Vorführung unter Flutlicht

von Günther Jakobsen09:18 Uhr | 08.12.2007

Im ersten Abschnitt nahm Dortmund die Arminen noch ernst und war froh genug, sich bis zur Pause ein 2:0 zu erarbeiten. Dann aber lösten die Gäste sich auf, öffneten der Borussia Tür und vor allem Tor und gaben sich selbst zum Abschuss frei. Nach einer besorgniserregenden Leistung wurde Bielefeld mit 1:6 demontiert.

Mit dem überraschenden Sieg beim Deutschen Meister im Rücken gelang dem BVB ein schwungvoller Auftakt. Keine Viertelstunde war gespielt, als Kringe und Blaszczykowski einen durchdachten Angriff über rechts inszenierten. Der Pole schließlich gab in die Mitte, wo Tinga zunächst über den Ball säbelte, mangels Gegenwehr aber noch einmal schießen durfte und dieses Mal ins Netz traf (13.). Bielefeld war nicht nur kalt erwischt, sondern kam mit dem Rückstand auch überhaupt nicht klar, zumal die ohnehin schwächste Abwehr der Liga an mehreren Stellen hatte geflickt werden müssen. Dortmund wiederum, dem gerade in Heimspielen ein größeres Übergewicht eher fremd war, fand sich immer besser zurecht und erspielte sich weitere Chancen. Auf Pass von Kringe kam Valdez zunächst noch um einen Schritt zu spät (16.) und erreichte drei Minuten später auch das ungenaue Zuspiel von Petric nicht. Wer aber diesen Ball erreichte, war der Bielefelder Schuler, dem der Kroate nach einem Sololauf einfach von der Torauslinie locker an den Fuß schoss und ihn damit zu einem Eigentor nötigte – nach 18 Minuten führte Dortmund 2:0. Im Anschluss an diesen Vorfall verflachte das Spiel. Borussia dominierte weiter, leistete sich jedoch immer wieder Abspielfehler und baute die Gäste damit auf. In letzter Sekunde mussten Kovac (23.) und Kehl (41.) je einmal retten, obwohl Arminia wahrhaftig keine Bäume ausriss. Mit Ausnahme des tüchtigen Wichniarek war in der Offensive der Gäste nichts los.

Bis hierhin hatte Bielefeld lediglich enttäuscht, was nun aber folgte, war eine Bankrotterklärung. Ohne jede Gegenwehr durften sich Tinga, Valdez, Federico und Dede das Leder hin- und herspielen, der Brasilianer daraufhin flanken und Petric schließlich am langen Pfosten seelenruhig zum Kopfball ansetzen. Gegen die Laufrichtung des Torwarts schlug der Ball ein, und Dortmund führte 3:0 (47.). Gemessen an der Leistung der Heimelf wirkte der Spielstand etwas überzogen, jedoch zeigte sich die Qualität des BVB auch darin, die Geschenke der Ostwestfalen anzunehmen, und darin blieb er konsequent. Völlig sinnlos ging zunächst Gabriel mitten im Strafraum mit der Hand zum Ball, woraufhin Valdez per Strafstoß auf 4:0 erhöhte (55.). Sechs Minuten später wurde schon wieder gejubelt, weil einmal mehr Petric auf links bis zur Torlinie kam, punktgenau in die Mitte schob und Kringe damit zum 5:0 bediente. Längst ging es für die Gäste nur noch um Schadensbegrenzung, doch selbst dafür waren sie viel zu sehr durch den Wind. Fast schon fremdpeinlich sah es aus, wie widerstandslos Federico durch die Abwehr spazieren und den Ball locker in die rechte Ecke drücken konnte (67.). Erst mit diesem Treffer verloren die Borussen etwas die Lust und schenkten in ihrem Hochmut den Ostwestfalen sogar noch ein Tor: Eine Flanke von Kamper zog Oliver Kirch aus kürzester Distanz direkt auf Weidenfeller, der so unglücklich hinlangte, dass er sich selbst das Leder über die Linie drückte (81.). Auch als sich Dortmund nur noch feiern ließ, waren weitere Treffer immer noch möglich. Das 6:1 aber reichte völlig aus, um den BVB mit seinem Publikum zu versöhnen und Bielefeld seine Bundesligatauglichkeit abzusprechen.

Maik Großmann



Auf gut Deutsch: Wir hatten noch nicht mal Zeit zum Kacken.

— Karl ,,Die Kuchel" Hohmann (1908 - 1974), FK Pirmasens, über die Vorbereitungen zum Olympischen Fußballturnier 1936 in Berlin.