Als der FC Schalke 04 2009 den neuen Trainer Felix Magath mit einem Vier-Jahres-Vertrag ausstattete, hatten die Gelsenkirchener eigentlich vorgehabt, innerhalb dieser Zeit die erste Deutsche Meisterschaft seit über 50 Jahren einzufahren. Doch auf halber Strecke der Mission haben sie gemerkt, dass der Alleinherrscher Magath und der volksnahe Klub aus dem Pott genauso wenig zusammenpassen wie Millionenschulden und Titelträume.
Die Königsblauen nehmen von der Meisterschaft erst einmal Abstand. Nach einem enttäuschenden 14. Platz in der Vorsaison ist das Ziel diesmal „nur“ die Europapokal-Qualifikation - auch wegen der schmalen Vereinskasse. Denn trotz des Pokalsieges, trotz des Erreichens des Champions-League-Halbfinales und trotz der 22-Millionen-Ablöse für Manuel Neuer von Bayern München hat Schalke bislang nur 5,5 Millionen in Neuzugänge investiert. Vielmehr war Magaths Nachfolger Ralf Rangnick damit beschäftigt, den unter seinem Vorgänger zu groß geratenen Kader zu entrümpeln. Ganze zwölf (!) Spieler mussten den Verein verlassen. Auch die erst vor der vergangenen Saison als große Hoffnungsträger verpflichteten Raúl und Klaas-Jan Huntelaar drohen ins zweite Glied abzurutschen. Obwohl Raúl in der vergangenen Spielzeit zu den Stützen der Schalker Mannschaft gehörte, passt er jetzt nicht mehr ins System von Rangnick. Nur traut sich keiner, das dem Spanier zu sagen. Stattdessen muss Raul als Spielmacher und der eigentlich auf der Zehner-Position erwartete Lewis Holtby (nach Leihe an Mainz 05 zurück) im defensiven Mittelfeld aushelfen. Dort, wo Raúl gerne spielen würde, im Sturm, hat Rangnick Huntelaar vorgesehen - aber auch nur, weil die Königsblauen derzeit keinen besseren haben. Statt Papiss Demba Cissé (SC Freiburg) oder Nolan Roux (Stade Brest), deren Verpflichtungen an den Ablöseforderungen gescheitert sind, kam als neuer Angreifer Ciprian Marica, der seit seiner Suspendierung beim VfB Stuttgart vor einem halben Jahr kein Spiel mehr gemacht hat.
Immerhin scheinen die Königsblauen den Abgang Neuers besser verkraftet zu haben als erwartet. Ralf Fährmann bescherte S04 mit seinen Paraden den Supercup-Sieg gegen Borussia Dortmund (4:3 n.E.) fast im Alleingang. Dabei war das Schalker Eigengewächs nur aus Frankfurt zurückgeholt worden, weil die eigentlichen Wunschkandidaten wie Ron-Robert Zieler (Hannover 96), Kevin Trapp (1. FC Kaiserslautern) oder Jens Lehmann (zuletzt Arsenal London) zu teuer waren. Auf der Linksverteidiger-Position haben sich die Gelsenkirchener mit dem österreichischen Freistoßspezialisten Christian Fuchs (FSV Mainz 05) sogar verstärkt. Und auf der rechten Verteidigungsseite hat der aus der zweiten Liga geholte Marco Höger (Alemannia Aachen) derzeit die Nase vorne gegenüber Atsuto Uchida.
Senthuran Sivananda
Ein Tor muss her, soll es nach 90 Minuten nicht noch so stehen wie jetzt.
— Heribert Faßbender