Mit einem bescheidenen 2:0-Erfolg blieb der Favorit dem Turnier wie erwartet erhalten und zog ohne Gegentor ins Viertelfinale ein. Japan brauchte dringend einen Sieg, war aber auch in Deutschlands schwächster Phase niemals stark genug, um dem Weltmeister das Wasser zu reichen. Der Gruppensieg der Neid-Elf war zu keinem Zeitpunkt fraglich.
Die Bundestrainerin nahm eine Änderung vor und ersetzte die gelbgesperrte Laudehr durch Petra Wimbersky. Garefrekes rückte dafür ins Mittelfeld. Japan hatte bislang ein Remis und einen Pflichtsieg auf dem Konto und stand trotzdem vor der unlösbaren Aufgabe, dem Weltmeister alle Punkte abzunehmen. Ansonsten drohte England noch vorbeizuziehen. Auch die deutsche Mannschaft aber war noch nicht ganz sicher qualifiziert und warf sich daher sofort in die Pedale, um die letzten Zweifel auszuräumen. Gleich nach vier Minuten tauchte Wimbersky vor Japans Torhüterin auf und zwang sie zu einer viel beklatschten Parade. Garefrekes vergab kurz darauf schon die zweite gute Möglichkeit (7.). Was in Minute 21 passierte, hatte insofern in der Luft gelegen. Nach einer Ecke von Lingor konnte die japanische Abwehr zunächst klären, doch fiel der Ball genau in die Schussbahn von Birgit Prinz, die aus kurzer Entfernung ihren 13. Weltturniertreffer erzielte und sich damit in die Geschichtsbücher eintrug. Noch vor der Pause konnte das DFB-Team die Führung beliebig erhöhen, ließ die letzte Konsequenz aber oft vermissen, zumal das komplizierte japanische Spiel keine Höchstleistungen abverlangte. Garefrekes etwa traf kurz vor der Pause noch die Latte (42.).
Genau wie gegen England war der zweite Deutschlands schwächerer Abschnitt, was erneut aber vorzugsweise am Gegner lag, der zwingend siegen musste und rein gar nichts dafür vorzubringen verstand. Als Nadine Angerer dann doch einmal auf den Plan gerufen wurde, geschah gleich ein kleines Unglück. Mit zu weit angewinkeltem Knie sprang Deutschlands Torfrau in die frisch eingewechselte Arakawa hinein und verletzte sie im Rippenbereich (65.). Nach der erneuten Mannschaftsumstellung lief bei den Asiatinnen noch weniger zusammen. Den Vorsprung sicher zu verwalten, machte dem Weltmeister überhaupt keine Mühe. Sollte das Spiel wieder ansehnlicher werden, musste er statt dessen selbst etwas unternehmen. Ab der 68. Minute, als Fukumoto mit einer weiteren Glanzparade gegen Bajramaj rettete, war dies dann wieder der Fall. Zehn Minuten später vergab Wimbersky eine Riesengelegenheit, als sie ganz allein vor dem Tor in eine Smisek-Vorlage rutschte und einen Meter daneben schoss. Prinz verschleuderte Müllers gute Flanke ebenfalls (81.). Als drei Minuten vor Schluss dann doch noch ein zweiter Treffer fiel, war es weniger eine Erlösung als ein überfälliger Ausdruck des Leistungsunterschieds. Müller erwirkte einen Strafstoß, den Lingor zum 2:0-Endresultat verwandelte. Ohne Gegentor und völlig konkurrenzlos schnappte sich Deutschland damit den Gruppensieg und zog als Topfavorit in die K.o.-Runde ein. Weil England gegen Argentinien gewann, strich Japan erwartungsgemäß die Segel.
Maik Großmann
Was man nicht sieht, kann man nicht halten.
— Claus Reitmaier