Trotz einiger Neuzugänge rutschten die Bremer immer weiter ab. Erst mit Fritz Langner, der harte Bandagen aufzog, wurde es wieder besser.
Dem Abstieg gerade noch entkommen
Für die nächsten Jahre fühlte man sich eigentlich gut aufgestellt, doch dann erlitt die Mannschaft einen Schiffbruch, der fast zur Katastrophe führte. Der schlimme Start mit drei Niederlagen schien erst nur ein Unfall. Doch die Mannschaft erholte sich nie. Mühsam kletterte sie noch im alten Jahr bis auf Platz sieben, um dann in der Rückrunde wieder gnadenlos abzustürzen - in der Tabelle genau wie in der Spielkultur und nicht zuletzt der Zuschauergunst. Dass “Pico” Schütz mit 32 Jahren und neun Treffern bester Torschütze wurde, sagte viel über die Sturmleistung aus. Dabei hatte Günther Brocker gleich fünf Offensivkräfte an die Weser geholt. Am Ende führte er die Mannschaft bis ans letzte Ende des Erträglichen, nämlich auf Platz 16. Überraschenderweise saß er in der neuen Saison noch immer auf der Bank, allerdings nur drei Spiele lang. Nach einem erneut desolaten Start wurde der Vorstand nervös. Es kam Fritz Langner und sorgte mit seiner kurzen Leine direkt für ein 3:0 beim Meister Braunschweig. Quasi als Abschiedsgruß hatte der alte Trainer Bernd Rupp an die Weser geholt, und der tat der Mannschaft gut, gab gemeinsam mit Werner Görts dem Sturmspiel endlich ein Gesicht. Vor allem aber war es Langner, der das Team aufmöbelte. Er zog harte Bandagen auf, ließ keinen Stein auf dem anderen. Und plötzlich ging es aufwärts. Sieg folgte auf Sieg, am Ende waren es 14 Spiele ohne Niederlage, und Werder war Vize-Meister.
Wieder grüßte das Murmeltier
Jetzt also war Bremen wieder titelreif, mochte man meinen. Doch wenn es einen konstanten Wesenszug der 60er-Mannschaft vom SV Werder gab, dann war es ihre Unberechenbarkeit. Schon zu Oberliga-Zeiten hatte man von der “Sphinx des Nordens” gesprochen, die an guten Tagen zu Großem imstande war, zugleich aber so launisch, dass sie über jeden Gegner stolpern konnte. Fast schon aus Tradition gab es auch 68/69 einen Minusstart, nach fünf Spielen war Werder Vorletzter. Die alternde Mannschaft hatte noch immer Klasse, zu viel auch, um ernsthaft in Gefahr zu geraten, aber nicht genug für höhere Aufgaben. Wegen des Fehlstarts und weil die Neuzugänge durch die Bank floppten, war Platz neun am Ende annehmbar. Es kam ein neuer Trainer, der so hieß wie der alte sich gegeben hatte. Fritz Rebell aber war 64-jährig alles andere als die benötigte Frischzellenkur, schon im Februar sollte er wieder gehen. Übergangsweise kam Hans Tilkowski zu seinem ersten Trainerjob und sorgte mit frischem Elan für den sicheren Klassenerhalt. Eindeutig galt der personelle Umbruch als Ursache für das unruhige Ende der Dekade. Für die Zukunft nahm man sich daher viel vor.
Mein Verein
Nur Keita-Ruel hat die Arme hinter dem Rücken. Alle anderen Spieler schützen ihren liebsten Kameraden.
— Jörg Dahlmann, Sky, beim Spiel SV Darmstadt 98 gegen SV Sandhausen