Auch die Neuauflage des WM-Endspiels von 2006 hatte finalen Charakter: Während sich die Italiener dank der reiferen Spielanlage den Viertelfinal-Einzug sicherten, mussten die Franzosen schon früh zwei herbe Rückschläge verdauen und schlussendlich die Heimreise antreten.
Im bisherigen Turnierverlauf hatten weder Italien noch Frankreich überzeugt, deswegen gab es auch vor dem dritten Spiel erneute Umbauten in der Startformation beider Mannschaften. Selbst vor großen Namen wurde dabei kein Halt gemacht: Italiens Nationaltrainer Donadoni nahm Camoranesi und nach nur einem Spiel Bewährungsprobe auch Del Piero wieder aus der Mannschaft; neu ins Spiel kamen dafür Gattuso und Cassano. Sein Gegenüber Domenech ersetzte Interimskapitän Thuram, Sagnol und Malouda durch Abidal, Clerc und Benzema. Die Angst vor der Blamage, vor dem Ausscheiden in der Vorrunde, war in der Anfangsphase noch spürbar: Beide Teams riskierten wenig, ließen dementsprechend kaum etwas zu. Allenfalls aus Einzelaktionen resultierten Torchancen: Die beste vergab Luca Toni, nachdem Abidal dem Bayern-Stürmer einen langen Ball unfreiwillig vorlegte, war dieser zwar alleine auf dem Weg zum Tor, jedoch schob er dann das Spielgerät am linken Pfosten vorbei (4.) Sieben Minuten später klärte Makelele einen Panucci-Kopfball auf der Torlinie. Zwischendurch ereilte die „Equipe Tricolore“ ein herber Tiefschlag: Spielmacher Ribery verletzte sich bei seinem Einsteigen gegen Zambrotta schwer und musste mit Verdacht auf Unterschenkelbruch ausgewechselt werden (7.). Aber erst der Führungstreffer der „Squarda Azzurra“ löste eine kurzzeitige Schockstarre im französischen Spiel aus: Nicht nur, dass Pirlo souverän per Elfmeter für das 1:0 sorgte, zudem kassierte Abidal wegen der Notbremse an Luca Toni die Rote Karte (29.). Danach stellten Italiens neu gefundener Offensivdrang und Frankreichs Unsicherheit zumindest für die „Equipe Tricolore“ eine gefährliche Mischung dar. Alleine Luca Toni ließ innerhalb von drei Minuten dreimal die Vorentscheidung auf seinem Fuß liegen (28., 29., 30.). In der Schlussminute der regulären Spielzeit lenkte außerdem Coupet einen Grosso-Freistoß ans Aluminium. Kurz vor der Halbzeitpause nahm allerdings der Vizeweltmeister wieder den Widerstand auf...
...und in den Anfangsminuten des zweiten Spielabschnittes intensivierten die Franzosen sogar ihre Bemühungen, jedoch fehlte in ihren Angriffen die entscheidende Portion Präzision, derweil die Azurblauen durch Konter versuchten, die passenden Nadelstiche zu setzen. Schlussendlich sorgte eine Standardsituation für die Vorentscheidung zugunsten des Weltmeisters: De Rossis 35-Meter-Freistoß fälschte ausgerechnet Henry unhaltbar für seinen eigenen Schlussmann ab (62.). Da zwischenzeitlich auch Hollands B-Elf die Führung gegen Rumänien gelang, war den Italienern das Viertelfinal-Ticket zu diesem Zeitpunkt kaum mehr zu nehmen. Wie schon im Holland-Spiel (1:4) steckten die Franzosen trotz der aussichtlosen Lage nicht auf, aber ihre Angriffe waren nicht zwingend genug, um das italienische Abwehrbollwerk zu überwinden. Kamen die Blauen dennoch mal zum Abschluss, fanden sie in Welttorhüter Buffon ihren Meister, wie in der 74. Minute, als der Azzurri-Goalie Benzemas Schuss glänzend zur Ecke klärte. Der Sieg der „Squarda Azzurra“ war verdient, wenngleich die Franzosen durch die beiden Ausfälle (Ribery, Abidal) schon früh eine hohe Hypothek hinterher jagen mussten, denn der Weltmeister hatte die zwingendere Offensive.
Senthuran Sivananda
Wenn es zehn Minuten länger gegangen wäre, hätten wir denen zehn Stück reingemacht. Der Beckenbauer wusste gar nicht mehr, wo die Mittellinie ist.
— Josef ,,Seppl" Pirrung, 1. FC Kaiserslautern, nach dem denkwürdigen 7:3 gegen den FC Bayern (1973).