Vorschau 2012/13: Bayern München

von Günther Jakobsen12:05 Uhr | 01.08.2012

Dreimal Platz zwei - ausgerechnet das erfolgsverwöhnte Bayern München musste sich in der vergangenen Saison wie Bayer Leverkusen gefühlt haben. Dabei waren die Ergebnisse nicht schlecht. Die 73 Punkte, die der FC Bayern in der Liga holte, hätten in drei der fünf vorangegangenen Spielzeiten zum Titelgewinn gereicht. Auf dem Weg ins Champions-League-Finale wurden der englische Meister (Manchester City) und der spanische Meister (Real Madrid) ausgeschaltet.

Dennoch sorgten die Vizemeisterschaft in der Liga und die beiden verlorenen Endspiele im Pokal sowie in der Champions League für eine tiefgreifende Veränderung in der sportlichen Führung zur neuen Saison. Der Stuhl von Trainer Jupp Heynckes wankte zwar ein wenig, aber er fiel nicht, dafür der des Sportdirektors Christian Nerlinger. Der 39-Jährige wuchs in seiner Amtszeit nie so richtig in die Rolle des Uli-Hoeneß-Nachfolgers hinein. Der neue Sportdirektor Matthias Sammer ist dem mächtigen Klubpatron schon wesentlich ähnlicher. Wie Hoeneß, der nach Pfiffen gegen Michael Ballack in dessen letztem Spiel für den FC Bayern in die Fankurve ging, um die Unmutsbekundungen der Anhänger zu stoppen, hätte es auch Sammer bei Arjen Robben getan. Der Niederländer trat drei Tage nach dem verlorenen Champions-League-Finale in einem Freundschaftsspiel mit seiner Nationalmannschaft gegen die Bayern an und wurde von Teilen der Münchner Anhängerschaft ausgepfiffen. „In solchen Situationen muss man verdeutlichen, dass ein Spieler von uns nicht alleine stehen kann. Und dass wir ihn da auch stärker schützen müssen“, sagt Sammer.

Der größte Vorwurf, der Trainer Heynckes in der vergangenen Saison gemacht werden konnte, war, dass er die zweite Reihe vernachlässigt hat. Im Finale der Königsklasse saßen Spieler wie Nils Petersen (Neun Saisonspiele in der Liga) und Takashi Usami (Drei Spiele) auf der Bank. Eingewechselt wurden lediglich der rekonvaleszente Daniel van Buyten und Ivica Olic. Der letztgenannte gehört inzwischen der Münchner Mannschaft nicht mehr an - genauso wie Breno, Jörg Butt, Nils Petersen, Danijel Pranjic und Takashi Usami. Die Bankdrücker gingen, dafür kamen Alternativen für die Startelf. Innenverteidiger Dante (Borussia Mönchengladbach), Flügelflitzer Xherdan Shaqiri (FC Basel), und für den Sturm bekamen die Bajuwaren mit Mario Mandzukic (VfL Wolfsburg) und Claudio Pizarro (Werder Bremen) gleich zwei Neuzugänge. Zudem wurden Tom Starke (1899 Hoffenheim) als neuer Ersatzkeeper und das Talent Mitchell Weiser (1. FC Köln) verpflichtet. Lediglich ein Back-up respektive ein ergänzender Part für den „gefühlten“ Kapitän Bastian Schweinsteiger, der in der vergangenen Saison oft verletzt oder angeschlagen war, konnte bislang nicht gefunden werden. Der spanische Europameister Javi Martinez (Athletic Bilbao) ist wohl zu teuer. Lars Bender (Bayer Leverkusen), an dem vor allem der neue Sportdirektor Sammer Gefallen findet, hat den Bayern zumindest öffentlich eine Absage erteilt.

Ein weiterer Vorwurf an die Adresse des Trainers war, dass er taktisch zu unflexibel ist. In der vergangenen Saison hielt er starr an seinem 4-2-3-1-System fest. Zehn Mal lagen die Bayern in der vergangenen Bundesliga-Spielzeit zurück, sieben Spiele davon verloren sie am Ende. Nach den Verpflichtungen von Mandzukic und Pizarro könnte Heynckes je nach Spielverlauf auch auf ein 4-4-2-System umstellen. Für den Übungsleiter ist es wohl das letzte Jahr als Bayern-Coach. „Erst einmal tun wir alles dafür, dass Jupp Heynckes mit der Mannschaft erfolgreich ist. Und danach schauen wir: Holen wir einen Neuen oder nicht? Höchstwahrscheinlich holen wir einen“, hatte sich sein Freund und Präsident Hoeneß schon Ende Mai verplappert und versuchte dann zurückzurudern.

Das Ziel für die neue Saison ist die Meisterschaft - eigentlich wie immer. „Das erklärte Ziel des FC Bayern muss sein, unangefochten die Nummer eins in Deutschland zu sein. Dem wird alles untergeordnet“, sagt Hoeneß. Diesmal ist der FC Bayern zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr der alleinige Topfavorit auf den Titel. Mit Borussia Dortmund ist ein mindestens gleichwertiger Konkurrent auf der Bildfläche aufgetaucht. Und das kratzt am Selbstverständnis des Rekordmeisters.

Senthuran Sivananda



Da ist Buck, ich nenne ihn den Windhund, er ist der schnellste Spieler der Liga!

— Fritz von Thurn und Taxis beim Südwest-Derby KSC - FCK (2:4) über Lauterns Andy Buck.