Spaßfußball. Nicht einmal schlechter als Platz fünf. Europa League. Mainz 05 hielt in der Saison 2010/2011 die Liga in Atem, indem sie Fußball zelebrierten und für mehr als nur eine Überraschung sorgten. Diesen Erfolg zu wiederholen wird für den sogenannten Karnevalsverein jedoch schwer bis unmöglich.
Mit sieben gewonnenen Spielen startete Mainz in die vergangene Saison. Unter den Gegnern Namen wie der VfB Stuttgart oder Werder Bremen, auch Bayern München wurde geschlagen. Was folgte, war eine Saison mit mehr Höhen als Tiefen, die das Team von Trainer Thomas Tuchel auf Rang fünf beendete. Grundstein dieses Erfolges war einerseits Tuchels fast perfekte Personalpolitik während der Saison, mit seinen Rotationen vor dem Spiel und den Wechseln im Spiel lag er meist richtig. Andererseits war auf die Defensive Verlass, nur Meister Dortmund kassierte weniger Gegentore. Die Offensive bestand aus einem Feuerwerk, das mit Freude Fußball spielte, dabei aber auch einige Chancen liegen ließ; junge Spieler wie André Schürrle, Lewis Holtby und Adam Szalai bereicherten die Bundesliga dennoch durch viel Spielwitz und Leichtigkeit. Doch wer so spielt, macht sich natürlich für andere Vereine interessant. So verließen mit Schürrle (Bayer Leverkusen), Holtby (Schalke 04) und Linksverteidiger Christian Fuchs (Schalke 04) drei ganz wichtige Stützen den Verein. Um diese Lücken zu stopfen, wurde Mainz auf dem Transfermarkt aktiv, behielt dabei aber die klare Linie im Auge, vor allem junge Spieler zu holen. Abgesehen vom erfahrenen Zdenek Pospech, der aus Kopenhagen kam, wurden Nachwuchsspieler verpflichtet. Zoltán Stieber, Anthony Ujah, Nicolai Müller und Maxim Choupo-Moting hinterließen im Europa-League-Qualifikationsspiel gegen Gaz Metan Medias bereits nicht den schlechtesten Eindruck. Ob die Verstärkungen reichen, um bei gelungener Qualifikation längerfristig in Europa zu bleiben, muss sich zeigen. Der Fokus der Mainzer wird wohl auf der Bundesliga liegen, international mitzuhalten dürfte sich für das junge Team als schwierig erweisen.
Nach dem Abgang von Fuchs fehlt der Mainzer Verteidigung ein wichtiges Element, das es zu ersetzen gilt. Tuchel ist bekannt für viele Rotationen und Experimente, das aber vor allem im Offensivbereich. Findet sich ein Nachfolger für Fuchs und versteht sich die neue Viererkette so gut wie die alte, ist die Grundlage für eine weitere gute Saison geschaffen. Das größte Problem bei Mainz liegt jedoch in der Offensive. Bereits in der vergangenen Saison ließen vor allem die Stürmer zu viele Chancen liegen, um am Ende noch besser dazustehen, als sie das so schon taten. Holtby und Schürrle brachten viel individuelle Klasse mit, doch auch in den Neuzugängen steckt viel Potenzial. Die grandiose Vorsaison zu wiederholen wird mehr als schwer. Doch wenn die Mannschaft mit den gleichen Emotionen und gleichem Engagement spielt, dabei die Abschlussschwäche abstellt und mit der Doppelbelastung aus Europa League und Ligaalltag klarkommt, ist wieder einiges drin für Mainz 05. Aufgrund der prominenten Abgänge und dem dadurch benötigten Neuaufbau der Mannschaft scheint eine ähnlich gute Platzierung wie im Vorjahr allerdings utopisch.
Lisa Ramdor
Alle reden vom Goldenen Plan Ost. Wir Bayern aber tun etwas. Wir geben drei Punkte nach Rostock und drei nach Cottbus und belassen es nicht beim Daumendrücken.
— Franz Beckenbauer