Vorschau 2012/13: SC Freiburg

von Günther Jakobsen17:02 Uhr | 23.08.2012

Frei nach dem Motto „Jugend forscht“ geht der SC Freiburg in die Saison. Die Priorität liegt auf der Ausbildung junger Spieler, die sich im Bundesligaalltag beweisen sollen. Zusammen mit den erfahrenen Akteuren wird der Klassenerhalt angestrebt.

Der Nichtabstieg ist das klare Ziel des SC Freiburg für die kommende Saison. Um dies zu erreichen, setzt Trainer Streich vor allem auf junge Spieler; Akteure wie Freis und Schuster gehören mit 27 Jahren schon zum alten Eisen. „Star“ des Teams ist aber vor allem der Übungsleiter. Im Winter der letzten Saison wurde Streich vom Jugend- und Assistenz- zum Bundesligacheftrainer befördert, dennoch kommt er gerne mal mit dem Fahrrad zum Training. In der vergangenen Saison war sein größter Verdienst wohl die Tatsache, dass er es schaffte, den Abgang von Toptorjäger Cissé zu kompensieren und den Abstieg abzuwenden. Er brachte seine Spieler dazu, als Mannschaft aufzutreten. Makiadi und Schuster übernahmen Verantwortung und die Führung ihrer jungen Mitspieler, die mit einem frischen Stil die Bundesliga aufmischten und dafür sorgten, dass sich Freiburg am Ende klar vor den Abstiegsrängen positionierte.

Dass es mit einer so jungen Elf auch in diesem Jahr schwer wird in Deutschland höchster Spielklasse, weiß auch Streich. Seine Priorität liegt im Halten der Liga und vor allem der Förderung junger Spieler: „Wir würden gern in der Liga bleiben. Das ist nur zu realisieren, wenn wir uns alle gemeinsam sehr konzentriert und arbeitsintensiv unseren täglichen Aufgaben widmen. Wenn wir das über einen längeren Zeitraum schaffen, dann werden sich auch die Spieler bei uns weiterentwickeln. Das ist unser Anspruch, unser Potenzial.“ Für diesen Weg spricht auch die Tatsache, dass die Transfer-Einnahmen beim Weggang von Cissé nicht übermäßig in neue Spieler investiert wurden. Mehreinnahmen kommen vor allem den Ausbildungszentren der Breisgauer zugute, die sich vor allem als Förderer sehen sehen: „Wir sind gerne ein Ausbildungsverein, denn es beinhaltet viele konstruktive Prozesse. […] Da geht es nicht immer nur um Fußball - aber wenn es um Fußball geht, dann hochintensiv. Wir sehen es einfach ganzheitlich. Bei anderen Vereinen geht es nur um das Gewinnen und Verlieren, das ist bei uns nicht so.“

Bescheiden blieb man auch mit Aktivitäten auf dem Transfermarkt. Barth (nach Aalen) und Reisinger (Düsseldorf) verließen den Verein, mit Ex-Nationalspieler Hinkel wird nicht mehr geplant. Alle drei spielten jedoch bereits zur vergangenen Rückrunde keine große Rolle mehr. Auch auf der Haben-Seite wurde am Kader nicht viel verändert. Kruse (FC St. Pauli) und Terrazzino (Karlsruher SC) kamen für vergleichsweise wenig Geld nach Freiburg, aus der zweiten Mannschaft wurde Juniorennationalspieler Günter mit einem Erstligavertrag ausgestattet. Der von Betis Sevilla ausgeliehen Calvente soll die Offensive voran treiben, laboriert derzeit jedoch an einer Hüftverletzung. Als Glücksgriff könnte sich der Norweger Hegenstad (21, Stabaek IF) erweisen. Im DFB-Pokalspiel verletzte sich Stammspieler Muzjda, ob er zum Saisonstart wieder fit ist, steht noch in den Sternen. Hegenstad wäre eine Alternative. Ebenfalls angeschlagen sind zum ersten Ligaspiel die eigentlich gesetzten Caliguri (Bänderriss im Sprunggelenk) und Rosenthal (Teilabriss einer Sehne im Kniegelenk), gegen Mainz 05 werden sich also wieder die jungen Spieler beweisen müssen.

Dass noch längst nicht alles rund läuft, zeigte die erste Runde des DFB-Pokal. Der SC gewann zwar mit 2:1 gegen Viktoria Hamburg, der Bundesligist hatte gegen den drei Klassen tiefer spielenden Gegner allerdings mehr Mühe als erhofft. Immerhin zeigte Kruse, dass er Rosenthal mindestens gleichwertig ersetzen kann, ein Treffer und die Vorlage zum Siegtor stehen auf seinem Bewerbungsschreiben. Auf ihm liegt nun die Hoffnung, die Freiburger Abschlussschwäche abzustellen. Trotz der Qualitäten, die Reisinger, Dembele und auch Jendrisek im Sturm mitbringen, fehlt ihnen oft die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Die Defensive dagegen ist zwar extrem jung, tritt aber oft so abgeklärt auf, als hätte sie jahrelange Bundesligaerfahrung. Das Minimalziel Klassenerhalt wird für Streichs junge Truppe kein Selbstläufer, es liegt dennoch durchaus im Rahmen der Möglichkeiten.

Lisa Ramdor



Mein Frau sagt, so eine Gesichts-OP hätte ich vor Jahren schon machen sollen.

— Christian Gentner