Von Abstiegsaspiranten gejagt

von Günther Jakobsen15:42 Uhr | 08.04.2005

Die jüngsten Erfolge der stark abstiegsgefährdeten Bochumer und Rostocker setzen die drei vor ihnen platzierten Klubs gehörig unter Druck. Nach dem 28. Spieltag könnten Nürnberg und Mönchengladbach bereits in Reichweite sein. Mainz zehrt noch von der erfolgreichen Hinrunde.

Heimspiele gegen die direkten Konkurrenten
„Rostock kann gerne in der Bundesliga bleiben - solange es nicht auf unsere Kosten ist“. Unter dieses Motto stellte Club-Trainer Wolfgang Wolf die immens wichtige Partie der Nürnberger gegen die nach vorn schauenden Hanseaten, deren zehn Punkte aus den letzten fünf Spielen die Hoffnung auf den Klassenerhalt untermauert. Mit einem Sieg hätte Nürnberg acht Zähler Vorsprung auf Hansa, eine Niederlage hingegen ließe das Polster auf zwei Pünktchen schmelzen - diese Partie an der Nahtstelle der Abstiegsregion ist ein echtes Schlüsselspiel. Wäre nicht die fatale Heimschwäche (nur zwei Siege), könnte man dem Club vorbehaltlos das günstigste Restprogramm im Abstiegskampf attestieren: Nach Rostock kommen mit Gladbach, Bochum und Mainz nur noch direkte Konkurrenten ins Frankenstadion, gegen die man Big Points einfahren könnte.

Im Stimmungstief
Nur unwesentlich besser als Nürnberg ist Mönchengladbach in der Tabelle platziert. Da ein VfL-Sieg im Münchener Olympiastadion eher zu den Ausnahmen zählt, könnte auch das Team von Dick Advocaat kurzfristig in den Abstiegssog geraten. Der gegen Bochum verpasste Erfolg vom letzten Spieltag, als nach einer 2:0-Führung nur eine 2:2-Punkteteilung heraussprang, verschärfte den Gegenwind für den „kleinen General“ Dick Advocaat. Die Neuverpflichtungen aus der Winterpause, die Advocaat zuzuschreiben sind, konnten keinen nachhaltigen Vorwärtsruck erzeugen; die zählbare Ausbeute blieb in etwa gleich. Dafür büßte das Spiel der Borussen an Attraktivität ein - was besonders der Anhang übel nimmt. „Wenn Sie guten Fußball sehen wollen, dann gehen Sie zu unseren Amateuren“, entgegnete der Borussen-Übungsleiter Kritikern barsch. In den beiden letzten Spielen ließ Advocaat jeweils die gleiche Startelf auflaufen, was vermuten lässt, dass er seine Stammformation ausgesiebt hat. Das Restprogramm der Fohlen hat es in sich: Dem Bayern-Spiel folgen die Partien gegen Mainz und Nürnberg, dann geht es in den letzten vier Spielen ausschließlich gegen Teams, die um die Europapokalteilnahme kämpfen.

Der Speckgürtel schwindet
Mit aktuell sieben Zählern Abstand zu den Abstiegsrängen weist der FSV Mainz noch ein komfortables Polster auf. Bedenklich stimmt lediglich, dass der Aufsteiger dabei von seiner hervorragenden Hinrunde zehrt. In den zehn Rückserienspielen sammelten die Klopp-Kicker lediglich acht Punkte, nur Nürnberg (sieben), die abgeschlagenen Freiburger (sechs) und der im Mittelfeld angesiedelte VfL Wolfsburg (sieben) waren schlechter. Als großes Plus können die Mainzer ihre Heimstärke anführen, was Trainer Jürgen Klopp vor dem Spiel gegen Wolfsburg unterstrich: „In unseren Heimspielen können und müssen wir unsere Situation verbessern“. Vier Mal tritt der FSV in den letzten sieben Saisonspielen noch im Bruchweg-Stadion an, erwartet dabei allerdings noch den im Titelkampf stehenden Rekordmeister Bayern München. Drei Partien gehen gegen Abstiegskonkurrenten (Gladbach, Bochum, Nürnberg) - dabei müssen die Mainzer aber jeweils auswärts auflaufen. Vielleicht hilft hier ein anderer Hinweis von Jürgen Klopp: „Wir wollen jeden Zweikampf führen, als sei es unser letzter.“

André Schulin



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