Bayern München ist für dramatische Titelentscheidungen bekannt, Werder Bremen für seine Europapokalwunder und Borussia Mönchengladbach seit der vergangenen Saison für seine Klassenerhaltswunder. Noch unglaublicher als die Rettung 1998 und 2009 war der Klassenverbleib dieses Jahr.
Es ist in der Tat ein Wunder, dass Mönchengladbach überhaupt noch Erstligist ist. So oft wie die Niederrheiner in der vergangenen Saison bereits abgestiegen waren. Nach der Hinrunde, nach der 1:3-Niederlage in St. Pauli, spätestens aber nach der unglücklichen 0:1-Heimpleite gegen Kaiserslautern hätte keiner mehr einen Pfifferling auf die Fohlen-Elf gesetzt. Doch der neue Trainer Lucien Favre und seine Schützlinge schafften das Unmögliche und erreichten über den Umweg Relegation den Klassenerhalt.
Was kommt nun? Dürfen die Gladbacher jetzt von mehr träumen? Favre lässt einen Fußball spielen, der an die Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison, Hannover 96, erinnert. In der Abwehr erst einmal sicher stehen und dann schnell nach vorne umschalten. Die Mannschaft ist zusammengeblieben. Selbst Abwehrass Dante, der seine Wechselabsichten bereits öffentlich verkündigt hatte, und Leistungsträger Marco Reus, ohne dessen Treffer die Borussia wohl nicht in der Liga geblieben wäre, konnten gehalten werden. Und eine der Schwächen des Teams in der vergangenen Saison, die mangelnde Breite des Kaders, war bereits in der Winterpause mit den Verpflichtungen von Mike Hanke, Havard Nordtveit und Martin Stranzl behoben worden. Jetzt ist eher das Gegenteil der Fall. Fast schon verzweifelt versucht der fünfmalige Deutsche Meister die überschüssigen Michael Bradley, Mohamadou Idrissou und Tobias Levels loszuwerden. Auch deswegen und weil die finanziellen Mittel fehlen, wurden zur neuen Saison lediglich die jungen, entwicklungsfähigen Talente Mathew Leckie (Adelaide United), Lukas Rupp und Matthias Zimmermann (beide Karlsruher SC) sowie der schwedische Außenverteidiger Oscar Wendt (FC Kopenhagen) verpflichtet. Favres Forderungen nach hochkarätigen Verstärkungen bleiben wohl unerfüllt.
Trotzdem scheint die Borussia zumindest das Potential zu haben, um eine der Überraschungsmannschaften der neuen Saison zu werden. Doch die Niederrheiner hängen die Trauben nicht allzu hoch und wollen diese Saison erst einmal „nur“ die 40-Punkte-Marke knacken.
Senthuran Sivananda
Der Knoten ist geplatzt - So laut, dass ich glatt erschrecke.
— Klaus Sammer, Trainer Dynamo Dresden, nach einem 3:0 gegen Köln.