Vor der Saison: Bayer 04 Leverkusen

von Günther Jakobsen14:46 Uhr | 05.08.2011

Auch in der Saison 2010/2011 wurde Leverkusen seinem Ruf gerecht und holte Platz zwei. Nach einem holprigen Start, man bedenke das 3:6 gegen Mönchengladbach, und einer insgesamt durchwachsenen Hinrunde, stabilisierte die Werkself in der Rückrunde ihre Leistungen. Am souveränen Meistertitel Dortmunds konnte Bayer nichts mehr ändern, doch die Elf von Trainer Jupp Heynckes hielt sich beständig auf Platz zwei und erreichte damit die direkte Qualifikation für die Champions League.

Garant für den zweiten Platz in der Meisterschaft war die Offensive Bayer 04 Leverkusens. Mit 64 erzielten Toren stellten die Bayer-Angreifer die drittbeste Sturmreihe, hinter Dortmund (67) und Bayern (81). Insgesamt trugen sich 14 Spieler in die Torschützenliste ein, ein Zeichen dafür, dass Leverkusen in der Offensive schwer auszurechnen und immer gefährlich war. Spieler der Saison war eindeutig Arturo Vidal, der nicht nur die meisten Tore erzielte (10), sondern seinen Kollegen auch neunmal auflegte und mit 33 Partien Dauerbrenner der Werkself war. Das Interesse anderer Klubs stieg entsprechend und lange Zeit stand ein Wechsel zu den Bayern im Raum, doch anstatt die Ligakonkurrenz zu stärken, ging Vidal für 10,5 Millionen Euro Ablöse zu Juventus Turin. Ihn zu ersetzen, wird mehr als schwer, versuchen sollen dies im Offensivbereich die Neuzugänge André Schürrle (Mainz 05) und Karim Bellarabi (Eintracht Braunschweig). A-Nationalspieler Schürrle und Juniorennationalspieler Bellarabi bringen das mit, was Leverkusen in der letzten Saison stark gemacht hat: Schnelligkeit, Spielwitz, Torgefährlichkeit. Um Leverkusen den Abgang Vidals zu erleichtern, müssten sie allerdings in der Defensive noch zulegen.

Denn die war der große Schwachpunkt der vergangenen Saison. 44 kassierte Tore waren zu viel, um noch entscheiden in den Kampf um den Meistertitel eingreifen zu können. Ein ums andere Mal wirkte die Viererkette um Jungstar Stefan Reinartz unorganisiert und auch Nationaltorwart René Adler erwischte nicht seine bestes Spieljahr. Routinier Sami Hyypiä kam verletzungsbedingt auf nur 21 Einsätze und beendete nach der Saison seine Karriere. Hoffnungsträger im Stabilisierungsprozess sind die Neuverpflichtungen Ömer Toprak (SC Freiburg) und Bastian Oczipka (FC St. Pauli), die beide Bundesligaerfahrung ausweisen können. Torhüter David Yelldell, Neuzugang vom MSV Duisburg, wird sich beim Bundesligastart gleich beweisen müssen, Stammkeeper Adler fällt nach einer Knie-OP voraussichtlich bis Oktober aus. Auch auf der Trainerbank gab es einen Wechsel. Jupp Heynckes geht nach nur einem Jahr Amtszeit zurück zum FC Bayern, Leverkusen verpflichtete im Jahr der Trainerwechsel innerhalb der Bundesliga noch während der laufenden Saison Robin Dutt vom SC Freiburg für das neue Spieljahr.

Im ersten Spiel geht es für Bayer Leverkusen nach Mainz, wo Schürrle an alter Wirkungsstätte seine gute Form aus der Vorbereitung bestätigen will. Mit dem Aus im DFB-Pokal (3:4 n.V. gegen Zweitligist Dynamo Dresden) ist man in Leverkusen gleich mit einem Rückschlag in die Pflichtspiele gestartet. Nun muss man bei Bayer sein Augenmerk auf die Bundesliga und die Champions League legen. Der Kader verspricht eine gute Mischung aus Erfahrung (Friedrich, Rolfes, Ballack, Kießling) und Jugend (Toprak, Bender, Derdiyok); Trainer Dutts große Aufgabe besteht darin, der Mannschaft Beständigkeit beizubringen. Eine 3:0 Führung gegen Dresden noch herzugeben, war mehr als fahrlässig. Wenn Leverkusen es schafft, mit mehr Stabilität in die Liga zu starten, werden sie auch in der neuen Saison um den Titel mitspielen. Oder zumindest um Platz zwei.

Lisa Ramdor



Beckenbauer läuft oft breitbeinig herum. Vielleicht kann man ihm mal durch die Beine schießen.

— Wilhelm Röcker, Trainer des TV Unterboihingen, über die Chancen im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München. Die Münchner gewannen 10:1.