Wehrlose Gallier

von Günther Jakobsen11:09 Uhr | 21.08.2009

Ein unglaublich souveräner Hamburger SV stand nach dem 5:1-Erfolg beim französischen Zweitligisten und Pokalsieger EA Guingamp mit anderthalb Beinen in der Gruppenphase der Europa League. Wie schon am vergangenen Bundesliga-Spieltag gegen Dortmund spielten die Hanseaten schon in der Anfangsphase einen Vorsprung heraus, den sie gegen geschockte und mindestens eine Klasse schwächere Gallier nicht mehr abgaben.

Da war es zu verschmerzen, dass Hamburgs Stammtorhüter Rost wegen einer entzündeten Ferse zu Hause blieb. Denn die Franzosen forderten Ersatzkeeper Hesl kaum, weil sie nach zwei schnellen Gegentreffern nicht mehr ins Spiel fanden. Beide Male gab auch ihre Abwehr eine schlechte Figur ab: Vor dem 0:1 setze sich Elia auf der linken Außenbahn mühelos gegen Deroff durch, den Schussversuch des Niederländers wehrte Guingamp-Keeper Trevisan genau vor die Füße Guerreros ab, der schoss zwar im ersten Versuch nur den gegnerischen Torhüter an, aber der Abpraller sprang gegen das Knie des Peruaners und von dort ins Tor (7.). Nur vier Minuten später durfte Petric aus knapp zwanzig Metern – unbedrängt von den Gegenspielern – abziehen, und sein Geschoss flog unter die Latte. Danach ließ ein souverän spielender HSV Ball und Gegner laufen. Es wäre mehr als „nur“ eine 3:0-Führung zur Pause, nachdem Petric eine Flanke seines Sturmpartners Guerrero schulbuchmäßig eingeköpft hatte (26.), möglich gewesen, allerdings verwehrte der polnische Schiedsrichter Borski dem HSV nach Fouls an Petric (18.) und Jarolim (45.) zwei Strafstöße, der Tscheche erhielt stattdessen sogar wegen einer angeblichen Schwalbe die Gelbe Karte. Zudem strich eine Petric-Direktabnahme knapp am Gehäuse vorbei (28.).

In der zweiten Halbzeit hielten die Hanseaten für eine weitere Viertelstunde die Schlagzahl und die Konzentration hoch. Das reichte, damit sich der kurz zuvor eingewechselte Neuzugang Berg mit einem Flugkopfball nach einer Trochowski-Ecke ebenfalls in die Torschützenliste eintrug (50.). Selbst danach nur noch halb so starke Hamburger waren dem französischen Zweitligisten weiterhin überlegen und genauso für einen weiteren Treffer gut: Trochowski schickte Petric steil, und der schob den Ball dann mühelos ins Tor (86.). Gegen nachlassende Gäste kamen die Franzosen allerdings zu ersten Torchancen: Flog noch Konés Fallrückzieher weit über den Querbalken (59.), schoss kurze Zeit später der von der HSV-Abwehr unbewachte Mathis den Ball aus wenigen Metern nur knapp am rechten Pfosten vorbei (66.). In den Schlussminuten machte auch der Hamburger Ersatzkeeper Hesl auf sich aufmerksam: erst positiv, als er einen Mathis-Schuss über die Latte lenkte (86.), und dann negativ, als er eine harmlose Deroff-Hereingabe entscheidend ins eigene Tor abfälschte (88.). Bezeichnenderweise wäre auch der Ehrentreffer der Gallier ohne die Gäste nicht gefallen, die Hanseaten verdienten sich durch ihre Überlegenheit den Kantersieg.

Senthuran Sivananda



Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Aber ich war damals auch noch nicht dabei.

— Brian Clough