Frauen-WM - News

Weiter ohne Gegentor

von Günther Jakobsen14:08 Uhr | 22.09.2007

Die große Unbekannte Nordkorea entpuppte sich als bissig und unbequem, kassierte aber in den falschesten Momenten Gegentreffer und blieb selbst vor dem deutschen Tor ohne Glück. Um erneut in die Runde der letzten Vier einzuziehen, brauchte der Titelverteidiger eine optimale Mannschaftsleistung.

Besonders im ersten Durchgang erlebten die deutschen Damen einen Schlagabtausch, wie er ihnen noch kein Gegner bis hierhin abverlangt hatte. Nordkorea, im Schnitt einen halben Kopf kleiner als die stämmigen Deutschen, machte seine Wuseligkeit zur Tugend und kam nach elf Minuten direkt zu einer großen Möglichkeit. Angerer parierte gegen Un Gyong, wäre aber beinahe doch noch geschlagen worden, weil Bresonik im Rettungsversuch Yong Ae anschoss. Der Weltmeister hatte mehr von der Partie, erlangte aber nie die komplette Kontrolle. Kaum hatte er mal einen Distanzschuss abgelassen, bliesen die Asiatinnen gleich wieder zur Gegenattacke. Son Hui vernaschte einmal Bresonik und jagte das Leder danach übers Tor (25.); Deutschland musste schon im Mittelfeld sorgfältig verteidigen, um sich nicht für gefährliche Spielzüge angreifbar zu machen. Erst in der Schlussphase verlagerte sich das Geschehen klarer vors koreanische Tor, und nachdem Smisek (35.) und Prinz (39.) noch gescheitert waren, traf Kerstin Garefrekes mit einem schönen Schlenzer noch zum glücklichen 1:0, das den Gegner zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt traf (43.).

Nordkorea verstärkte nun das Risiko, traf aber auf eine deutsche Mannschaft, die nicht mehr die offene Feldschlacht suchte, sondern vornehmlich verteidigte. In dieser Phase überraschten die Frauen aus dem Schattenreich, denn die Qualität ihrer Angriffe stieg stetig an und brachte die deutsche Abwehr durchaus in Schwierigkeiten. Just eingewechselt jagte Kyong Hwa den Ball nur knapp über die Latte (52.), wenig später musste Stegemann für Angerer aushelfen (58.). In der heikelsten Periode rettete Nadine Angerer dann die immer wackligere Führung; nachdem die Verteidigung den Ball nicht aus der Brennzone brachte, knallte Un Suk aus elf Metern drauf und scheiterte spektakulär an der DFB-Torfrau (66.). Seit langer Zeit hatte Deutschland nicht mehr derart unter Druck gestanden, war aber auch besonnen genug, um im richtigen Moment wieder einzulenken. Ein schöner Gegenzug führte zu Smisek, die den Ball trickreich in die Schussbahn von Lingor weiterlegte; aus halblinker Position zirkelte die Regisseurin das Leder in den Winkel (68.). Ob dies die Vorentscheidung war, musste gar nicht erörtert werden, denn gleich vier Minuten später stand der Sieger fest, weil Krahn einen Eckball mit dem Knie ins lange Eck weiterlenkte. Trotz vieler ungemütlicher Passagen siegte Deutschland am Ende hoch mit 3:0, zog damit ins Halbfinale ein und blieb auch weiterhin ohne jeden Gegentreffer. Ein Selbstläufer war der Erfolg indes nicht.

Maik Großmann



Der Fußball wird in Deutschland deshalb weiter gespielt werden.

— Karl-Heinz Rummenigge nach dem deutschen WM-Aus 1998 gegen Kroatien (0:3).