Vorschau 2012/13: Bayer Leverkusen

von Günther Jakobsen10:25 Uhr | 24.08.2012

Bayer Leverkusen setzt wieder auf den Jugendstil. Eine junge Mannschaft, ein junges Trainerduo und eine risikoreiche Taktik. Die Werkskicker wollen damit zurück in die Champions League.

Nach der Entlassung von Robin Dutt als Trainer im April dieses Jahres sollten Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä für die Leverkusener zumindest das Minimalziel - Qualifikation für die Europa League - erreichen. Sie schafften es auch, sogar ungeschlagen (4 Siege, 2 Remis) - allerdings noch nicht mit überzeugenden Leistungen. Obwohl Namen wie Ralf Rangnick als Nachfolger gehandelt wurden, durften Hyypiä und Lewandowski bleiben. Sportdirektor Rudi Völler hat vor dem Saisonbeginn schon einmal klargestellt, wer aus dem Trainerduo Koch und wer Kellner ist. „Sami ist der Teamchef und Sascha der Trainer. Allein aus dem Begriff ´Teamchef´ ergibt es sich, dass Sami das letzte Wort hat - einer muss es im Zweifel ja auch haben“, sagte Völler, der ja schon Erfahrungen als Teamchef bei der Nationalmannschaft gesammelt hat. Nun haben Hyypiä und Lewandowski Zeit, ihre eigenen Vorstellungen umzusetzen.

Bayer will wieder angriffslustigen und attraktiven Fußball zeigen. Als Mittel dazu soll das offensive, aber zugleich risikoreiche 4-3-2-1-System dienen. Die beiden Spieler hinter der einzigen Spitze sind keine Flügelstürmer, sondern eher Spielmacher. Die drei Offensivkräfte sind von Defensivaufgaben weitgehend befreit. Die Außenverteidiger sollen sich dagegen häufiger ins Angriffspiel einschalten, als sie es in der Vergangenheit getan haben. Die neue Taktik der Pharmastädter erinnert an die der italienischen Nationalmannschaft bei der vergangenen Europameisterschaft. In der Mitte werden die Rheinländer ihre Stärken haben, jedoch sind sie dafür auf den Außenbahnen anfällig. Es wäre mutig oder fast schon töricht, wenn das Bayer-Trainerduo am neunten Spieltag bei Bayern München die Taktik nicht umstellen würde. Franck Ribery und Arjen Robben würden sich jedenfalls über nur einen Gegenspieler freuen.

Die Erwartungen an die Werkself sind gestiegen. Die Leverkusener wollen in die Champions League - was mit dem Kader eine durchaus realistische Perspektive ist. Alle Leistungsträger konnten gehalten werden. Selbst Lars Bender und André Schürrle, obwohl für beide Millionenangebote der Champions-League-Finalisten Bayern München und FC Chelsea vorlagen. Hinzugekommen sind die Anfang-20-Jährigen Daniel Carvajal (Real Madrid) und Junior Fernandes (Universidad de Chile) sowie die Rückkehrer Jens Hegeler und Hajime Hosogai (waren ausgeliehen an Nürnberg bzw. Augsburg). Zudem wurde der erst 18-jährige Rechtsverteidiger Carlinhos aus Brasilien ausgeliehen. Als Königstransfer ist jedoch die Verpflichtung des Nürnberger Innenverteidigers Philipp Wollscheid einzuschätzen. Schon im vergangenen Winter brachten die Pharmastädter den Transfer des Abwehrjuwels, an dem angeblich auch Meister Borussia Dortmund und Rekordmeister Bayern München Interesse hatten, in trockene Tücher. Den Verein verlassen haben unter anderem die zwischen Bank und Startelf pendelnden Michael Ballack (Ziel unbekannt), Tranquillo Barnetta (FC Schalke 04) und Eren Derdiyok (1899 Hoffenheim) sowie der zuletzt langzeitverletzte Torwart René Adler (Hamburger SV). Die Transferpolitik in dieser Saison ist in gewisser Weise auch ein Schritt zurück in die Vergangenheit. In den vergangenen drei Jahren, vor allem unter der Ägide von Jupp Heynckes, hatten die Leverkusener an Erfahrung gewonnen. Doch nun wurden vor allem erfahrene Kräfte wie Ballack, Barnetta oder Derdiyok abgegeben. Mit Innenverteidiger Manuel Friedrich und Kapitän Simon Rolfes sind derzeit lediglich zwei potentielle Stammkräfte 30 Jahre oder älter.

Senthuran Sivananda



Die Kölner diskutieren auch gar nicht! Bis auf Bodo Illgner, der hat Abitur...

— WDR-Reporter Manni Breuckmann über einen Elfmeter gegen den 1. FC Köln in Nürnberg.