Die Hanseaten wurden unter Trainer Multhaup 1965 zwar Meister, doch danach rutschte das Team wieder ins Mittelmaß zurück, weil der erfreulichen Kontinuität in der Defensive Leistungseinbrüche in Angriff und Mittelfeld gegenüber standen.
Plötzlich passte alles
Insofern war es ein kleines Wunder, was in der folgenden Saison geschah. Beginnen sollte es eher zwischen den Spielzeiten, denn im Sommer 1964 wagte der SV Werder eine große Reise und nahm als deutscher Vertreter an einem New Yorker Fußballturnier teil.
Nicht nur gewann die Mannschaft diese Veranstaltung völlig überraschend, als sie zurückkam war sie auch eine völlig andere. Aus der Durchschnittself mit wenigen Spezialisten war plötzlich eine perfekt funktionierende Einheit gewachsen. Stars gab es nicht; was allein zählte, war das Kollektiv. Trainer Multhaup hatte gehörigen Anteil am neuen Mannschaftsgeist. Erstens waren seine Neuverpflichtungen Höttges, Steinmann und Matischak absolute Volltreffer, zweitens erkannte er die besondere Begabung des einstigen Halbstürmers Jagielski und machte aus ihm den perfekten Libero. Den Titel gewann Werder ohnehin in der Abwehr, die in der neuen Formation zur uneinnehmbaren Festung wurde und stolze zwölf Mal ohne Gegentor blieb. Noch zum Winter freute man sich nur, mit dem Abstieg diesmal nichts zu tun zu haben. Doch nach dem 17. Spieltag übernahmen die Bremer erneut die Tabellenführung und gaben sie einfach nicht mehr ab. Mit drei Punkten Vorsprung wurde der SV Werder sensationell Deutscher Meister 1965.
Zu viele Veränderungen
Ein weiteres Mal war nun alles anders, denn gegen einen Meister waren die Gegner per se motiviert, zudem war aus der bescheidenen Ruhe des Vorjahres ein steter Druck von innen wie von außen geworden. Ein Schlag ins Kontor war der Abgang des Meistertrainers, denn Willi Multhaup war sich mit dem Vorstand uneins über die Zukunft und sah im Titeljahr dann doch den besten Zeitpunkt zum Absprung. Nachfolger Günther Brocker hatte bei weitem nicht das Charisma des gefeierten Vorgängers und auch von Beginn an Probleme, von der Mannschaft respektiert zu werden. Auch die Neuzugänge waren eher Mitläufer, mit der Ausnahme John Danielsens, der die Grün-Weißen nicht nur als erster Bundesliga-Däne bereicherte, sondern auf Jahre hinaus zur echten Verstärkung werden sollte. Obwohl die Saison stellenweise ordentlich verlief, kam die Titelverteidigung eigentlich nie in Frage. Noch immer war die Abwehr das Filetstück des Teams, aber im Sturm herrschte immer öfter Flaute. Durch eine starke Rückrunde kam letztlich immerhin noch Platz vier heraus, der mit einem 7:0 in Mönchengladbach auch festlich garniert wurde. Das etwas peinliche Ausscheiden aus dem Europapokal warf aber dennoch einen Schatten auf die Spielzeit.
Mein Verein
Du kannst dich nicht in eine Live-Sendung setzen und dabei um 11 Uhr morgens vier Whisky-Cola trinken.
— Stefan Effenberg über den fragwürdigen Auftritt von Ex-Bundesliga-Trainer Hermann Gerland im SPORT1-,,Doppelpass".