Vor einem Jahr wäre ein Wechsel Oskar Lafontaines zur FDP wahrscheinlicher gewesen als der vom Paulianer Urgestein Holger Stanislawski zur TSG 1899 Hoffenheim. Doch der markante Glatzkopf ist jetzt tatsächlich Trainer des „Retortenklubs“. Er soll die Sinsheimer nicht nur sportlich, sondern auch imagetechnisch nach vorne bringen.
Als der frisch gebackene Erstligist Hoffenheim in der Hinrunde der Saison 2008/09 für Furore sorgte und mitreißenden Offensivfußball zeigte, wurden die „Dorfkicker“ mit den Galliern aus den „Asterix“-Comics verglichen. In der vergangenen Spielzeit erinnerten vor allem die Hoffenheimer Vereinsverantwortlichen aber eher an die Römer. Mäzen Dietmar Hopp und Manager Ernst Tanner verscheuchten Erfolgstrainer Ralf Rangnick, indem sie ohne dessen Wissen den wichtigsten Spieler Luiz Gustavo an Bayern München verkauften. Nachfolger Marco Pezzaiuoli ließ defensiver spielen. Ohne Erfolg. Hoffenheim stürzte wie im Vorjahr in der Rückrunde auf Rang elf ab.
Dennoch träumen einige in Sinsheim diese Saison wieder einmal von der Europapokal-Qualifikation. Wieso? Der Grund heißt Stanislawski. Der „Miraculix vom Kraichgau“ hat zwar keinen Zaubertrank zubereitet, aber das ganze Hoffenheimer Umfeld inklusive sich selbst in einen Topf voller Euphorie getunkt. Der ehemalige Freibeuter will mit den Sinsheimern den Europapokal erreichen - allerdings erst in zwei, drei Jahren. Diese Spielzeit ist das Ziel, wieder erfrischenden Angriffsfußball zu zeigen sowie eine Platzierung in der oberen Tabellenhälfte zu erreichen. Denn die Mannschaft ist bislang nur mit Fabian Johnson (VfL Wolfsburg), Sven Schipplock (VfB Stuttgart) und Ersatztorhüter Koen Casteeles (KRC Genk) verstärkt worden.
Bezeichnenderweise ruhen die größten Hoffnungen von Stanislawski auf Sieben-Millionen-Wintereinkauf Ryan Babel (FC Liverpool), der bisher eher durch seine Internet-Videos als durch sein zweifellos vorhandenes spielerisches Potenzial aufgefallen ist. Babels wohl bekanntester Clip im World Wide Web zeigt den Niederländer als Beifahrer im Auto von dem Justin Bieber trällernden David Alaba. Für die neue Saison braucht Babel nicht nur einen neuen Chauffeur, sondern - was wichtiger ist - Hoffenheim auch einen neuen defensiven Mittelfeldspieler. Denn Alaba konnte nicht über das vergangene halbe Jahr hinaus von Bayern München ausgeliehen werden. Immerhin ist er der einzige nennenswerte Abgang. Allerdings gibt es auch um Kapitän Andreas Beck immer wieder Wechselgerüchte.
Senthuran Sivananda
Am liebsten könnte ich jetzt weinen!
— Thorsten Legat, gerade mit Werder Bremen Deutscher Meister geworden, über den Abstieg seines Ex-Klubs VfL Bochum...