Nach 15 Jahren Achterbahnfahrt ist Fortuna Düsseldorf wieder in der Bundesliga. Zwischenzeitlich (2002 bis 2004) waren die Rheinstädter sogar nur viertklassig, und damals hießen ihre Gegner nicht Bayern München oder Borussia Dortmund, sondern Borussia Freialdenhoven und Germania Ratingen.
Mittlerweile ist es schon drei Monate her, dass zum bislang letzten Mal ein Fußballspiel in der Düsseldorfer Arena regulär über die Bühne gebracht wurde. Das entscheidende Rückspiel in der Relegation gegen Hertha BSC (2:2) musste für 20 Minuten unterbrochen, aber nicht abgebrochen werden, weil Düsseldorfer Anhänger den Abpfiff eine Minute zu früh gehört haben wollten und deswegen den Platz gestürmt hatten. Die anschließenden wochenlangen Verhandlungen vor dem Sportgericht torpedierten Fortunas Aufstiegsfeier. Vor einer guten Woche sollte die Sause nachgeholt werden. Im Testspiel gegen den portugiesischen Renommierklub Benfica Lissabon wurde jedoch erst der Schiedsrichter ausgeknockt und dann die Partie auch abgebrochen. „Ich dachte wirklich, wir hätten alles mitgemacht, was möglich ist“, beklagt sich Fortunas Präsident Peter Frymuth. Auch die ersten Erstliga-Heimspiele der Rheinstädter nach 15 Jahren Abstinenz werden unter besonderen Umständen ausgetragen. Für die Partien gegen Mönchengladbach und Freiburg dürfen die Düsseldorfer lediglich 30 000 Zuschauer, davon 25 000 Heimfans, ins Stadion lassen. Ursprünglich hatte der DFB als Strafe für den Platzsturm sogar vorgesehen, das Derby gegen Gladbach ohne Publikum auszutragen.
Fast die komplette Mannschaft wurde vor der neuen Saison ausgetauscht. Elf Spieler gingen, dafür kamen 18 Neuzugänge. Einige Aufstiegshelden wie Torwart Michael Ratajczak (vereinslos), Sascha Rösler (Alemannia Aachen) oder Ranisav Jovanovic (MSV Duisburg), der Schütze des wichtigen zweiten Treffers im Relegationsrückspiel, wurden aussortiert. Andere wiederum wie Innenverteidiger Assani Lukimya (Werder Bremen) oder Stürmer Maximilian Beister (war nur ausgeliehen vom Hamburger SV) wechselten zu etablierten Erstligisten. Für wenig Geld (insgesamt 1,9 Millionen Euro für 18 Neuzugänge) lockten die Düsseldorfer Macher bundesligaerfahrene Akteure an den Rhein. Von Celtic Glasgow kam der Sohn der südkoreanischen Bundesliga-Legende Bum-Kun Cha, Du-Ri Cha (WM-Teilnehmer 2002 und 2010 sowie 115 Bundesligaspiele). Rückkehrer Axel Bellinghausen hat vergangene Saison schon in Augsburg beweisen, wie wertvoll er im Aufstiegskampf sein kann. Nando Rafael (Augsburg) und Stefan Reisinger (Freiburg) besitzen ebenfalls Erfahrungen im Klassenkampf. Jetzt schon als Glücksgriff hat sich Leihgabe Andrej Voronin (Dynamo Moskau) erwiesen. Denn der 145-malige ukrainische Nationalspieler wäre gar nicht in Düsseldorf gelandet, wenn sein ehemaliger Verein ein paar Wochen früher Trainer Sergey Silkin entlassen hätte. Nachfolger Dmitri Khokhlov wollte Voronin zurückhaben, aber bekam ihn nicht.
Neue Liga, neue Mannschaft, neue Taktik. Hatten die Landeshauptstädter in der zweiten Liga ihre Stärken noch in der Offensive, müssen sie im Oberhaus umplanen. Die 40 Minuten im Testspiel gegen den Champions-League-Teilnehmer Benfica Lissabon haben gezeigt, wie es wohl gehen wird - in der Defensive kompakt sehen und im Angriff auf Konter setzen. Die Fortuna gilt als einer der Topkandidaten auf den Abstieg. „Das Wort Klassenerhalt nehme ich gar nicht erst in den Mund. Wir sind doch nicht in die Bundesliga zurückgekehrt, um sie gleich wieder zu verlassen“, sagt der inzwischen 70 Jahre alte Manager der Düsseldorfer, Wolf Werner. Bereits der FC Augsburg hat in der vergangenen Spielzeit bewiesen, wozu ein vermeintlicher „Abstiegskandidat Nummer eins“ im Stande ist.
Senthuran Sivananda
Ich bin körperlich und physisch topfit.
— Thomas Hässler