Von einem Wunder weit entfernt

von Günther Jakobsen01:03 Uhr | 18.03.2011

Zum ersten Mal seit sechs Jahren stand keine deutsche Mannschaft im Viertelfinale der Europa League. Bayer Leverkusen schied als letzter Bundesliga-Vertreter im Achtelfinale aus, nachdem das „Wunder von Villarreal“ ausgeblieben war. Die Spanier gewannen auch das Rückspiel, aber im Gegensatz zum Hinspiel war ihr Erfolg diesmal verdient.

Bayer Leverkusen hatte das Hinspiel in der heimischen Arena mit 2:3 unglücklich verloren und stand deshalb unter Zugzwang. Die ohne den gelbgesperrten Vidal angetretenen Werkskicker waren auch meistens in der Vorwärtsbewegung. Allerdings machten die Spanier in der eigenen Hälfte die Räume eng und fuhren nach vorne gefährliche Konter. Nach einem Fehler von Reinartz war Rossi schon alleine auf das gegnerische Tor zugelaufen, aber der Schuss des italienischen Stürmers strich um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei (17.). Eine gute Viertelstunde später hatten die Rheinländer nicht mehr so viel Glück. Ein einfacher Doppelpass von Santi Cazorla mit Rossi genügte, um die Leverkusener Viererkette auszuhebeln. Santi Cazorla tauchte alleine vor Adler auf und ließ dem gegnerischen Schlussmann keine Abwehrmöglichkeit (33.). Fast im direkten Gegenzug hätte Renato Augusto seiner Mannschaft wieder Hoffnung einimpfen können. Der Brasilianer tankte sich durch die spanische Abwehr, aber sein Abschluss war zu harmlos (35.). Ansonsten konnten die Gäste das gegnerische Defensivbollwerk nur selten durchbrechen. Deswegen reagierte ihr Trainer Heynckes noch vor dem Pausenpfiff und brachte den quirligen Sam für Castro (42.). In der Nachspielzeit besaßen die Leverkusener ihre beste Chance der ersten Halbzeit. Villarreal-Keeper Diego Lopez fischte Renato Augustos Freistoß aus dem linken unteren Toreck, Kießling konnte den Nachschuss nicht aufs Tor ziehen.

Weder die Halbzeitpause noch die Einwechslung Ballacks kurz nach dem Wiederbeginn (53.) belebten das Spiel der Werkself. Den Leverkusenern fehlten sichtlich die Ideen, um die kompakte Abwehr der Platzelf zu knacken. Die Hausherren taten in der zweiten Halbzeit nicht mehr als nötig und waren trotzdem torgefährlicher. Nachdem Diego Lopez Renato Augustos Distanzversuch ins Toraus gelenkt (58.) und anschließend vier Eckstöße schadlos überstanden hatte, gelang den Gastgebern das 2:0. Ein Fehlpass von Hyypiä leitete den Angriff ein, an dessen Ende Rossi den Ball humorlos in die lange Ecke knallte (61.). An der Ausgangslage hatte der Treffer jedoch nichts geändert: Leverkusen brauchte weiterhin drei Tore, um dem Ausscheiden zu entkommen. Bis kurz vor dem Schlusspfiff blieb Bayer genauso bemüht wie harmlos. Dann drückte Villarreal-Verteidiger Gonzalo Rodriguez Schwaabs Querpass über die eigene Torlinie (82.). Und weil auf der Gegenseite Adler das 1:3 durch Cani verhinderte (88.), hätten Ballack (89.), Renato Augusto (90.) und Derdiyok (90.) in den Schlussminuten die Angelegenheit noch einmal spannend machen können. Aber sie vergaben ihre Chancen.

Senthuran Sivananda



Wenn du keine Abwehr hast, hast du keine Mannschaft.

— Lucien Favre