Von der Stamm- zur Teilzeitkraft

von Günther Jakobsen16:25 Uhr | 12.11.2004

Lang ist die Liste derjenigen Fußballprofis, die bislang noch keine, oder nur wenige Chancen bekamen, sich zu bewähren. Verletzungen und Vereinswechsel können längere, nachvollziehbare Auszeiten bedeuten. Aber auch der ein oder andere Stammspieler musste plötzlich feststellen, dass er nicht mehr erste Wahl ist.

Neuverpflichtungen vor der Nase
Mit seinen 23 Einsätzen in der vergangenen Saison schien Wolfsburgs Youngster Maik Franz auf einem guten Weg zum Stammspieler. „Ich fühle mich hier richtig“, wehrte der vielfache U21-Nationalspieler noch im Sommer 2002 Avancen des damaligen VfB-Coaches Felix Magath ab, zu den Schwaben zu kommen. Nach der Neuformierung der VfL-Abwehr durch Erik Gerets (es kamen Hofland und Quiroga) steht Franz jedoch zunächst einmal hinten an. Wegen einer Sperre fehlte er zum Saisonstart, danach wurde er lediglich in zwei Spielen eingewechselt. „Er ist ein junger Mann und muss auf Dauer spielen“, hat Gerets Verständnis für die unbefriedigende Situation des Innenverteidigers. “Wenn er nicht will, wird Maik niemals den Verein verlassen müssen, solange ich Trainer bin“, fügte Wolfsburgs Coach hinzu. Käme Franz in der Winterpause zu dem Schluss, woanders besser aufgehoben zu sein, würde man ihm in Wolfsburg keine Steine in den Weg legen.

Von drei Coaches übersehen
Auch beim FC Schalke wurde die Mannschaft kräftig neu durchgemischt und einer der Verlierer des Relaunches war Marco van Hoogdalem (25 Spiele in der letzten Saison), der in eine Reservistenposition rutschte. Dort verharrt bereits seit längerem sein Teamkollege Jörg Böhme, der mit zwei Einwechselungen auf gerade einmal 56 Bundesligaminuten kommt. Noch deprimierender sieht die Bilanz des Mönchengladbachers Igor Demo (27 Spiele) aus, der, obwohl einsatzbereit, bislang von keinem der drei Gladbacher Übungsleiter dieser Saison (Fach, Köppel, Advocaat) berücksichtigt wurde.

Teilzeit-Stürmer
Vor dem Schicksal, zur Teilzeitkraft abzusteigen, ist nicht einmal der ‚Fußballer des Jahres’ Ailton gefeit, der bei seinem neuen Arbeitgeber Schalke immerhin acht Mal eingesetzt wurde, aber nur zweimal durchspielen durfte. Damit ist der schmollende Brasilianer allerdings noch deutlich besser dran als Vahid Hashemian, der in Bochum gesetzt (32 Spiele) war, bei den Bayern jedoch nur vier Einwechselungen aufweisen kann. Hannovers Clint Mathis, in der Winterpause der abgelaufenen Saison zu den Roten gestoßen und ab da nur ein Spiel nicht im Kader, echauffierte sich ob seines Einwechselspieler-Daseins unter Ewald Lienen und wurde seitdem überhaupt nicht mehr berücksichtigt. Vor dem Wechsel nach Berlin waren die Hertha-Stürmer Fredi Bobic (Hannover) und Artur Wichniarek (Bielefeld) gesetzte Leistungsträger ihrer Teams. Im zweiten Jahr beim Hauptstadtklub entfernten sich beide davon weiter, als zuvor. Fast zwei Jahre Frust, mit Unterbrechungen, sitzt der Wolfsburger Tomislav Maric bereits aus. Verletzungen brachten den Kroaten immer wieder aus dem Tritt. Jetzt ist er fit - doch mittlerweile hat er in Wolfsburg eine Reihe gesetzter Stürmer vor sich. Der „Mister Doppelpack“ des Jahres 2002 (in vier Spielen in Folge traf Maric zweimal) wird beim VfL kaum noch einmal zum Zuge kommen. Allerdings - und diese Phrase ist jedem Bundesliga Nahestehenden sattsam bekannt: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

André Schulin



Das war eine millionenprozentige Torchance!

— Sky Austria-Experte Alfred Tatar zum Spiel Sturm Graz gegen Rapid Wien (1:0).