Völlig andere Erfahrung

von Günther Jakobsen17:11 Uhr | 14.09.2007

In ihrem zweiten Gruppenspiel taten sich Deutschlands Damen überraschend schwer und verpassten die vorzeitige Qualifikation fürs Viertelfinale. England, das einen Sieg viel dringender brauchte als die DFB-Torfabrik, mauerte sich vornehmlich hinten ein und verdarb dem Titelverteidiger das Konzept. Heraus kam ein verdientes, aber dröges 0:0-Unentschieden. Die Zuschauer hatten trotzdem Spaß.

Die Anfangsphase war noch relativ flott anzusehen, da Deutschland gern ein frühes Tor vorlegen und das Tempo daher hoch ansetzen wollte. Mit einem Kopfball von Krahn (6.) endete die zarte Anfangsoffensive jedoch bereits bzw. wurde jäh unterbrochen, als Nadine Angerer bei einem langen Zuspiel aus dem Kasten kam und spektakulär unter dem Leder hindurchsprang – zu einem Eigentor fehlten allerdings noch ein paar Meter. Schon früh zeichnete sich ab, dass sich die absurde Einseitigkeit aus dem Argentinien-Spiel nicht wiederholen würde. Auf einem bescheidenen Niveau pendelte sich die Begegnung ein und spielte sich nur äußerst selten in Strafraumnähe ab. Linda Bresonik versuchte es einmal aus der Distanz (19.), auf der anderen Seite schaufelte Scott einen Heber über das Tor (35.). Kurz vor der Pause erst erhöhte Deutschland erneut etwas den Druck, kam durch Garefrekes (44.) und Prinz (45.) noch zu zwei lauwarmen Torraumszenen. Grundsätzlich fehlten dem Spiel des Weltmeisters aber der Witz und auch die Unbekümmertheit aus der ersten Gruppenpartie. Dies den Deutschen zu nehmen, war England bis hierhin schon mal gelungen.

Mit Wiederbeginn sank der Unterhaltungswert noch weiter in den Keller, was die Zuschauer nicht davon abhielt, eine „La Ola“ nach der anderen durch die Ränge zu peitschen. Das Publikum blieb das eigentliche Highlight dieser Begegnung. Nach knapp einer Stunde setzte sich die gefürchtete Kelly Smith einmal in Szene, wurde von Nadine Angerer aber problemlos am Einschuss gehindert. Anschließend konnte man ins deutsche Tor auch eine Strohpuppe stellen, so wenig legte sich England für einen Torerfolg ins Zeug. Deutschland wiederum sah keine Handhabe, sich von den Britinnen locken zu lassen, da diese nach einem Remis zum Auftakt viel eher auf drei Punkte aus sein mussten. Die letzten beiden Torchancen eröffneten sich nichtsdestotrotz der deutschen Auswahl. Nach 72 Minuten spielte Smisek einen hübschen Pass zu Prinz, die unverzüglich aber attackiert wurde und dadurch nicht gefährlich zum Abschluss kam; den Schuss aus elf Metern hielt Englands Torhüterin sicher. Acht Minuten vor Schluss dann die größte Möglichkeit des ganzen Spiels: Durch einen Fehler in der englischen Abwehr stand plötzlich Garefrekes frei vor dem Tor und musste aus diagonaler Lage nur noch in die lange Ecke zielen. Brown allerdings polierte den Ruf sowohl der englischen als auch der weiblichen Torhütergilde und konnte mit einer Teufelstat die Szene gerade noch klären. Für die Entscheidung über den Viertelfinaleinzug galt dies hingegen nicht, denn die blieb für beide Teams bis zum letzten Gruppenspiel offen.

Maik Großmann



Dem Trainer ist nichts vorzuwerfen im sportlichen Bereich.

— HSV-Boss Heribert Bruchhagen über Trainer Egon Coordes, den die Hamburger Presse ,,Ekel-Egon" taufte. Die Zuschauer im NDR-Studio quittierten diese Aussage mit lautem Lachen.