Für den Großteil der Trainer in der 3. Liga ist klar: Wehen Wiesbaden ist nach kräftigen Verstärkungen erster Kandidat auf den Aufstieg. Dazu kommen die Zweitligaabsteiger aus Osnabrück und Bielefeld, aber auch einige weitere Mannschaften, denen der Sprung in die zweite Bundesliga gelingen kann. Insgesamt kann sich der neutrale Zuschauer dank eines zum Großteil ausgeglichenen Teilnehmerfeldes wohl auf eine spannende Drittligasaison freuen.
Wenn so gut wie alle Trainer einer Liga bei der Frage nach möglichen Aufsteigern den gleichen Verein nennen und sich nur bei den Begleitern uneins sind, spricht das eine deutliche Sprache. Es zeigt den großen Respekt, den die Gegner vor dem SV Wehen Wiesbaden haben, setzt die Mannschaft von Trainer Gino Lettieri aber auch gehörig unter Druck. Weswegen er wohl der einzige ist, der nicht sein eigenes Team, sondern den VfL Osnabrück, Arminia Bielefeld, den 1. FC Heidenheim und den SV Sandhausen auf dem Zettel hat. Nicht bestreiten kann Lettieri allerdings die Tatsache, dass sich Wiesbaden ordentlich verstärkt hat. Mit Pascal Bieler (1. FC Nürnberg), Aziz Bouhaddouz (FSV Frankfurt) und Marco Christ (Fortuna Düsseldorf) kommen drei sehr erfahrene Spieler, die die jüngere Generation führen soll. Spielmacher Christ erhielt auch gleich die Kapitänsbinde, vertreten wird er von Abwehrchef Quido Lanzaat. Erste Verfolger dürften die beiden Zweitligaabsteiger aus Bielefeld und Osnabrück sein. In Bielefeld gab es den üblichen Umbruch nach einem Abstieg, viele Spieler (unter anderem Torhüter Dennis Eilhoff) verließen den Verein, um weiter mindestens in Liga zwei spielen zu können. Auch ein Trainerwechsel fand statt, Markus von Ahlen ersetzt Ewald Lienen. In Bielefeld selbst stapelt man tief, von einem Klub, der gemessen an seiner Infrastruktur und Fangemeinde in höhere Sphären gehört, darf jedoch einiges erwartet werden. Gleiches gilt für Osnabrück, das in der vergangenen Saison erst in der Relegation scheiterte und den Gang in die dritte Liga antreten musste. Auch hier gab es einen Trainerwechsel und die Abgänge einiger Leistungsträger und dennoch dürfte die Mannschaft gefestigt genug sein, um oben mitzuspielen.
Im ersten Saisonspiel treffen mit Heidenheim und Kickers Offenbach zwei Mannschaften aufeinander, die ebenfalls auf die Aufstiegsränge schielen. Heidenheim hat mit Patrick Mayer seinen Topstürmer (19 Saisontore) an den FC Augsburg abgegeben, will aber trotzdem angreifen und Platz neun der Vorsaison verbessern. In Offenbach folgte in der vergangenen Spielzeit nach einer tollen Herbstserie ein Leistungsabfall in der Rückrunde – man beendete das Spieljahr auf Rang sechs. Mit Pascal Testroet (SVWerder Bremen) und Stefan Hickl (FSV Frankfurt) sind zwei junge Spieler mit viel Potenzial hinzugekommen, der Großteil des Kaders konnte gehalten werden und mit Arie van Lent wurde ein neuer Trainer geholt. All dies soll helfen, die neue Saison beständiger und erfolgreicher zu bestreiten, als die vergangene.
Beim dritten Zweitligaabsteiger Rot-Weiß Oberhausen wurde ein Großteil des Kaders ausgewechselt, wenn sich die Mannschaft findet, ist auch für RWO einiges drin. Ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden wollen auch der Sandhausen und Rot-Weiß Erfurt. Nach Platz 12 in der Vorsaison hat sich Sandhausen unter anderem mit dem bundesligaerfahrenen Sören Halfar verstärkt und kann ansonsten auf ein eingespieltes Team zurückgreifen. Für Sandhausen wird es jedoch ebensoschwer, wie für die Erfurter, die vor allem auf die Offensive setzen und den Angriff um Marcel Reichwein (12 Tore in der abgelaufenen Saison) mit jungen Spielern erweitert haben.
Im ersten Saisonspiel trifft Erfurt auf Carl Zeiss Jena, das mit der Verpflichtung von Jan Simak der wohl spektakulärste Einkauf gelungen ist. Ob er der Mannschaft entscheidend weiterhelfen kann, bleibt abzuwarten, mehr als Platz 15 will Jena dieses Jahr aber auf jeden Fall erreichen. Auf Platz sechs beendete der 1. FC Saarbrücken die Saison 2010/2011. Verstärkt hat man sich vor allem mit jungen Spielern, die integriert werden müssen, ein Platz unter den ersten zehn ist das Saisonziel der Saarbrücker. Im ersten Spiel geht es gegen Aufsteiger Chemnitzer FC. Der CFC hat sich mit Toni Wachsmuth (SC Paderborn 07) und Thomas Birk (FC Erzgebirge Aue) ordentlich verstärkt, Ambitionen nach oben sind aber vorerst nicht vorhanden, Ziel ist der Klassenerhalt. Das gilt auch für die Mitaufsteiger Preußen Münster und den SV Darmstadt 98. Die bekanntesten Neuzugänge Münsters sind Benjamin Siegert (VfL Osnabrück) und Daniel Masuch (SC Paderborn 07), mit ihnen soll vor allem der Verbleib in der Liga gesichert werden. In Darmstadt sind die meisten Neuzugänge junge Perspektivspieler, die helfen sollen, einen Mittelfeldplatz zu erreichen. Auf diesem landete Jahn Regensburg im vergangenen Spieljahr, zur neuen Saison will man vor allem nicht absteigen.
Das gleiche Ziel verfolgt der VfR Aalen, das nach einem 16. Platz in der Vorsaison gegen Ende der neuen Spielzeit deutlich weiter oben stehen und die Klasse früh halten will. Eigentlich in der Regionalliga antreten müssten Wacker Burghausen und der SV Werder Bremen II. Beide profitierten davon, dass Rot-Weiß Ahlen einen Insolvenzantrag stellen musste und die TuS Koblenz ihren Antrag auf Lizensierung für die dritte Liga zurückzog. Beide Mannschaften wollten das unerwartete Glück nun nutzen und einen erneuten Abstieg verhindern. Einzig den Klassenerhalt als Saisonziel hat man auch beim SV Babelsberg 03, dem VfB Stuttgart II und der SpVgg Unterhaching.
Lisa Ramdor
Beim Football muß man nicht ins Tor schießen, sondern oben drüber. Das konnte ich schon immer ganz gut.
— Axel Kruse, nachdem ihn das Football-Team Berlin Thunder als Kicker eingestellt hatte