Ende des alten Jahrzehnts wollte der FC Schalke 04 um jeden Preis Deutscher Meister werden. Doch die Trainer Fred Rutten und vor allem Felix Magath sowie ihre Mannschaften waren teuer. Über 200 Millionen Euro Schulden haben die Königsblauen zurzeit. Sportlichen Erfolg wollen sie zwar immer noch, aber nicht mehr um jeden Preis.
Mit Huub Stevens haben die Königsblauen seit September 2011 einen Trainer, der zur derzeit konservativen Philosophie des Vereins passt. „Nicht der Trainer, sondern der Verein ist das Allerwichtigste. Der Trainer ist den Zielen des Klubs verpflichtet, nicht umgekehrt“, lautet sein Credo. Vorgänger Ralf Rangnick hatte sich im Vorjahr noch beschwert, weil er nur drei Neuzugänge im Gegenwert von gut fünf Millionen bekam. Für Stevens wurden bislang lediglich die beiden ablösefreien Mittelfeldspieler Tranquillo Barnetta (Bayer Leverkusen) und Roman Neustädter (Borussia Mönchengladbach) verpflichtet, und der Niederländer nahm dies ohne Murren zur Kenntnis. Allerdings gaben die Knappen mit Raúl (Al-Sadd Doha/Katar) auch nur einen Leistungsträger ab. Die Nachfolge des Spaniers wird intern vergeben. Die besten Aussichten dafür besitzt Lewis Holtby, der die Position des Spielmachers schon vor zwei Jahren beim FSV Mainz 05 eindrucksvoll ausgefüllt hat. Sein größter Konkurrent ist Eigengewächs Julian Draxler. Sollte sich Holtby im Kampf um die Spielmacherrolle jedoch nicht durchsetzen, dann hätte er zudem das Problem, dass er auf seiner Position der Vorsaison - im defensiven Mittelfeld neben „Aggressiv-Leader“ Jermaine Jones - mit Neuzugang Neustädter zusätzliche Konkurrenz bekommen hat. Auch im Tor hat der Trainer mit Ralf Fährmann, Timo Hildebrand und Lars Unnerstall die Qual der Wahl. Zurzeit darf sich der ehemalige Nationaltrainer Hildebrand die größten Hoffnungen auf die Nummer eins bei S04 machen. Die größte Investition, die Königsblau noch tätigen will, ist die in einen neuen Vertrag für Torschützenkönig Klaas Jan Huntelaar. Wenn er seinen 2013 auslaufenden Kontrakt jedoch nicht verlängern sollte, müssten die Gelsenkirchener ihn spätestens in der Winterpause verkaufen, um eine Ablösesumme zu kassieren.
Wie in der vergangenen Saison wird Stevens wohl erneut auf ein 4-2-3-1-System setzen - allerdings mit einer gravierenden Veränderung auf der Zehner-Position. Raúl war bislang eher eine hängende Spitze. Von seinen beiden potentiellen Nachfolgern kommt Draxler dem Spanier noch am nächsten. Holtby ist dagegen ein Spielmacher im klassischen Sinne. In der letzten Spielzeit stellte Schalke eine Wundertüte dar. Es gab Phasen, in denen die Defensive so sicher wie (einst) die Bank von England war und Königsblau vorne Glück hatte, dass die Chancen effektiv genutzt wurden. Aber es gab auch Phasen, in denen die Ruhrpott-Kicker vogelwild verteidigten, allerdings dafür in der Offensive ein Feuerwerk abbrannten. In der Vorbereitung wurde vor allem Wert auf eine stabile Abwehr gelegt. In den beiden Vorbereitungspartien gegen die italienischen Spitzenvereine AC Mailand (0:1) und Udinese Calcio (0:0) kassierten die Knappen insgesamt nur einen Gegentreffer, aber erzielten selbst kein einziges Tor.
Trotz Platz drei in der Vorsaison und der direkten Qualifikation für die Champions League sind die Knappen bescheiden geworden. „Natürlich wollen wir uns wieder für die Champions League qualifizieren, aber das können wir nicht so einfach mit Links machen. Das wird verdammt schwer“, sagt Manager Heldt. Vom Titel träumt im Schalker Umfeld zumindest zurzeit keiner.
Senthuran Sivananda
Nein, den Ball habe ich nicht mitgenommen. Ich muss jetzt erst einmal schauen, ob mein Wikipedia-Eintrag auf dem neuesten Stand ist.
— Thomas Delaney nach seinem Dreierpack beim 5:2-Sieg mit Werder Bremen in Freiburg