder einfach ins Tor lief (87.). Fast versehentlich fiel wenig später sogar noch das 0:2, weil der eingewechselte Demel den Ball aus Zeitgründen spazieren führte und dabei aus Frust im Strafraum umgesenst wurde. Trochowski, ebenfalls neu in die Partie gekommen, verwandelte sicher (90.) und zog damit den Schlussstrich unter einen nicht zwingend eingeplanten Sieg, den sich der HSV mit unerschrockener Wachsamkeit und bester Routine jedoch verdiente. Zagreb konnte zu keiner Zeit seinem gefährlichen Ruf gerecht werden und steht nun in der Pflicht eines hohen Auswärtserfolgs, um die nächste Runde doch noch zu erreichen. Hamburg dagegen kann schlimmstenfalls noch Zweiter werden.

Maik Großmann



Vielleicht in ich nicht normal, weil ich sportlich denke.

— Berti Vogts