Werder Bremen: Ohne Stars zur Meisterschaft (Teil 1)

von Günther Jakobsen14:15 Uhr | 17.07.2010

Lautlos und bescheiden nahm der SV Werder 1963 seinen Bundesliga-Startplatz ein. Er hatte es gut gehabt in der Oberliga, war nachhaltig zur zweiten Kraft gereift und gar im Begriff, dem HSV den Rang abzulaufen. Es folgte eine Reise ins Ungewisse. Umso größer aber die Sensation, als die Bremer gleich im zweiten Jahr den Titel holten. Als ‘Meister der Namenlosen’ machten sie Furore und stiegen direkt zur Spitzenmannschaft auf. Halten konnten sich diese Ansprüche allerdings nicht, schon bald begann der Kampf um den Klassenerhalt.

Alle Jahre wieder
Wer weder HSV- noch Werder-Fan war, der hatte wenig zu lachen am Lebensabend der Oberliga Nord. Die einzigen Startplätze zur Meisterschafts-Endrunde, sie schienen fest vergeben und allenfalls unter sich noch austauschbar. Jedes Jahr war das so. Werder begann die Dekade mit einem großen Erfolg im Rücken, hatte sich als Außenseiter der Endrunde tapfer geschlagen und in seiner Gruppe den zweiten Platz erreicht. Den belegten die Bremer ohnehin oft, denn schon zum dritten Mal in Folge waren sie nun Vize-Meister und legten 1960/61 noch eine vierte Runde drauf. Georg Knöpfle hatte eine gestandene Mannschaft beisammen, der aber ein kreatives Defizit drohte, weil der langjährige Spielmacher Willi Schröder allmählich in die Jahre kam. Vielversprechende Talente waren allerdings auch schon im Anmarsch; sie hießen Piontek, Lorenz und Schimeczek. Auch im nächsten Jahr wurden die Bremer wieder Meister der HSV-Verfolger, blieben vom Rivalen aber weiter entfernt als zuvor. Das lag einerseits an der Integration der umstrittenen Neuzugänge Soya und Jagielski (beide vom FC Schalke) und andererseits am bis dahin größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Im Finale des DFB-Pokals siegten die Grün-Wießen über Kaiserslautern und gaben folglich auch ihr internationales Debüt, das dann im Viertelfinale gegen Atletico Madrid endete. Der Abschied aus der Oberliga begann ebenfalls mit einem Freudenfest, denn als eine von neun Mannschaften wurde der SV Werder gleich im ersten Anlauf in die Bundesliga gerufen. Im Gegensatz zum HSV motivierte das die Bremer zu einer sagenhaften Schlusssaison mit 102 Toren und am Ende nur zwei Zählern Rückstand auf den Rivalen. Die Rechnung war müßig, aber viele Experten waren sicher, dass die Oberliga für Werder Bremen ein Jahr zu früh den Vorhang senkte. Im nächsten Jahr wäre man sicher Norddeutscher Meister geworden.

Drama zwischen den Pfosten
Der Wettkampf mit Deutschlands Besten war allerdings kaum weniger reizvoll. Auch die Zuschauer quittierten das und strömten gleich in verdreifachter Zahl ins pflichtrenovierte Weserstadion. Was sie sahen, war eine im Großen und Ganzen langweilige Saison - mit zwei Ausnahmen. Erstens trug sich der SVW in die Geschichtsbücher ein, weil er es schaffte, das allererste Gegentor der Bundesliga-Geschichte zu kassieren (am Ende noch 3:2 gegen Dortmund). Zweitens beklagte der neue Trainer Willi Multhaup ein absolut denkwürdiges Torwartproblem. Nicht nur Neuzugang Günter Bernard nämlich verletzte sich, sondern auch gleich mehrere seiner Vertreter. Zeitweise musste sogar der fast 40-jährige Dragan Ilic zurück in den Kasten, obwohl er seit zwei Jahren nicht mehr aktiv war. Mit ihm verlor Werder allerdings kein Spiel. Ansonsten endete die Spielzeit enttäuschender als sie es musste, denn aus Platz sechs der ersten Hälfte wurde nur durch Unkonzentriertheiten noch ein etwas fader zehnter Rang.

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Du kannst dich nicht in eine Live-Sendung setzen und dabei um 11 Uhr morgens vier Whisky-Cola trinken.

— Stefan Effenberg über den fragwürdigen Auftritt von Ex-Bundesliga-Trainer Hermann Gerland im SPORT1-,,Doppelpass".