Vorschau 2012/13: FSV Mainz 05

von Günther Jakobsen15:35 Uhr | 22.08.2012

Kaiserslautern und Mainz mögen sich als rheinland-pfälzische Rivalen nicht besonders. Aber der aktuelle FSV Mainz 05 erinnert an den 1. FC Kaiserslautern der Neunziger Jahre. Mit wenig Geld haben sich die Rheinhessen in der ersten Liga etabliert und dürfen dieses Jahr nach oben schielen.

Vor zwei Jahren sorgten die „Bruchweg-Boys“ für Furore. Holtby, Schürrle und Co. stellten den Bundesliga-Startrekord ein und schossen Mainz in die Europa League. Doch nach der Saison 2010/11 verließen die Leistungsträger Christian Fuchs, Lewis Holtby und André Schürrle den Verein. Die Mainzer gaben deren Nachfolger ein bis zwei Jahre Zeit, um sich in der neuen sportlichen Heimat zu akklimatisieren. Aber sie brauchten nur ein halbes Jahr. In der Hinrunde der vergangenen Bundesliga-Saison blamierte sich Mainz in Europa und fand sich in der Liga im Tabellenkeller wieder. Doch in der Rückrunde wurde das Abstiegsgespenst aus der Gutenbergstadt verjagt, und am Ende war Trainer Thomas Tuchel sogar unzufrieden, dass es „nur“ zu Platz 13 reichte.

Vor der neuen Saison brauchte der Kader mit Linksverteidiger Junior Diaz (FC Brügge), Angreifer Chinedu Ede (Union Berlin) und Rückkehrer Petar Sliskovic (war ausgeliehen an den FC St. Pauli) lediglich punktuell verstärkt zu werden. Denn unter den Abgängen befindet sich nur ein richtiger Leistungsträger. Der Entschluss, Mohamed Zidans Vertrag nicht zu verlängern und den besten Bundesliga-Torschützen der Vereinsgeschichte ablösefrei ziehen zu lassen, passt zu den eigenwilligen Entscheidungen, mit denen die 05er seit dem Wiederaufstieg 2009 erfolgreich sind. Eine Woche vor dem Start der Spielzeit 2009/10 wurde Aufstiegstrainer Jörn Andersen entlassen und durch den damals im Profibereich als Coach noch gänzlich unerfahrenen Tuchel ersetzt. Ein Jahr später verkauften die Rheinhessen kurz vor dem Saisonauftakt ihren besten Stürmer Aristide Bancé. Zidan hatte zwar einen großen Anteil am Klassenerhalt in der vergangenen Saison - nicht nur wegen seiner sieben Tore in zwölf Spielen, sondern auch, weil er dem Mainzer Spiel die lange vermisste Durchschlagskraft verlieh. Allerdings hat sich im Schatten des Ägypters auch Eric Maxim Choupo-Moting zu einem treffsicheren Angreifer entwickelt. Und mit Adam Szalai ist ebenfalls zu rechnen, nachdem er in der vergangenen Rückserie von einer einjährigen Verletzungspause zurückkehrte.

Eine der größten Stärken des selbsternannten Karnevalsvereins ist die taktische Flexibilität. Die Mainzer haben die Wahl zwischen drei verschiedenen Systemen (4-3-2-1, 4-2-3-1, 4-4-2), und Trainer Tuchel lässt bekanntlich gerne rotieren. Schon in der vergangenen Saison zeigten die Rheinhessen attraktiven Fußball, lediglich die lange vermisste Durchschlagskraft im Angriff und die fehlende Konstanz in den Leistungen verhinderten eine bessere Platzierung. Die fehlende Durchschlagskraft haben sie schon in den Griff bekommen, und wenn sie nun auch konstant werden, dann ist sogar mehr als nur der Klassenerhalt, das Minimalziel der 05er, möglich. Viel mehr.

Senthuran Sivananda



Er ist noch kein neuer Pelé. Aber er ist der einzige, der ein neuer Pelé werden kann.

— Argentiniens Nationaltrainer Cesar Luis Menotti 1980 über Diego Armando Maradona